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Elixir

Elixir

Titel: Elixir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Duff
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Wand frei war. Ich ließ hastig den Blick darüber wandern und mein Herz begann zu rasen. Fast jedes Bild zeigte eine von vier Frauen.
    Frauen, die ich kannte.
    Frauen, in deren Rollen ich im Traum geschlüpft war.
    Sie sahen mir nicht so ähnlich wie in meinen Träumen, aber ich war mir absolut sicher, dass sie es waren.
    Eine Frau lachte, während sie sich auf dem Tiber am Rand eines Ruderbootes festhielt– Olivia.
    Die Mähne einer Rothaarigen flatterte wild hinter ihr, als sie auf ihrem Pferd dahingaloppierte– Catherine.
    Eine Frau betrachtete ihr Bild im Spiegel und trug gekonnt Bühnen-Make-up auf– Anneline.
    Eine lehnte sich ans Klavier, während sie in einer brechend vollen Kneipe sang– Delia.
    Es gab noch mehr Bilder. An der Wand stand ein Aquarell zweier junger Männer mit Renaissance-Kleidung in albernen Posen. Ich kannte das Gemälde. Ich hatte es gemalt. Die Männer waren Sage und Giovanni und ich erinnerte mich an den Traum, in dem ich geschimpft hatte, dass sie endlich stillhalten und posieren sollten.
    Ich sah in die untere rechte Ecke des Bildes: signiert nur mit einem O. Ihre Signatur. Meine Signatur?
    War das möglich? Waren meine Träume tatsächlich… Erinnerungen? Erinnerungen an vergangene Leben? Ich glaubte nicht an Wiedergeburt… doch welche Erklärung sollte es sonst dafür geben?
    Und was war mit Sage? Er sah auf Olivias Bild genauso aus wie jetzt. Das kam mir komisch vor– dass er mit haargenau demselben Aussehen wiedergeboren wurde und ich nicht.
    Ich war dankbar, als Gelächter aus dem anderen Zimmer herüberdrang und mich aus meinen wilden Spekulationen riss. Allem Anschein nach gingen in diesem Haus eine Menge merkwürdige Dinge vor sich. Ich musste zurück, bevor sie merkten, wie lange ich verschwunden war, aber ich wollte noch nicht gehen. Was hatte das alles zu bedeuten? Gab es irgendeine rationale Erklärung?
    Sollte ich Sage einfach darauf ansprechen? Vielleicht war er sauer, dass ich herumgeschnüffelt hatte, aber so schlimm würde es nun auch wieder nicht sein. Im Grunde war er noch immer ein Fremder und ich hatte ein Recht darauf, mehr über ihn zu erfahren.
    Ich hatte schon die Hand am Türknauf, als mein Blick auf ein Bild in der Ecke fiel.
    Es war ungerahmt und stand schräg als oberste Leinwand in einem ganzen Stapel, der gegen die Wand gelehnt war. Der größte Teil war von einem Tuch verdeckt, doch es schaute ein Auge heraus, das mich magisch anzog.
    Es war ein riesiges, auffallend hellblaues Auge– wunderschön… und zugleich entsetzlich ausdruckslos. Ich konnte mich nicht davon losreißen, ja, merkte nicht einmal, wie ich darauf zuging, bis ich direkt davor stand und das Tuch wegzog.
    Es gelang mir gerade noch, einen Schrei zu unterdrücken.
    Natürlich war das Auge ausdruckslos. Es gehörte Olivia. Sie war tot. Sie lag auf der Seite, den Schädel von hinten eingeschlagen und den Mund in einem letzten Entsetzensschrei aufgerissen. Um sie herum hatte sich eine Blutlache gebildet. Das Schwertlilienamulett, das sie trug, war rot verkrustet. Die ganze Leinwand ertrank in einem See von Blut und zeigte ein grauenhaftes Massaker, bei dem Olivia den Mittelpunkt bildete. Hinter ihr lagen weitere Leichen– Männer und Frauen in entsetzlich verdrehten Haltungen mit Schwertern und Dolchen im Leib.
    Fetzen meiner Albträume schossen mir durch den Kopf und ich wand mich wie unter Schmerzen. Ich hatte diese Szene erlebt.
    Oh mein Gott, ich betrachtete gerade ein Bildnis meines eigenen Todes.
    Mit zitternden Fingern blätterte ich zum nächsten Gemälde weiter. Die pure Berührung der Leinwand verursachte mir Gänsehaut.
    Das nächste Bild zeigte Anneline… oder das, was noch von ihr übrig war. Sie lag ausgestreckt in einem weißen Schlafzimmer: weiße Vorhänge, die sich vor dem offenen Fenster blähten, weiße Bettwäsche, weiße Möbel. Sie trug ein wallendes weißes Kleid. Ihre roten Lippen, die langen schwarzen Haare, die sie umflossen, das Silber der Schwertlilienkette und ihre starren braunen Augen setzten die einzigen Farbakzente… und das Blut. Es strömte aus unzähligen Wunden in ihrem Leib und verteilte Tupfen über den Rest der schneeweißen Landschaft.
    Es gab noch eine weitere rote Stelle auf dem Bild.
    Eine einzelne langstielige rote Rose, die tief in ihrer Brust steckte– dort, wo das Herz saß.
    Ich spürte, wie Übelkeit in mir hochstieg.
    Ich konnte nicht mehr hinsehen.
    Aber ich musste.
    Von nebenan hörte ich Stimmen– wie lang war ich schon

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