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Elixir

Elixir

Titel: Elixir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Duff
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hier? Würde Sage gleich hereinkommen? Was würde er tun, wenn er mich mit diesen Bildern vorfand?
    Schnell blätterte ich die anderen Leinwände durch: Es ging so weiter. Delias Todespose war unschuldig sauber mit nur einem einzigen Einschussloch zwischen den Augen. Catherines war fürchterlich. Sie war an einem Pfahl festgebunden, wo sie sich krümmte und schrie, als Flammen sie einhüllten.
    Die Stimmen kamen näher. Ich musste hier weg.
    Da fiel mir etwas an der Wand auf. Eine Reihe von Nägeln. An vieren hing eine feingliedrige Schwertlilienkette.
    Und ein fünfter Nagel.
    Leer.
    Noch.
    Ich stürzte aus dem Zimmer und schloss mich im Bad ein, gerade noch rechtzeitig, um die Toilette zu erreichen, bevor ich mich übergab.
    Fast im selben Moment klopfte es an die Tür.
    » Clea? Alles in Ordnung mit dir?«, ertönte Sages Stimme. » Du bist schon eine halbe Ewigkeit hier drin.«
    » Tut mir leid«, krächzte ich. » Mein Magen. Keine Ahnung, warum, aber–« Ich merkte, wie sich mein Magen wieder hob und zum ersten Mal in meinem Leben war ich froh, dass jemand hörte, wie ich mich erbrach. Es war die beste Ausrede, um noch ein wenig hier drin zu bleiben und das alles zu durchdenken.
    » Oh, okay. Lass dir Zeit«, sagte Sage.
    Ich horchte, wie seine Schritte sich entfernten. Als ich wieder aufstehen konnte, ließ ich mir kaltes Wasser übers Gesicht laufen und spülte mir den Mund aus, doch ich atmete noch immer schwer und zitterte am ganzen Leib.
    Oh Gott, würde Sage mich umbringen?
    Die Bilder besagten das nicht zwangsläufig. Die an den Wänden zeigten die guten Zeiten. Und hatte mir meine Therapeutin nicht gesagt, dass Kunst eine hervorragende Möglichkeit der Verarbeitung sei, wenn man einen Menschen verloren hatte? Vielleicht hatte es ihm geholfen, damit umzugehen. Und die Ketten… wenn Sage diese Frauen geliebt hatte, dann würde er natürlich ihren liebsten Besitz behalten.
    Außer er sammelte sie auf eine Weise, wie Serienkiller ihre Trophäen horten.
    War Sage ein Serienmörder? Irgendeine Art zeitloser, altersloser Serienmörder, der sich nicht unterschiedliche Opfer suchte, sondern immer dasselbe… und sie– mich– immer und immer wieder umbrachte?

neun
    »Clea?«
    Diesmal war es Bens Stimme.
    » Ist alles in Ordnung mit dir?«
    War alles in Ordnung mit mir? Keine Ahnung. Drehte ich durch? Wenn ich Ben erzählte, was ich gesehen hatte, könnte er mir vielleicht helfen, das alles so zusammenzufügen, dass es irgendeinen Sinn ergab.
    Dad. Auf ihn musste ich mich konzentrieren. Was immer Sage vorhatte, er war meine einzige Hoffnung, Dad wiederzufinden. Dafür brauchte ich ihn. Und wenn ich Ben von meiner Entdeckung erzählte, dann würde er sofort die schlimmsten Schlüsse ziehen und alles in seiner Macht stehende tun, um mich und Sage auseinanderzubringen.
    Ich musste meine Entdeckung für mich behalten, so tun, als sei nichts geschehen.
    » Clea?«
    » Mir geht’s gut, Ben!«
    Ich machte mich fertig, versuchte vor dem Spiegel ein Lächeln und öffnete die Tür.
    » Tut mir leid«, sagte ich.
    » Ist wirklich alles okay?«
    » Yep. Alles bestens.«
    » Hast du mitbekommen, dass Sage einen echten Michelangelo besitzt? Und einen Rubens? Und er hat eine Originalausgabe von Das verlorene Paradies.«
    Natürlich hat er das, dachte ich. Wahrscheinlich kennt er die alle sogar persönlich.
    » Wow«, sagte ich stattdessen. » Er muss ein Vermögen auf eBay ausgeben.«
    » Genau– wer möchte nicht für mehrere Millionen Dollar online echte Kunst kaufen?«
    » Okay, vielleicht nicht bei eBay…«
    » Clea?«, erklang Sages Stimme, als Ben und ich wieder ins Wohnzimmer kamen. Als ich aufsah, schrie ich.
    Sage fuchtelte mit einem Messer herum.
    » Clea? Was ist?«, fragte er.
    » Äh… nichts… sorry, ich… das ist ja riesig, das Messer.«
    Er lachte. » Ich habe uns eine Pute aufgewärmt, die ich in der Tiefkühltruhe hatte, um ein paar Sandwiches zu machen. Was hältst du davon?«
    Eine Pute. Das Messer war für eine Pute.
    » Ja, großartig. Danke.« Ich brachte ein Lächeln zustande.
    Sage machte sich wieder daran, den Vogel zu tranchieren, sah mich aber an, als hätte ich den Verstand verloren. » Vielleicht sollten wir dich zum Arzt bringen.«
    » Nicht nötig. Ich bin nur ein bisschen durcheinander wegen… weißt du.«
    » Verstehe.«
    Irgendwie gelang es mir, in der nächsten Viertelstunde den Anschein der Normalität aufrechtzuerhalten. Sage machte die Sandwiches fertig, überprüfte noch

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