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Elixir

Elixir

Titel: Elixir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Duff
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Rosendornen gestochen hatte.
    » Was ist los, Doktor?«, fragte Sage. » Hat schon der Wundbrand eingesetzt?«
    Sollte ich ihm von den Träumen erzählen? Ich öffnete den Mund…
    » Juckt’s?«, fragte Ben. Sein Tonfall war schneidend und Sage und ich fuhren beide herum. Ben funkelte uns an. Obwohl ich nichts Schlimmes getan hatte, kam ich mir ertappt vor. An Sage dagegen schien es abzuprallen.
    » Guten Morgen, Schlafmütze«, sagte er.
    Ben ignorierte ihn. Er sah die Zeichnung auf dem Boden.
    » Nettes Bild«, sagte er. » Aber so ganz trifft es sie nicht.«
    Sage machte sich nicht die Mühe, ihn darüber aufzuklären, wer das da auf dem Bild war. » Es ist dunkel draußen. Lasst uns abhauen. Geht’s dem Knöchel besser?«, fragte er mich.
    Ich ließ den Fuß kreisen. Es ziepte ein wenig, war aber schon viel besser. » Ist in Ordnung.«
    » Wunderbar.«
    Sage ging zu einem kleinen Tunnel am anderen Ende der Höhle. Dieser Durchgang war viel größer als der Kriechtunnel, durch den wir hergekommen waren, und führte uns bald zurück ins Gestrüpp von Leme Hill. Es war mitten in der Nacht, doch der Himmel war hell und klar, erleuchtet vom Vollmond und einer unermesslichen Zahl von Sternen.
    Sobald wir die Höhle verlassen hatten, spielte mein Handy verrückt.
    » Rayna«, sagte ich nach einem Blick aufs Display. » Sie hat sechsmal angerufen. Und sechs SMS geschrieben. Sie muss sich ganz schön Sorgen machen, weil sie uns nicht im Hotel erreicht hat.«
    Ehe ich sie zurückrufen konnte, riss Sage mir das Handy aus der Hand und schleuderte es ins Gebüsch.
    » He, was machst du da?
    » Uns davor retten, dass wir aufgespürt werden. Erinnerst du dich noch daran, was ich gesagt habe: Wir müssen unbemerkt bleiben. Keine Handys, keine Kreditkarten, keine Bankkarten.« Sage sah Ben eindringlich an, aber der schüttelte den Kopf.
    » Mein Handy ist schon weg«, sagte er. » Ich habe es verloren, als wir überfallen wurden.«
    » Gut. Das ist gut. Lasst uns gehen.« Wir nahmen einen schmalen Pfad durch den Wald. Auch wenn Sage glaubte, dass unsere Angreifer längst weg waren, zuckte ich bei jedem Zweig zusammen, der knackte. Ich war froh, als wir am Strand ankamen und zurück zur Straße liefen. In dieser Aschermittwoch-Nacht war es viel ruhiger als in der vorigen, aber dafür fühlte es sich auf der Straße sicherer an.
    Sage hielt ein Taxi an und stieg vorne ein, Ben und ich hinten.
    » Das gefällt mir nicht, Clea«, flüsterte Ben. » Das ist eine schlechte Idee, wie sie im Lehrbuch steht. Wir fahren mit einem Fremden durch die Nacht, keiner weiß, wo wir sind, und wir können uns mit niemandem in Verbindung setzen. Genau so werden Leute zu Zahlen in der Kriminalstatistik.«
    » Genau so?«, fragte ich und dachte an all die verrückten Wendungen und Zufälle, die uns hierher gebracht hatten.
    Ben gab den Punkt mit einem Schulterzucken an mich ab. » Vielleicht nicht genau so. Aber trotzdem…«
    Er ließ es gut sein und schließlich hielt das Taxi am Rande eines abgelegenen Waldgebiets. Sage zahlte. » Alles aussteigen!«
    Ben warf mir einen Blick zu, die eine Augenbraue hochgezogen. Er überließ mir die Entscheidung. Ich drückte kurz sein Knie, ehe ich die Tür öffnete und wir aus dem Wagen kletterten.
    Sage wartete, bis das Taxi weg war, dann ging er geduckt einen Waldweg entlang, offenbar in der festen Annahme, dass wir folgen würden.
    Der Pfad durch das dichte Unterholz war wunderschön im Mondlicht und ich holte automatisch meine Kamera aus der Tasche.
    » Lieber nicht«, sagte Sage, ohne sich umzudrehen. » Ich lege keinen gesteigerten Wert auf Besuch.«
    » Ich verkaufe die Fotos auch nicht an Travel and Leisure«, sagte ich und begann schon, drauflos zu knipsen. » Außerdem muss ich mich irgendwie von meinen Füßen ablenken.« Meine Schuhe waren am Strand zurückgeblieben, wo ich sie von mir geschleudert hatte, um zu tanzen.
    » Hey, ich habe angeboten, dich zu tragen«, meinte Sage.
    » Nein, danke.«
    Ohne Schuhe hätte ich eigentlich in der Lage sein sollen, mich flink und leise zu bewegen, stattdessen schaffte ich es nur, bei jedem Schritt auf irgendetwas anderes Spitzes zu treten, wodurch ich wie auf heißen Kohlen stakste. Alle paar Minuten wiederholte Sage sein Angebot, mich zu tragen. Doch ich verzog nur jedes Mal das Gesicht und lehnte ab.
    Nach gefühlten fünfzehn Kilometern konnten mich nicht mal mehr die Fotos ablenken. » Ist es noch weit?«, fragte ich.
    » Wir sind da.«
    Vor uns war

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