Elixir
Verfluchte Vergeltung hervorgegangen. Die Retter des Ewigen Lebens dagegen sind die Nachfahren der Mitglieder der Gesellschaft– Ehemänner, Ehefrauen und Kinder, die die Geschichten über das Elixir von Generation zu Generation weitergegeben haben.«
Ich hörte Magdas Stimme, aber ich war noch immer von der Szene, die sich vor mir abspielte, gefangen. Wie ein wildes Tier stand Sage zwischen den Leichen der fünf Männer. Er war blutüberströmt und sein Atem ging stoßweise.
Jetzt, da er sein Ziel erreicht hatte und ganz allein mitten im Nirgendwo stand, mit Blick auf die Ewigkeit, die sich endlos vor ihm erstreckte, zerbrach etwas in ihm und er fiel auf die Knie und schrie.
Das Bild wechselte. Es war später am selben Tag. Ich sah, wie Sage das verbliebene Elixir ausschüttete und es vernichtete. Die beiden Phiolen vergrub er im Dreck… wo das Team meines Vaters sie Jahrhunderte später wieder ausbuddeln würde.
Als Nächstes sah ich Sage in Rom, den Kopf über Olivias Grab gebeugt. Ein älterer Mann legte die Hand auf seine Schulter. Es war Olivias Vater. Ich betrachtete das Bild genauer und fragte mich, ob mein Dad dieser Mann gewesen war, aber er kam mir nicht bekannt vor. Sage zuckte kurz zusammen, als er den Mann sah, doch der blickte Sage freundlich an und drückte ihm etwas in die Hand: Olivias Kette mit dem Schwertlilienamulett.
Erneuter Szenenwechsel. Ein lächelnder Sage ritt auf einem Pferd durch eine Landschaft– ich erkannte sie sofort: Es war England im späten siebzehnten Jahrhundert. Obwohl in den Tiefen seiner Augen noch immer der Kummer nistete, schien er glücklich zu sein, und bald verstand ich auch, wieso. Er war mit Catherine zusammen, deren rotes Haar wie Feuer hinter ihr loderte, als sie dahingaloppierten.
Catherine und Sage lagen an einem Bach, während ihre Pferde tranken und sich ein wenig ausruhten. Sage griff nach dem Amulett an ihrem Hals. » Es ist wie ein einziges großes Wunder für mich«, sagte er. » Ich kann nicht glauben, dass ich wirklich mit dir hier bin.«
Catherine lächelte und küsste ihn, doch er schob sie sanft von sich weg. » Sei vorsichtig«, sagte er. » Dein Vater hat dich einem anderen versprochen.«
Sie verdrehte die Augen. » Er wird seine Meinung schon noch ändern.« Sie schmiegte sich wieder an Sage und er legte die Arme um sie.
Die beiden ahnten nicht, dass sie beobachtet wurden. Zwischen den Bäumen stand ein Mann, der den Körperbau eines Stiers hatte, einen dicken Hals, kleine Augen und eine platte Nase. Seine Nasenflügel bebten vor Zorn.
Noch im selben Moment wusste ich zwei Dinge: Dieser Mann war Jamie, Catherines Verlobter… und dieser Mann war Ben. Magdas Vision war ein Fenster zu seinem Herzen und ich sah, wie aus seiner Wut und Verzweiflung ein schrecklicher Plan keimte: Er würde sie der Hexerei bezichtigen. Sie wäre kompromittiert, genauso wie sie ihn kompromittierte, indem sie etwas mit einem anderen anfing, obwohl sie doch ihm versprochen war. Das würde ihr eine Lehre sein.
Ich wollte ihn anschreien, dass er es nicht tun solle. Dass die Dinge nicht so kommen würden, wie er es erwartet hatte, doch ich konnte nur stumm zuschauen, wie die Szene sich erneut änderte und Catherine an einen Pfahl gebunden auf dem Scheiterhaufen stand und Flammen um ihre Füße züngelten. Durch den Rauch sah sie Jamie in der Menge, der blass und ausgemergelt war, als hätte er seit Wochen weder geschlafen noch gegessen. Er wiegte sich vor und zurück und murmelte Gebete vor sich hin, doch es war zu spät, um seine Tat rückgängig zu machen. Catherine schüttelte traurig den Kopf und hielt dann in der Menge nach Sage Ausschau. Er umklammerte mit der geballten Faust ihre Kette. Fünf Wachen hielten ihn fest, gegen die er sich verzweifelt zur Wehr setzte. Tränen liefen ihm übers Gesicht, als er zusah, wie das Feuer aufloderte.
Ich hatte nicht gemerkt, dass ich den Atem anhielt, bis das nächste Bild vor mir aufflackerte. Es zeigte Anneline, die berühmte französische Schauspielerin. Sie und Sage hatten es bis zum Tag ihrer Hochzeit geschafft und Sage entspannte sich endlich, zuversichtlich, dass er diesmal der Tragödie entronnen war.
Ich sah sie zu Hause, in ihrem Glück. Dann kam ein Paket. Rosen von einem anonymen Fan, genau wie die in meinem Traum. Ich wusste, dass dieser Strauß der letzte von vielen war. Der Text der beiliegenden Karten hatte sich von liebevoll über erdrückend hin zu drohend gewandelt. Diese letzte besagte: Wenn ich dich
Weitere Kostenlose Bücher