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Elizabeth II.: Das Leben der Queen

Elizabeth II.: Das Leben der Queen

Titel: Elizabeth II.: Das Leben der Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kielinger
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[Shaw zählte das Empire mit], von denen nur elf Prozent Christen seien. Gut also, wenn die Kirche seine Ehe nicht einsegnen wolle, würde doch eine zivilrechtliche Trauung angesichts solcher Zahlen die religiösen Gefühle von fast keiner Seele in seinem Empire verletzen. «Auf eine kleine Londoner Clique, die zwei oder drei Jahrhunderte hinter der Zeit zurück liegt, mag ich zweifellos verrückt wirken», sagt bei Shaw der König zum Premierminister, «aber die moderne Welt weiß es besser».
    Tatsächlich meldete sich diese moderne Welt mit vielen Sympathiekundgebungen, wofür hier nur zwei Zuschriften an den König als Beleg dienen mögen. Eine Waliserin schrieb: «Das Größte im Leben sind Liebe und Zuneigung. Mrs. Simpson muss ihrer offenbar würdig sein.» Politischer wurde eine Frau aus Mittelengland, die einen Tag lang in London gegen die Abdankung demonstriert hatte, mit Slogans wie «Hände weg vom König! Abdankung heißt Revolution!». «Mein Eindruck ist», so schrieb sie, «dass man in der Arbeiterklasse die Dinge sieht wie ich. Ich fühle mich beleidigt von Mitgliedern der Oberklasse. Ich ahnte ja gar nicht, dass so viel Humbug und Heuchelei unter den Engländern zu finden ist. Geben Sie nicht auf, Majestät. Die einfachen Menschen sind alle für Sie, und es schert sie einen Dreck, wen Sie heiraten.» Das lag ganz auf der Linie von Shaws Satire.
    Aber es war nicht das letzte Wort. Die Vorstellung, dass mitWallis Simpson eine Frau mit zwei noch lebenden geschiedenen Ehemännern den britischen Thron an der Seite eines Dritten besteigen könne, ließ die Menschen nicht gleichgültig – Begriffe wie Familie und Verfassung gewannen allmählich die Oberhand. Typisch dafür ist, was Gewerkschaftsboss J. H. Thomas im Gespräch mit dem ihm befreundeten Harold Nicolson meinte und was dieser seinem Tagebuch anvertraute. «Dieser obstinate kleine Mann mit seiner Wallis Simpson – das haut nicht hin, Harold, ich sag’s dir gradeheraus. Ich kenne die Menschen dieses Landes. Sie werden einen Hof ohne Familienleben nicht hinnehmen.» Auch der sozialistische «Daily Herald» stimmte zu, von anderer Warte aus: «Die Autorität des Parlaments muss gewahrt bleiben.» Spottverse zu Wallis («Wally») Simpson machten bald die Runde. Den heraldischen Spruch des renommiertesten aller königlichen Auszeichnungen, des Hosenbandordens, «honi soit qui mal y pense», dichtete man um in «Honi soit qui Wally pense». Ein bekanntes Weihnachtslied kam mit neuer Eingangszeile daher: «Hark the herald angels sing:/Mrs. Simpson pinched our King» – «hört, was die Engelsherolde singen:/Mrs. Simpson hat unseren König gestohlen.»
    Dieser unternahm Ende November einen letzten verzweifelten Versuch, doch noch Krone
und
Wallis für sich zu retten. Er bat den Premierminister, im Kabinett und den Dominien nachfragen zu lassen, was man von einer «morganatischen» Heirat des Königs halte: Ihr zufolge würde Mrs. Simpson eine Bürgerliche bleiben, nicht Queen werden, und etwaige Kinder aus dieser Verbindung hätten keine Thronansprüche. Mit dieser Bitte gab sich Edward endgültig in die Hände der Verfassung, denn einmal offiziell um Rat (
advice)
fragen, heißt, sich diesem unwiderruflich auszuliefern. Die Antwort fiel natürlich negativ aus. Dem König wurde nicht einmal gestattet, sich per Radio an das Volk zu wenden, um die Idee einer morganatischen Verbindung vorzutragen. «In einer konstitutionellen Monarchie ist das Parlament der Souverän des Königs», hatte John Gunther geschrieben. Stanley Baldwin führte am 4. Dezember im Unterhaus aus: «Der König bedarf keiner Autorität, seine Ehe zu legalisieren [eine Anspielung auf den «Royal Marriage Act» von 1772]. Aber die Frau, die er heiratet, muss dadurch Königin werden.Unser Recht kennt keine morganatische Ehe, und das Parlament ist nicht bereit, ein solches Gesetz einzubringen, das im Übrigen von allen Dominien abgesegnet werden müsste, die aber nicht zustimmen werden.» Winston Churchill andererseits machte sich keine Freunde im Parlament, als er in der Krise um «Zeit und Geduld» bat und dazu riet, die Krönung im folgenden Jahr von der Heiratsfrage abzukoppeln. Er hatte einen Hintergedanken, wenn er auf Zeit setzte: Wusste man, ob Edward Wallis Simpson treu bleiben würde, bei seinen wechselnden Frauengeschichten in der Vergangenheit?
    Churchill irrte, die Geschichte lief anders: Wallis schaffte es tatsächlich, aus einem höchst promiskuitiven Charakter einen

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