Elizabeth II.: Das Leben der Queen
Hochzeit in der Westminster Abbey im Mai 1960 waren die erste falsche Fährte einer heilen Windsor-Welt, auf die das globale Dorf geführt wurde. Alle liebten anfänglich das wildePaar, die unkonventionelle Margaret und ihren zum Earl of Snowdon beförderten Ehemann und Bohemien. Der Rolls-Royce wurde gegen einen Mini Cooper eingetauscht, und die Prinzessin sah man gelegentlich auf dem Soziussitz von Tonys Vespa durch die Straßen Londons rauschen. Zwei Kinder kamen binnen drei Jahren nach der Hochzeit zur Welt, David, Viscount Linley, 1961 und Lady Sarah Armstrong-Jones 1964.
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Die falsche Fährte einer heilen Windsor-Welt: Prinzessin Margaret und Anthony Amstrong-Jones am Tag ihrer Hochzeit, 6. Mai 1960 (Foto: Cecil Beaton)
Doch der Rausch der Liebe war bald verflogen, von ehelicherUntreue auf beiden Seiten weggeblasen. Die Trennung kam 1976, die Scheidung 1978. Damit bestätigte sich für die öffentliche Meinung, dass die Entscheidung des Establishments gegen Margaret und Townsend in menschlicher Hinsicht ein Fehler gewesen war – eine «Verschwendung», wie der «Guardian» schon 1955 geschrieben hatte. Das süße Leben führten die Geschiedenen auf ihre Weise fort, Margaret gerne auf der Karibikinsel Mustique, wo sie ein Haus besaß und mit dem siebzehn Jahre jüngeren Bummler der gehobenen Klasse Roderick Llewellyn, ihrem
toy boy,
vorübergehend den Abstieg ins Halbseidene probte. 1992 freilich sollte sie der Herzogin von York, der unglückseligen Sarah Ferguson («Fergie»), einen bitterbösen Brief schreiben, weil diese durch kompromittierende Bilder mit einem Liebhaber Schlagzeilen gemacht hatte. «Du hast mehr Schande über die Familie gebracht als Du Dir je denken kannst», tadelte sie die mit Prinz Andrew Verheiratete, «und nicht ein einziges Mal Deinen Kopf in Scham zu Boden gesenkt ob dieser Fotos.» Margaret hatte auf höherem Niveau über die Stränge geschlagen, und Fotos von einem Geliebten, der sich am Swimmingpool in Südfrankreich an den Zehen der Herzogin amüsierte, fand sie entschieden nicht amüsant.
So war sie: eine animierende, geistreiche Außenseiterin, die dennoch auf Status und Rang großen Wert legte. Eine kranke Frau zuletzt, gebrochen durch ihre Dauersucht Nikotin und Alkohol, von Schlaganfällen geplagt, halbseitig gelähmt, fast blind und einsam. Sie wurde in der St. George’s Chapel von Schloss Windsor beerdigt, auf den Tag genau 50 Jahre nach ihrem geliebten Vater und an gleicher Stelle. Prinz Charles sagte im Fernsehen zum Tod seiner Tante: «Dies ist ein schrecklich trauriger Tag für meine ganze Familie. Wir werden sie alle sehr vermissen. Viele Menschen wissen gar nicht, welche Talente sie besaß. Sie hat unglaublich gut Klavier gespielt und gesungen wie ein Engel. Die letzten Jahre waren eine schlimme Zeit für sie, wegen dieser grässlichen Krankheiten; es war schwer für sie, damit umzugehen, vor allem, weil sie doch so eine wunderbar lebenslustige Frau mit so einem unabhängigen Geist war. Sie hat das Leben geliebt und es in vollen Zügen genossen, und daran werden wir uns immer erinnern.»
VIII
Die 50er Jahre: Ein neuer Ton der Kritik meldet sich an
«Die Persönlichkeit, die bei den Worten herüberkommt, die man ihr in den
Mund legt, ist die eines besserwisserischen Schulmädchens.»
Lord Altrincham über die Queen, August 1957
«Es sind die Herzoginnen, nicht die Kassiererinnen,
welche die Queen für hausbacken, ohne jeden Pfiff und für banal halten.»
Malcolm Muggeridge in der «Saturday Evening Post», Oktober 1957
«Und nun, strahlend lächelnd,
schwimmt die Königin um ihr Leben.»
Aus einer TV-Satire der BBC über die Windsors, März 1963
Der Buckingham Palast gab sich gegenüber den Medien in den ersten Jahren von Elizabeth II. wie eine Bastion der Unangreifbarkeit. Es schien, als ob Walter Bagehot persönlich, der große Verfassungsexperte, zum königlichen Oberaufseher ernannt worden sei, mit dem berühmtesten Satz aus seinem Grundsatzwerk «The English Constitution» (1867), der über den «Charme des Königtums» festhielt: «Sein Mysterium ist sein Leben. Wir dürfen kein Tageslicht in die Magie eindringen lassen.» Einpeitscher dieser Philosophie war der Pressesprecher des Königshauses, Commander Sir Richard Colville, ein militärischer Haudegen, den freilich einen «Sprecher» zu nennen höchst schmeichelhaft ist, denn er sprach so gut wie nie mit
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