Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elizabeth - Tochter der Rosen

Elizabeth - Tochter der Rosen

Titel: Elizabeth - Tochter der Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
Vom Netzwerk:
unserer Stickarbeit in meiner Kammer saßen.
    Sie legte ihre Hand auf meine. »Ich verspreche, dich oft besuchen zu kommen.«
    Mein Blick huschte zu den Hofdamen in meinem Vorzimmer, die außergewöhnlich ungehemmt mit Patch lachten und schwatzten. »Es gibt vieles zu feiern, nun, da Margaret Beaufort zu ihren Ländereien in Woking gereist ist«, bemerkte ich schmunzelnd.
    Anne grinste.
    Ich führte meine Nadel, machte einen vertrackten Stich und ließ meine Gedanken zu Annes künftiger Familie zurückkehren. »Tom Howards Vater scheint Henry ergeben zu sein.«
    »Nein, ihm liegt wenig an ihm«, vertraute Anne mir flüsterndan. »Aber er ist ihm treu bis aufs Blut, weil er König Richard die Schuld am Tod seines Vaters und an seiner jahrelangen Kerkerhaft im Tower gibt.«
    Erschrocken sah ich zu ihr auf. »Wie das?«, rief ich zu laut. Surreys Vater und Toms Großvater John Howard, Duke of Norfolk, war in Bosworth an Richards Seite gefallen. Er war der Einzige von Richards Adligen gewesen, der nicht zum Verräter geworden war.
    »Tom sagt, König Richard lieferte seine Männer Henry aus, als er hinter die feindlichen Linie vorstieß. Er warf sein Leben weg, seine Krone und das Leben von jedem, der an ihn glaubte. Das wird sein Vater Richard nie vergeben. Als John Howard, Toms Großvater, aus dem Tower freigelassen wurde, sagt Tom, hat sein Vater geschworen, jeden auf dem Thron hinzunehmen, sogar einen Brombeerstrauch.«
    Ich sah Richard vor mir, wie er sich zu Henry durchkämpfte, dessen Leibgarden niederstreckte und mit dem Schwert ausholte, um den feigen Tudor zu töten. Wären William Stanleys verräterische Rotröcke nicht gewesen, hätte Richard ihn gehabt.
    Mit einem angestrengten Blinzeln vertrieb ich die Bilder aus meinem Kopf. Es ist, wie es ist, dachte ich.
    Und dennoch steckte Wahrheit in dem, was Surrey sagte. Am Ende war Richard wahnsinnig vor Kummer gewesen und hatte nicht mehr leben wollen. Er wollte nur   – wie König Artus   – seinen Mordred treffen, den er für die Zerstörung von allem verantwortlich machte, was er geliebt hatte.
    Es machte mich zutiefst traurig, denn ich wusste, dass der Earl of Surrey ein guter Mann war. Und ich bedauerte, dass er sich mit solcher Verbitterung Richards erinnerte.
    Patch beobachtete uns vom Vorzimmer aus, und mir entging nicht, dass jener kummervolle Ausdruck in seine Augen getreten war, den ich dort oft bemerkte, wenn er mich ansah. Ich streckte die Hand nach ihm aus, und er verließ die Hofdamen, um zu mir zu laufen.
    »Bring mich zum Lachen, Patch!«, bat ich ihn.

KAPITEL 18
    Die Straußenfeder · 1489   –   1491
    D AS ALTE JAHR 1488 ging ins neue, 1489, über. Der Winter, in dem ich dreiundzwanzig wurde, war hart. Und dann kam der Frühling und mit ihm das Wissen, dass ich im November ein Kind gebären würde. Margaret Beaufort kürzte die Stunden, in denen ich Bittsteller empfangen durfte, was mich nicht bekümmerte, denn ich fühlte mich müder denn je. Am Maitag fragte ich mich, wie ich trotz der Sonne und der Feierlichkeiten von solch einer Lustlosigkeit erfüllt sein konnte. Ja, beides schien sie gar noch zu vergrößern. Vielleicht lag es an meinem Zustand oder daran, dass sich meine Zeit mit Arthur dem Ende zuneigte. Seine Kindheit würde bald vorbei sein, denn im September kam sein dritter Geburtstag.
    »Arthur ist bereit, zum Prince of Wales zu werden und sich zu seinem eigenen Haushalt in Wales zu begeben«, sagte Henry eines Tages im August zu mir. »Er ist ein außerordentlich helles Kind, sehr reif für sein Alter, und wird sich unter der Anleitung der Lehrer aus Oxford und Cambridge, die meine Mutter für ihn verpflichtet hat, gut machen. Dessen bin ich sicher.«
    »Darf ich nicht noch ein wenig mehr Zeit mit ihm verbringen, Mylord?«
    Henry sah mich beinahe sanftmütig an. »Lass ihn lieber jetzt gehen, Elizabeth! Es wird nur schwerer für ihn, je länger er bei dir ist.« Er neigte den Kopf und verließ mein Zimmer.
    Der zwanzigste September kam viel zu bald. Wir feierten Arthurs Geburtstag mit einem Festmahl, bei dem auf jeden Gang ein Kunstwerk des Konditors folgte. Es gab Ritter mit Schwertern aus rotem Zucker und Lakritze, einen leuchtend goldenen Drachen aus Marzipan und die köstlichste Mauer mit essbaren bunten Ornamenten, die Arthurs Wappen der drei Straußenfedern darstellten, den Insignien des Prince of Wales. Doch bei jedem strahlenden Lächeln, das ich Arthur zuwarf, zog sich mein Herz schmerzhaft zusammen. Wie sollte ich

Weitere Kostenlose Bücher