Elizabeth - Tochter der Rosen
ein einarmiger Mann mit einem freundlichen Gesicht. Seinen leeren Ärmel hatte er seitlich in einen Ledergürtel gesteckt. Natürlich war Margaret Beaufort da, als Henry und ich ihn im Staatszimmer von Westminster empfingen. De Puebla kam herein und verbeugte sich tief. »Sire ... Euer Gnaden ... Mylady«, begrüßte er uns mit dem rollenden »R« der Spanier und schwenkte seine federngeschmückte Kappe elegant. »Ich bin entzückt, Euch mitzuteilen, dass ich glänzende Neuigkeiten bringe, die unsere Nationen zu den mächtigsten in ganz Europa machen.«
Henry lehnte sich auf seinem Thron nach vorn.
Der Gesandte fuhr fort: »Ihre Exzellenzen, König Ferdinand und Königin Isabella von Spanien, haben Euer Ersuchen um die Hand ihrer zweitältesten Tochter, Katharina von Aragon, zustimmend beschieden.«
Henry konnte seine Freude nicht verbergen und sprang von seinem Thron auf. Er legte seine Kappe ab und umarmte den spanischen Gesandten. »Te Deum Laudamus!« , rief er. Gelobt sei Gott! Mit dieser Zusage erhielt er die Anerkennung als legitimer Monarch von einem der meistgeschätzten Häuser Europas.
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Ich ging ins Kinderzimmer. Arthur, der nun achtzehn Monate alt war, ließ seinen Spielzeugsoldaten fallen, lief auf mich zu und kreischte »Mama! Mama!« Ich hob ihn in meine Arme, drückte ihn an mein Herz und wirbelte mit ihm durchs Zimmer, wobei wir beide lachten. »Ach, mein Süßer, ich vermisse dich so, wenn ich dich nicht sehe! Oh, wie gut fühlt es sich an, deine Ärmchen um meinen Hals zu spüren!« Ich bedeckte ihn mit unzähligen Küssen. Die Ammen und jungen Dienerinnen lächelten, und die Waffenknechte an der Tür sahen gerührt zu uns. Unwillkürlich musste ich an die Adligen denken, die am Ratstisch gewartet hatten, während mein Vater mich kurz vor Warwicks Rebellion durch den Raum gejagt hatte. Ich sah das wundervolle Kind in meinen Armen an.
Wie vieles hat sich seither verändert!, ging es mir durch den Sinn. Und wie vieles bleibt ewig!
Ich ging zu Arthur, sooft es meine königlichen Pflichten erlaubten. Seinem niedlichen Gebrabbel zu lauschen beruhigte und tröstete mich. Ich war froh, dass ich mich nach Arthurs Geburt gegenüber Henrys Mutter behauptet hatte. Nun setzte ich mich mit Arthur auf einen Stuhl am Fenster, herzte meinen Kleinen und küsste sein weiches dunkles Haar, die strahlend grauen Augen und die roten Pausbäckchen. Er zeigte zum Fenster und erzählte mir etwas Unverständliches. Und ich sagteihm, wie sehr ich ihn liebte. »Du, mein süßes Kindchen, bist alles für mich, weißt du das?« Er kicherte mich auf eine Weise an, die mir das Herz übergehen ließ.
Ich war keine Königin, weil es mein Ehrgeiz war zu herrschen, sondern weil ich meinem Kind ein Beispiel geben wollte. Ihn wollte ich die Ideale lehren, an die ich glaubte, damit er zu einem König heranwuchs, der unser Volk mit Stärke, Ehrgefühl und Mut regierte.
Nachdem ich ihn ein letztes Mal auf sein seidiges Haar geküsst hatte, übergab ich ihn der Amme. Es war Zeit, Bittsteller zu empfangen.
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»Onkel Edward!«, rief ich freudig überrascht und stand von meinem Sofa auf. Das letzte Mal hatte ich meinen Onkel mütterlicherseits, Sir Edward Woodville, bei meiner Krönung gesehen, und dort hatten wir keine Gelegenheit zu einem persönlichen Gespräch gehabt. Ich vermutete, dass man ihn willentlich von mir fernhielt, so wie jeden anderen meiner Verwandten, mit Ausnahme meiner jüngeren Schwestern – sie stellten keine Bedrohung für Henry dar. Ja, bestimmt hinderte man ihn daran, mich zu besuchen, und dies obgleich er Henrys besondere Gunst genoss, hatte er doch im Gegensatz zu Dorset nie versucht, sich mit Richard auszusöhnen, und in Bosworth für Henry gekämpft. Dennoch setzte Henry, der jedem misstraute und stets fürchtete, seinen Thron zu verlieren, alles daran, uns auf Abstand zueinander zu halten.
»Wie schön, dich zu sehen!« Ich nahm seinen Arm und führte ihn zur Fensterbank, wo ich mich neben ihn setzte und meinen schwarzen Seidenrock glatt strich. »Wie geht es dir?« Ich musterte seine von der Zeit, den Kriegserlebnissen und dem Exilgezeichneten Züge. »Warum hast du mich nicht eher besucht? Du hast mir gefehlt.«
Auf meine zweite Frage ging er nicht ein, was nur bedeuten konnte, dass ich recht hatte: Man hatte ihn an einem Besuch bei mir gehindert. Umso dringlicher musste der Grund sein, aus dem man ihm jetzt erlaubte, mich zu sehen.
»Ich bin hier, um dir Lebewohl zu sagen, meine teure
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