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Elizabeth - Tochter der Rosen

Elizabeth - Tochter der Rosen

Titel: Elizabeth - Tochter der Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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ihm Dickon in der Verkleidung eines Steinmetzgehilfen. »Dickon!« , hatte meine Mutter gerufen und war mit ausgebreiteten Armen auf ihn zugestolpert. »Dickon!«
    War dieser Prätendent mein Bruder? Wenn er es war und Henry von seinem Thron stieß, was wurde aus meinem Arthur? Vor Jahren hatte meine Mutter gesagt: »Egal, was geschieht, du und Arthur werdet sicher sein. Zweifle nie daran!«
    Leider wogen gute Absichten selten schwerer als die Wirklichkeit. Mein Vater hatte Henry IV . nie vernichten wollen, hatte es am Ende aber doch getan. Ich wies diesen qualvollen Gedanken von mir und sank in einen unruhigen Schlaf, durchwirkt von verwirrenden Träumen.

KAPITEL 22
    Rebellion · 1495   –   1497
    M IT DEM SEPTEMBER wurden die Nächte länger und kühler, ganz besonders jedoch in diesem Jahr 1495, denn mir bescherte er einen furchtbaren Schmerz. Meine kleine Tochter Lizbeth, das liebenswerte kleine Mädchen, das mir so gern Blumen brachte, mich überschwänglich küsste und mit seinem Lachen und seiner bezaubernden Art jeden verzückte, der es sah, wurde krank. Lizbeth starb am vierzehnten September im Alter von drei Jahren. Der Palast wurde still wie ein Grab. Nichts vermochte meinen Schmerz und meine Trauer zu lindern. Meine Verzweiflung war grenzenlos. Als Richards Geburtstag im Oktober nahte, nahm die Schwermut, die mich in dieser Zeit stets überkam, unerträgliche Ausmaße an. Die Blätter färbten sich und malten die Erde bunt, aber ich wusste, dass ihr Leuchten nur von kurzer Dauer sein würde, denn bald schon fielen sie zu Boden und wurden zu Staub.
    »Lass uns eine Pilgerreise nach Walsingham unternehmen!«, drängte Kate mich. »Sie wird dir guttun, liebe Schwester.«
    Zu meiner Überraschung stimmte Henry meiner Bitte zu   – Margaret Beaufort war nicht am Hof, um es ihm auszureden   –, obgleich ich im vierten Monat mit unserem Kind war. Ja, er bedauerte sogar, nicht mit mir kommen zu können. Ich ritt auf meinem weißen Zelter nach Walsingham, weil ich die Leute sehen und von ihnen gesehen werden wollte. Nur wenn ich allzu erschöpft war, nahm ich einen Sänftenwagen. Die Freundlichkeit, die man mir in allen Weilern, Dörfern und Städten entgegenbrachte, tröstete mich. Wieder einmal erfuhr ich, wie viel ich meinem Volk bedeutete. »Elizabeth, Elizabeth!«, riefen sie. Die Bauern auf den Feldern ließen ihre Erntelasten fallen und kamen zu mir gelaufen. Frauen eilten mit ihren kleinen Söhnen und Töchtern auf den Armen aus ihren schlichten Hütten und Häusern herbei, die größeren Kinder an ihren Rockzipfeln, um mich zu begrüßen. »Gott segne König Edwards Tochter!«, schallte es von den Wegesrändern, wo sich Kaufleute, Handwerker, Bauern, Fuhrleute, Studenten und Lehrlinge aufreihten. »Gott segne Elizabeth die Gute! Elizabeth die Gute, unsere Königin, des Königs schöne Tochter   ...«
    Oftmals musste ich das Gesicht abwenden, um meine Tränen zu verbergen, so sehr rührte mich ihre Liebe. Sie beschenkten mich mit Pudding, Gewürzen, frischem Obst, getrockneten Kirschen, sogar mit Vögeln in Käfigen. Nie nahm ich ihre Gaben, ohne ihnen etwas von größerem Wert zurückzugeben, denn ich wusste, wie arm sie waren und welche Opfer sie bringen mussten, um mir Geschenke zu machen.
    Auf unserer Reise nach Walsingham blieben wir eine Nacht auf Lucy Nevilles Familiensitz in Burrough Green. Die Turmspitzen der kleinen Kirche ragten steil in den Himmel auf, und als wir uns näherten, läuteten die Glocken melodiös. Die sanft fließenden Felder waren von Wäldern mit goldenen Pappeln und orangefarbenen Espen gesäumt, deren Laub in der Sonne schimmerte. Hier herrschte eine ernste Klarheit, die mich daran erinnerte, dass ich nicht die Einzige war, der das Leben einen Kelch voller Kummer zu trinken gereicht hatte. Andere, die denselben Weg vor mir genommen hatten, hatten ebenso Liebe und Verlust gekannt. Ich sah zu Lucy neben mir. Ihr Vater, Lord Montagu, war der Bruder des Königsmachers gewesen und mit ihm in Barnet gestorben.
    »Deine Eltern, Lucy, wie ich hörte, haben allen Widrigkeiten zum Trotz aus Liebe geheiratet, obwohl sie aus den verfeindeten Häusern York und Lancaster stammten. Ist das wahr?«
    »Oh ja, ist es, Hoheit! Mein Vater zahlte tausend Pfund für die Hand meiner Mutter, weil sie das Mündel von Königin Marguerite war, der Erzfeindin meines Großvaters, des Earl of Salisbury, und meines Onkels, des Earl of Warwick.«
    »Eintausend Pfund. Das ist eine beträchtliche

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