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Elizabeth - Tochter der Rosen

Elizabeth - Tochter der Rosen

Titel: Elizabeth - Tochter der Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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Amtsbezirke, bestimmte Ländereien und siebzigtausend Pfund für geleistete Dienste. Der Prätendent lehnte diese Bedingungen ab. Sie stritten bis weit in die Nacht. Am Ende stimmte der Prätendent nur der Hälfte von James’ Bedingungen zu.
    »Er benimmt sich wie ein Mann, dem an England gelegen ist« , schrieb Henrys Spion.
    Die Stickerei, an der ich arbeitete, verschwamm vor meinen Augen, und ich bekam Kopfweh. Könnte dieser »falsche Junge«, wie Henry ihn nannte, tatsächlich der sein, der zu sein er behauptete? Richard von England, der rechtmäßige König?
    Nein, ist er nicht, sagte ich mir. Dickon ist tot.
    ~
    Als ich in Henrys Privatgemach an einem Seidenbanner für Arthur stickte, kam ein Bote mit der jüngsten Proklamation des Prätendenten, die von Ausrufern an den Toren einer Handvoll englischer Grenzstädte verlesen wurde. Nervös räusperte er sich und las:
    » Dank Gottes Gnade entkamen wir im zarten Alter aus dem Tower von London und wurden heimlich über das Meer in unterschiedliche Länder gebracht, wo wir als Fremder lebten, während Henry Tudor, Sohn des Edmund Tudor von niederer Geburt aus Wales   ...« Die Stimme des Mannes zitterte, denn er fürchtete sich, den Monarchen zu erzürnen.
    Der Prätendent fuhr fort, Henry mehrfachen Verrat vorzuwerfen, abscheuliche Morde, Totschlag, Raub, Wucher und tägliche Plünderung seines Volkes mittels Steuern. Henry entriss dem Boten das Pergament und las hastig. Dann schluckte er. »Er hat mit Ricardus Rex unterzeichnet.«
    Mir stockte der Atem, und ich richtete mich rasch auf. »Henry, verzeih mir! Ich fühle mich plötzlich unwohl.«
    Er nickte, und ich floh aus dem Zimmer.
    Die Invasion folgte bald.
    Ausnahmsweise begrüßte Henry mich mit einem Lächeln, als ich in sein Gemach kam. »Die Leute in Northumberland haben sich nicht erhoben und dem falschen Jungen angeschlossen.« Er nickte dem Boten zu, während ich auf der Bank Platz nahm.
    »Wütend über den Betrug Englands«, sagte der Mann, »hat König James die Felder verwüstet, die Häuser geplündert und die Dörfer niedergebrannt. Wer sich widersetzte, wurde umgebracht. Der Prätendent bat James unter Tränen, mit der Verwüstung seines Landes und seines Volkes aufzuhören. Die Herrschaft sei nichts wert für ihn, sagte er, wenn sie durch solch schreckliches Blutvergießen und die Zerstörung des Landes seiner Väter erreicht würde. ›Wie kann mein Herz nicht bewegt sein, wenn mein Volk vernichtet wird?‹, fragte er, worauf König James antwortete: ›Aber diese Leute sind nicht dein Volk. Und auch wenn du England dein Land nennst, erkennen sie dich nicht als König an, ja nicht einmal als Landsmann!‹«
    Henry lachte so vergnügt, wie ich ihn noch nie erlebt hatte. Ich hingegen konnte nicht einmal lächeln.
    »Sie haben mit schrecklicher Brutalität im Grenzgebiet gewütet«, erzählte der Bote weiter. »Schließlich sind sie Schotten.«
    Dies war die Nachricht, die auf Henrys Befehl im ganzen Land verbreitet werden sollte. Die Grenzgebiete waren spärlich besiedelt, und ich wusste, dass die »schreckliche Brutalität« nicht allzu ausufernd gewesen sein konnte. Dennoch reichte sie aus, dem Prätendenten auf den Magen zu schlagen.
    »Er scheint ein sanftmütiger Mann zu sein«, flüsterte Kate mir zu, als wir allein im Sonnenzimmer waren, »wenn ihn das Blutvergießen derartig schockiert. Und voller Mitgefühl.«
    Ich nahm das Konterfei auf, das Henry von einem seiner Spione gesandt bekommen hatte. Er hatte es auf dem Tisch des Schreibers liegen gelassen.
    »Wie hübsch er ist!«, murmelte Kate, die über meine Schulter schaute.
    »Er hat das träge linke Lid der Plantagenets. Genau wie Dickon. Was, wenn er wirklich unser Bruder ist, Kate?«
    Sie nahm mich in die Arme, und wir hielten einander fest.
    »Komm!«, sagte Kate schließlich. »Wir müssen beten.«
    ~
    Arthur kam zu Weihnachten, erfüllte mein Herz mit Freude und verließ uns nach dem Dreikönigstag wieder. Bei seiner Abreise nahm mein Sohn die Sonne mit sich fort. John Cabot, der Entdecker, kehrte von seiner Reise zurück. Sie war erfolgreich gewesen, und er brachte Gold und viele Wunder mit. Bei dem Bankett, das Henry ihm zu Ehren ausrichtete, präsentierte er mir drei fremd anmutende, in Tierhäute gewandete Männer. Sie aßen ihr Fleisch roh, genossen das Blut und redeten in einerSprache, die noch niemand zuvor gehört hatte. Ich bestaunte sowohl sie als auch Cabots Mut.
    »Sie sind Indianer, die Eingeborenen des Neuen

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