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Elizabeth - Tochter der Rosen

Elizabeth - Tochter der Rosen

Titel: Elizabeth - Tochter der Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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Neugeborene hätten. Ich lächelte matt in mich hinein. Margarets Regeln würden irgendwann noch mein Tod sein.
    Draußen heulte und peitschte der Wind um den Palast. Die aufgewühlte Themse warf die Boote hin und her, und die Schreie der Seevögel gellten durch den Regen. Der Tag der Niederkunftwar nahe, wie ich mittlerweile sicher erkennen konnte. Immerhin war ich die Hälfte meiner Ehe guter Hoffnung und hatte fünf Kinder in zehn Jahren geboren. Am achtzehnten März legte ich mich in mein Bett, während Margaret Beaufort um mich herumwuselte. Nach vielen Stunden zermürbender Wehen hörte der Schmerz schließlich auf, und das Schreien eines Kindes drang durch den Nebel, der in meinem Kopf herrschte.
    »Es ist ein Mädchen«, flüsterte Margaret Beaufort. »Ein wunderschönes kleines Mädchen.« Sie hielt mir das Kind hin. Es war ein liebreizender Säugling mit hellem Haar und fein gezeichneten Zügen   – genau wie Lizbeth es gewesen war.
    Ich nickte, ehe mir die Lider zufielen. Eine Träne rann mir aus dem Augenwinkel.
    Auf meine Bitte hin wurde die Kleine Mary getauft, nach meiner geliebten Schwester, die im Mai 1482 gestorben war.
    ~
    Der Winter war vorüber, und das Land schüttelte die trüben grauen Schatten ab, um Platz für die Farbpalette des Frühlings zu machen. Kate gebar ihren zweiten Sohn, den sie Edward nannten. Wir zogen nach Greenwich, jener Burg am Themse-Ufer, die seit meiner Kindheit ein Symbol der Freude für mich war. Dort zerstreuten wir uns mit unseren Spielen, unseren Pferden und der Jagd. Der junge Harry bewies sein sportliches Talent im Armbrustschießen und johlte vor Glück, als ihm erlaubt wurde, unsere Gäste bei der nächtlichen Vogeljagd mit Netzen und Lichtern zu begleiten. Der Sommer verblasste mit den goldenen Weizenfeldern des Augusts. Dann folgten der September und nach ihm der unvermeidliche Herbst.
    In seiner entsetzlichen Angst, den Thron an den Prätendenten zu verlieren, ging Henry kein Risiko ein und mobilisierte alle Kräfte für einen Krieg gegen Schottland. Dies bot ihm einen Vorwand, das Volk mit gewaltigen Steuern zu belegen. Er sammelte dreihunderttausend Pfund ein und rüstete beinahe fünfzigtausend Männer aus, die im Frühling gen Schottland marschieren sollten.
    »James kann einen Krieg haben, wenn er einen will«, sagte Henry zu mir, als wir gemeinsam in der Stille meines Gemachs Karten spielten. »Oder er kann den Schwindler ausliefern und Frieden haben.«
    »Gibt es denn keinen anderen Weg, die Angelegenheit zu regeln?«, fragte ich. »Es muss doch nicht immer Krieg sein.« Vielleicht würde sich der Prätendent   – Dickon?   – freiwillig mit seiner Liebe in friedliche Abgeschiedenheit zurückziehen, irgendwohin außerhalb Englands, wenn man ihm die Chance bot.
    Henry schrieb an James Ramsey, Lord Bothwell, seinem obersten Spion in Schottland, und fragte ihn, wie er einen Krieg vermeiden könnte.
    »James ist gegen uns« , schrieb sein Spion. »Es gibt nichts, was Ihr tun könntet, keine Mittel, die Ihr einsetzen könntet, weder Überredung noch Gold, um ihn von dem Prätendenten zu trennen. König James steht fest auf seiner Seite.«
    Henry bereitete sogar ein Mordkomplott gegen den »falschen Jungen« vor, wovon ihm jedoch seine schottischen Spione abrieten. »Es würde James nur noch entschlossener in seinen Plänen machen, Rache an England zu üben.«
    Während James ein Vermögen für Waffen, Kanonenkugeln, Bögen und Rüstungen ausgab, seine Festungen an der Grenze inspizierte und seine Männer bereit machte, schritt Henry verwirrt und ängstlich auf und ab und hörte sich die Berichte seiner Spione an: »James will Krieg mit England   ... James will keinen Krieg mit England. Die Waffen sind gut, sie können zielgenau s chießen   ... Die Waffen sind ein Witz, und von ihnen ist nichts zu befürchten.«
    Henrys Spione waren gründlich. Sie schrieben sogar, dass James einhundertundzehn Pfund für einen neuen Umhang in seinem Lieblingssamt ausgegeben hätte, gefüttert und bestickt mit dunkelrotem Satin, den er bei seinem Einzug in den Krieg tragen wollte. Und sie schickten ihm Details, die nur den vertrautesten Beratern von König James und dem Prätendenten bekannt sein dürften. König James und der vermeintliche Richard hätten in Pavillons an der englischen Grenze auf Feldbetten genächtigt, an einem kalten Morgen Ausritte über die tauenden Felder unternommen und ihren Pakt ausgehandelt. James verlangte Berwick Castle, mehrere

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