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Elizabeth - Tochter der Rosen

Elizabeth - Tochter der Rosen

Titel: Elizabeth - Tochter der Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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geschieht, wenn Vater stirbt?«, fragte Maggie. »Töten sie mich dann?«
    »Nein, meine Süße«, sagte ich und umarmte sie. »Dir tut keiner etwas.«
    »Machen sie Edward, Earl of Warwick, zum König, wenn sie gewinnen?«
    »Wenn sie gewinnen, machen sie das«, antwortete Harry, bevor ich antworten konnte. »Aber sie gewinnen nicht, oder, Mutter?«
    Ich zögerte. Das Leben war voller Ungewissheiten. Wer konnte sich schon irgendeiner Sache sicher sein? Ich blickte in die ängstlichen Augen meiner Kinder und sagte: »Fürchtet euch nicht! Euer Vater wird siegen.«
    Ich versuchte, Harry und Maggie ein normales Leben zu bieten. Tagsüber mussten sie weiter ihren Unterricht nehmen, und an den Abenden unterhielt Patch uns, wenn wir nicht mit Kate Karten spielten oder ich mir von meinen Kindern vorlesen und sie die Laute und die Harfe üben ließ. Manchmal schauten wir den hohen Segelschiffen zu, die über die Themse fuhren, und ich erklärte Harry, welchen Handel sie trieben.
    »Siehst du das farbige Schiff, das dort hereinkommt? Es bringt Seiden aus Italien und Sarazener-Teppiche aus der Türkei.«
    »Und Gewürze, Affen und Papageien aus China!«, rief Harry. »Die, die wegfahren, haben unsere guten englischen Tücher, und die verkaufen sie woanders und machen uns reich.«
    »Ja, das stimmt, Harry. Master Giles hat dich vieles gelehrt. Möchtest du jetzt vielleicht ein wenig tanzen?«
    Mit einem begeisterten Aufschrei kletterte Harry von der Fensterbank. Maggie legte ihren Spiegel weg, um sich mit ihm aufzustellen, doch Harry fragte: »Darf ich mit dir tanzen, Mutter? Ich bin es leid, immer mit Maggie zu tanzen.«
    Seine Schwester wurde rot und stampfte mit dem Fuß auf. »Warum magst du nicht mit mir tanzen? Ich bin eine gute Tänzerin, nicht wahr, Mutter?«
    »Bist du, Maggie, und ich tanze auch gern mit dir«, kamHarry mir zuvor. »Doch ich tanze immerfort nur mit dir und nie mit Mutter.« Er wandte mir sein engelsgleiches Gesicht zu. »Ich bitte dich, Mutter, nur ein Mal? Danach tanze ich auch wieder mit Maggie.«
    Ich hatte Mühe, ernst zu bleiben. »Na schön, Harry. Tante Kate kann die Laute für uns spielen.«
    Wir stellten uns auf, und meine Schwester stimmte ein französisches Stück an, das bei Hofe sehr beliebt gewesen war, L’Amour de Mai . Wir machten die winzigen Schritte, beugten die Knie, reckten uns auf die Zehenspitzen und verlagerten das Gewicht von einem Fuß auf den anderen, während wir langsam Seite an Seite durchs Zimmer tanzten.
    Als die Melodie endete, applaudierte ich Harry. »Gut gemacht, mein junger Prinz! Du beherrschst den basse danse . Wir müssen dafür sorgen, dass du   ... und Maggie«, ergänzte ich hastig, »bei Hofe vortanzen könnt.«
    Harry bedankte sich mit einem Lächeln und einer höflichen Verneigung.
    In den bangen Stunden des Wartens, die ich, so gut es ging, mit Zerstreuungen füllte, versuchte ich, die Schatten und Gespenster der Vergangenheit zu bändigen. Allerdings konnte ich den Beauchamp Tower nicht vergessen, und oft schweifte mein Blick dorthin ab.
    »Patch, hast du nie erfahren, was ich sonst noch Edward of Warwick schicken könnte?«, fragte ich ihn eines Tages leise.
    Patch ließ den Kopf hängen. »Meine Königin, keiner bringt mir Antwort von ihm, und die Wachen wechseln ständig.«
    Ich betrachtete ihn prüfend. Jeder fürchtet sich vor Henry, erkannte ich wieder einmal. »Patch, es scheint, Mylord der König weiß, dass ich Edward Marzipan geschickt habe, und es macht ihm nichts aus. Wärst du gewillt, für mich zu dem jungen Earl zu gehen?«
    Er nickte.
    »Hier, bring diesen Brief zu seinen Wachen!«, sagte ich und schrieb eilig einige Worte auf ein Papier. »Sie werden dir seine Antwort geben.«
    Kaum eine Stunde verstrich, bis Patch blass und ernst zurückkehrte.
    »Ich gab Euren Brief der Wache, und die brachte ihn zu einer anderen Wache, die damit nach oben ging. Ich wartete auf dem Hof, und schließlich brachten sie mir die Antwort.«
    »Und, was ist es? Worum bittet Edward?«
    Patch trat unsicher von einem Fuß auf den anderen und sah zu Boden. »Erde.«
    »Was hast du gesagt? Ich habe dich nicht gehört.«
    Mit glänzenden Augen blickte Patch zu mir auf. »Er bittet um ein wenig Erde. Um einen Samen zu pflanzen und ihn wachsen zu sehen. Ihm fehlt der Geruch von Erde.«
    Ich drehte mich weg und hielt eine Hand vor meinen Mund.
    ~
    Eines Tages kam ich von einem kurzen Spaziergang im Garten zurück und stellte fest, dass Harry und Maggie fort waren.

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