Elizabeth - Tochter der Rosen
Landes«, erklärte er. »Das Wetter war offen, und ich wäre noch weiter gesegelt, nur wurden meine Matrosen ängstlich.«
Aber wieder einmal trübte der Prätendent unsere Freude. In meinem Privatgemach in Sheen lief Henry auf und ab, als es draußen dämmerte.
»Ich brauche mehr Geld für den Krieg, und die Leute in Cornwall weigern sich zu bezahlen! Sie haben sich an dem Tag, nachdem ich meinen Kämmerer, Lord Daubeny, mit der Armee nach Norden schickte, gegen mich erhoben.«
Ich seufzte. Henry hatte meine Warnung missachtet, dass es Schwierigkeiten geben könnte, wenn er zusätzliche Steuern erhob. »Die Menschen in Cornwall sind arm, Henry. Sie haben mit ihrem Zinnschürfen, dem Fischen und der Landwirtschaft kaum genug zum Leben. Es ist kein Geld da, das sie dir geben können.«
»Der Teufel hole ihre Seelen, sie werden bezahlen! Ich sende Morton und Bray hin, die Steuern eintreiben. Das wird sie Gottesfurcht lehren!«
Ich schloss die Augen. Wenn es um Geld ging, war Henry wie ein Irrsinniger.
Nicht lange nach ihrer Abreise kamen Morton und Bray zurückgeeilt und berichteten, dass ihre Strafen die Leute in Cornwall noch mehr aufgebracht hätten und nun ein Mob von achtzehntausend Mann gen London marschierte. Unerklärlicherweise hatte sich der Adlige John Touchet, Lord Audley, ihnen angeschlossen.
»Sollen sie kommen!«, sagte Henry zu Morton. »Der Marsch wird sie erschöpfen, sodass wir sie mit Leichtigkeit überwältigen. Schick Lord Daubeny Nachricht, dass er von der schottischen Grenze zurückkommen soll! Ich selbst ziehe mit einem Heer nach Woodstock und schneide den Aufständischen den Weg nach London ab.«
Am nächsten Morgen betrat Henry noch vor dem Hahnenschrei mein Gemach. Ich sah ihm an, dass er nicht geschlafen hatte. Sogleich sprang ich aus dem Bett. Ich war hellwach und musterte die Miene meines Gemahls. »Was ist, Henry?«
»Um deiner und der Kinder Sicherheit willen schicke ich euch in den Tower.«
»Den Tower?«, wiederholte ich entsetzt. Meine Mutter war in den Tower geschickt worden, als Warwicks Cousin, Lord Fauconberg, nach Barnet London angegriffen hatte. Damals war ich fünf Jahre alt gewesen, und ich hatte jene furchtbaren Tage nie vergessen. Heimlich war ich mit meiner Schwester Mary auf einem Kahn hingebracht worden. Man hetzte uns die Stufen vom Wasser hinauf durchs Tor und versteckte uns drinnen, während draußen die Schlacht zwischen Fauconberg und meinem Onkel Anthony Woodville tobte. Nun wiederholte sich der Albtraum, und ich sollte mit meinen eigenen Kindern alles ein zweites Mal erleben.
Der Prätendent marschiert ins Land ein, um Henry vom Thron zu stürzen. Und wenn Henry gestürzt wird, wird es Arthur auch! Bei diesem Gedanken wurde mir übel. Ich griff nach einem Stuhl und setzte mich. Es fiel mir schwer, zu Henry aufzusehen. Er hatte recht gehabt.
Nun war ich wahrhaftig eine von ihnen.
~
Am Flusseingang des Towers stiegen wir ängstlich aus unserem Kahn. Finsternis und Böses schienen hier zu lauern, und ich war froh, als wir auf den sonnigen Innenhof kamen.
»Ist Edward, Earl of Warwick, der wahre König von England?«, fragte Harry, als wir Hand in Hand am Beauchamp Tower vorbeiliefen. Dort war Edward nach wie vor gefangen.
Weder Kate noch ich antworteten.
»In welchem Zimmer ist er?«, fragte Harry, der nicht so schnell aufgab.
»Ich weiß es nicht«, antwortete ich und wechselte einen Blick mit Kate.
»Weißt du wohl! Du schickst ihm Süßspeisen und Bücher!«, konterte Harry.
Mir stockte der Atem. Er musste mitgehört haben, wie ich Patch Anweisungen gab. Dann weiß Henry es auch, durchfuhr es mich. Er musste wohl entschieden haben, dass es nichts machte, denn mir gegenüber hatte er es nie erwähnt. Wie dumm von mir zu glauben, irgendwas vor ihm und seinen Spionen verbergen zu können! Ich blieb stehen. »Harry, du darfst nicht nach deinem Cousin Warwick fragen. Über ihn wird nicht gesprochen, hast du das verstanden?«
Er nickte. Ich umklammerte seine Hand fester und eilte weiter; doch Harry reckte den Hals und spähte zu dem Beauchamp Tower hinüber.
Die Männer aus Cornwall erreichten die Stadtgrenze am dreizehnten Juni 1497 und schlugen ihr Lager bei dem vier Meilen entfernten Blackheath auf. In der Stadt herrschte große Angst. Die Tore wurden geschlossen und bewacht, die Stadtmauern mit Balken verstärkt, Wachposten aufgestellt und bewaffnet. Überall wurden Eimer mit Wasser verteilt, um Durst wie auch Feuer zu löschen.
»Was
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