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Elizabeth - Tochter der Rosen

Elizabeth - Tochter der Rosen

Titel: Elizabeth - Tochter der Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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Diener erhalten, auf dass es Ihnen an nichts mangelt. Wir geben Ihnen alles, was Ihr Gemahl, der Sie unter Vorgaukelung falscher Anrechte heiratete, Ihnen nicht bieten kann.« Er presste beide Hände auf seine Brust und fügte Lancelots Lieblingsschwur an: »Das schwöre ich mit Freuden und von Herzen.«
    Ich sah ihn an, und auf einmal begriff ich, dass er diese junge Frau als eine schöne Maid in Nöten wahrnahm und sie ihn als ihren Retter sehen sollte. Henry konnte schlechterdings Sir Lancelot spielen und sie seine Guinevere, aber er könnte sie, wenn er wollte, auf dem Scheiterhaufen verbrennen. Und das wiederum wusste sie, denn Furcht sprach aus ihren wunderschönen Augen.
    Mit dem Blick eines verliebten Mannes lächelte er der jungen Schönheit zu, wobei er seine Zahnlücken und die geschwärzten Zähne zeigte.
    ~
    Am achtzehnten November begaben wir uns in einer farbenprächtigen Prozession mit dem gesamten Hofstaat nach Sheen. Musikanten spielten, während wir mit unserer Entourage, denLords und Ladys, Ratsherren in Samt und Federn und Rittern in Brustrüstung, ritten. Hunde bellten, und die Kinder lachten in ihren offenen Sänftenwagen, gefolgt von Haushaltsbediensteten, Knappen und Pagen, Kammerdienern und Wachen. In den Karren ganz hinten hockten Männer auf Vorräten und klappernden Töpfen und Pfannen. Noch weiter hinten rumpelten Wagen mit Möbeln, Kleidung, Staatspapieren und Reliquien. Ein Teil der Armee begleitete uns ebenfalls mitsamt Waffenarsenal. Mir fiel Richards Zug nach York im Jahr 1483 ein. Er hatte keine Bewaffneten bei sich gehabt und es mit den Worten erklärt: »Meine Herrschaft baut auf Treue, nicht auf Gewalt.«
    Unter Pferdegewieher und lauten Rufen kam die Prozession plötzlich zum Stehen. Ein hübsches junges Mädchen, das Rosen verkaufte, erregte Henrys Aufmerksamkeit. Sie kam zu ihm und reichte ihm eine Rose. Aufgeregtes Getuschel setzte ein.
    »Was ist geschehen?«, fragte ich, und die Antwort wurde von vorn bis zu mir weitergesagt: »Der König gab ihr ein Pfund für die Rose!«
    Ein Pfund für eine Rose! Benahm sich ein notorisch geiziger Mann unvermittelt spendabel, erstaunte es immer wieder.
    Wir bewegten uns weiter. Ein donnernder Jubel setzte ein, als die Leute mich sahen. »Gott segne König Edwards Tochter!«, riefen sie einstimmig. »Gott schütze unsere Königin, die liebe Elizabeth!« Wieder einmal kamen mir vor Rührung die Tränen. Ich hob eine Hand, um mich zu bedanken, da drehte sich Henry vorn in seinem Sattel um und warf mir einen strengen Blick zu. Es missfiel ihm, dass ich abermals freudiger begrüßt wurde als er. In gewisser Weise bemitleidete ich ihn ebenso wie den Prätendenten. Er hatte den Engländern ein ruhigeres Leben beschert, doch niemand im Land schätzte ihn, und fünfzig bewaffnete Wachen mussten ihn überallhin begleiten.
    Die einzige Wache, die ich jemals gebraucht habe, war seine Mutter, dachte ich spöttisch.
    Ich beobachtete, wie seine schmale Gestalt beim Reiten wippte. Henry war nicht durchgängig ein strenger Herrscher. Er liebte Musik, konnte freundlich sein, machte hübschen Damen Komplimente und ließ sich bisweilen zur Wohltätigkeit hinreißen, wie bei dieser jungen Maid. Dennoch konnte er das Herz seiner Untertanen nicht gewinnen. Anders als Richard, der von allen geliebt worden war, die ihn kannten, dachte ich . Andererseits waren Henry und Richard gänzlich gegensätzliche Männer.
    Seit Bosworth waren über zehn Jahre vergangen, und bis heute konnte ich nicht aufhören, die beiden Könige miteinander zu vergleichen. Richard hatte an den Stadttoren, die er passierte, stets die angebotenen Geschenke abgelehnt. »Mir sind eure Herzen wichtiger als euer Geld«, hatte er den Menschen gesagt. Von Henry konnte man Gleiches nicht berichten. Ja, er wünscht sich ihre Herzen, ging es mir durch den Sinn. Noch mehr jedoch will er ihr Geld.
    Henry wollte als gnädig angesehen werden, galt indes überall als skrupellos, spätestens seit er William Stanley zum Tode verurteilt hatte, den Mann, dem er seine Krone verdankte. Richard hatte nie sehen wollen, wer ihm gefährlich werden könnte, bis es zu spät gewesen war. Henry verdächtigte jeden schon, bevor er sich etwas zuschulden kommen ließ. Richard hatte den Norden für sich gewonnen, indem er für Gerechtigkeit sorgte. Henrys Gerichte standen für Angst und Schrecken, insbesondere die Star Chamber, in der Angeklagte präjudiziert und Strafen festgelegt wurden. Ob sie schuldig waren oder

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