Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elizabeth - Tochter der Rosen

Elizabeth - Tochter der Rosen

Titel: Elizabeth - Tochter der Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
Vom Netzwerk:
gesellschaftlichen Rang nach kam sie gleich nach Henrys Mutter und meinen kleinen Prinzessinnen, und königliches Blut floss in ihren Adern. Für sie war noch alles möglich. Trotzdem lehnte sie es ab, sich von Perkin scheiden zu lassen. Egal, was er öffentlich gestand, sie glaubte, dass er der war, der zu sein er behauptete. Denn sie liebte ihn.
    Liebe   ...
    Ich wandte den Blick ab.
    ~
    An Weihnachten kam mein geliebter Sohn Arthur aus Wales zu uns. Er war seit unserer letzten Begegnung gewachsen und hatte eine Reife erlangt, die seine elf Jahre bei Weitem überstieg. Ich nahm ihn im Hof von Sheen beim Arm, und wir gingen gemeinsam hinunter zum breiten Flussufer.
    »Was ist mit diesem Prätendenten   – Perkin?«, fragte Arthur. »Vater scheint die Angelegenheit noch sehr zu beunruhigen.«
    »Ja, das ist richtig«, murmelte ich leise.
    »Aber Perkin ist ein Prätendent, nicht wahr?«
    Ich holte tief Luft. »Dein Vater ist sich nicht sicher. Es gibt   ... Es gibt Hinweise, dass er dein Onkel Dickon sein könnte. Weißt du von Maximilians Angebot?«
    Er bejahte.
    Als ich meinen dunkelhaarigen Jungen neben mir betrachtete, musste ich wieder daran denken, wie sehr er mich an Richard erinnerte. Eine Welle von Trauer überrollte mich, und ich musste blinzeln. »Was würdest du tun, wärst du an deines Vaters Stelle?«
    »Seine Stelle ist nicht leicht einzunehmen, und ich kann es nicht mit Gewissheit sagen. Doch ich würde wohl die günstigsten Bedingungen für England aushandeln wollen, die ich von den Niederlanden bekommen kann. Um mich Maximilians Treue zu versichern, würde ich eine hohe jährliche Zahlung anstreben, nebst schriftlichen Erklärungen und dem Schwur, den er bereits anbot, auf jeglichen Thronanspruch zu verzichten. Dann würde ich den Prätendenten und seine Gemahlin nach Burgund zurückschicken.«
    »Ach, Arthur, mein lieber Sohn!«, flüsterte ich. »Was für ein guter König du eines Tages sein wirst!«
    Da ich keinen Moment seiner Anwesenheit versäumen wollte, lockten mich die Weihnachtsfeierlichkeiten häufiger an den Hof. Ich klatschte und lachte mit den Gauklern, Jongleuren und Troubadouren wie schon lange nicht mehr. Allerdings linste ich immer wieder verstohlen zu Henrys goldenem, seltsam elegantem Gefangenen, der in Begleitung seiner Wachen durch die Hallen ging. Die Wachmänner waren unbewaffnet, sodass sie Dienern ähnelten, was auch Henrys Absicht war. Geschlagen und machtlos wurde der Prätendent bei Hofe vorgeführt, damit alle erkannten, dass er in Henrys Augen nichts alsein Schwindler war. Er hatte Perkin einen Trompeter gegeben, und in mehr oder minder regelmäßigen Abständen spielte der zu Perkins Warbecks Erscheinen auf, als käme der König. Dann wurde Perkin unter großem Gelächter empfangen.
    Oft ertappte ich Harry und dessen Freunde dabei, wie sie den jungen Mann quälten. Ich setzte ihren Grausamkeiten jedes Mal ein Ende, sprach indes nie direkt mit Perkin. Ich wusste, dass es Henry missfiele, und außerdem hielt mich etwas davon ab. Desgleichen blieben Catherine Gordon, die als Kammerfrau täglich an meiner Seite war, und ich förmlich miteinander und mieden es, ihren Gemahl zu erwähnen. Für sie war er ein gefährliches Thema, und ich wollte nicht noch stärker verunsichert werden, als ich mich ohnedies schon fühlte. Manche Nacht lag ich wach und beschloss, sie nach Perkins Geburtsmal zu fragen; doch am Morgen siegte stets die Vernunft.
    Was, wenn sie lügt, um ihn zu schützen?, dachte ich.
    Was, wenn sie die Wahrheit sagt?
    Was, wenn das Muttermal mit den Jahren verblasst ist und sie es nie gesehen hat?
    Oder wenn Henry es ausgebrannt oder weggeschnitten hat, um diesen Beweis zu vernichten?
    Nein, es ist besser, das Thema nicht anzusprechen!
    Hätte meine Mutter mir hinreichend vertraut und mir das Losungswort verraten, könnte ich die Wahrheit erfahren.
    Es ist, wie es ist, seufzte ich in meinem Elend.
    ~
    Im Dezember 1497 gab es eine Menge zu feiern, und der Lärm der Feiernden hallte durch den gesamten Palast, als wir auf Perkins Gefangennahme tranken, auf Arthurs bevorstehende Vermählung mit der spanischen Prinzessin und auf die Waffenruhe, die Henry mit James IV . vereinbart hatte. Zwar saß Margaret Beaufort bei den Banketten rechts von mir und Arthur links von Henry, doch ich konnte seine Stimme hören, und die Blicke, der er mir hin und wieder an seinem Vater vorbei zuwarf, bezauberten mich.
    Arthur war ein ernster, nachdenklicher und fleißiger Junge mit

Weitere Kostenlose Bücher