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Elizabeth - Tochter der Rosen

Elizabeth - Tochter der Rosen

Titel: Elizabeth - Tochter der Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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dem Kleinen, der nun ein Jahr alt ist?«
    »Ich habe ihn fortgeschickt, damit er bei einem Paar aufwächst, dem ich vertraue.«
    Sie hat wahrlich ihre ganze Welt verloren!, dachte ich. Der Mann, den sie liebt, ist ein Gefangener seines Feindes, ihr Kindwurde ihr genommen, ihr Neugeborenes ist tot. Diese Frau erträgt weit Schlimmeres, als ich es je musste, und Gott weiß, wie ich gelitten habe, wie sehr ich nach Bosworth trauerte!
    »Wie willst du mit ihr verfahren?«
    »Das habe ich noch nicht entschieden. Voraussichtlich behalte ich sie eine Weile hier. Sie ist ein guter Pfand gegen ihren Ehemann. Solange ich seine Gemahlin und sein Kind habe, kann ich ihn zum Reden bringen   ...« Henry brach ab und kniff die Lippen zusammen. »Der falsche Junge ist nicht dein Bruder, Elizabeth. Lass dich nicht täuschen!«
    Ich glaubte, einen drohenden Ton wahrzunehmen, konnte indes nicht sagen, ob es vielleicht nur meine Einbildung war. »Wenn du gestattest, Mylord, hätte ich Catherine Gordon gern für die Dauer ihres Aufenthalts in England als meine Kammerfrau.«
    Henry betrachtete mich nachdenklich, und ich sah, dass er überlegte, was es bedeuten könnte. Wie viel würde sie wagen, mir zu erzählen? Würde sie Dickons Geburtsmal bestätigen, das rote Muttermal innen an seinem rechten Schenkel? Als Henry den »falschen Jungen« vor seinen Rat brachte und ihn aufforderte, jeden zu nennen, den er aus seiner Jugend kannte, hatte der Prätendent nicht einmal aufgeschaut, ehe er geantwortet hatte, keinen der Anwesenden zu kennen. Er wusste, dass er nun Perkin Warbeck zu sein hatte, wenn ihm das Leben seines Kindes lieb war. Und die, die ihn hätten erkennen müssen   – falls er Dickon war   –, wussten, was sie zu sagen hatten. Einer von ihnen war mein Bruder Dorset. Er hatte schon eine lange Zeit im Tower hinter sich und wollte gewiss nicht wieder eingekerkert werden. Folglich wählte er seine Worte mit Bedacht.
    Ein anderer war John Rodon, der Diener, der Dickons Laken gewechselt hatte, als er ein Kind gewesen war, ihm Wein gebracht und seine Kleidung ausgelegt hatte. Auch er würde sagen, was man von ihm erwartete, weil er weder seine Pension noch seinen Rang als königlicher Sergeant verlieren wollte, die Henry ihm gegeben hatte. Allen Beteiligten war klar, was von ihnen erwartet wurde, ganz besonders Catherine Gordon, die um ihr Kind und ihren Mann bangte.
    Was mich betraf, würde ich die Wahrheit nie erfahren, weil meine Mutter sich geweigert hatte, mir das Losungswort anzuvertrauen.
    Henry lächelte. »Ein sehr guter Gedanke, fürwahr. Indem du seine Gemahlin unter deinen Schutz nimmst, beweisen wir nicht bloß großes Mitgefühl, sondern zeigen der Welt auch, dass er ein Schwindler ist.«
    Wir empfingen Lady Catherine Gordon im Audienzzimmer, wo wir auf unseren Thronen saßen, unsere Adligen zu beiden Seiten des Saals und Henrys Lieblingswolfshund, Lancelot, neben ihm auf der Empore.
    Henry sieht gut aus, ging es mir durch den Kopf. In seinem bevorzugten weinroten Tuch mit Goldbesatz, dem breiten, von vier Perlenketten umrahmten Kragen und mit den seltenen, kostbaren Juwelen an seinem Hals funkelte er im Fackelschein. Sein frisch gewaschenes ergrautes Haar hing nicht mehr strähnig unter der Krone hervor, denn er hatte den ganzen Tag darauf verwandt, sich für diesen Anlass herzurichten. Immerhin hatte sein schottischer Spion, James Ramsey, Lord Bothwell, oft von Catherine Gordons Schönheit gesprochen, und zweifellos wollte Henry einen guten Eindruck auf sie machen.
    Ein Herold rief ihren Namen, und sie wurde hereingebracht, gefesselt wie eine Leibeigene. Entsetzt blickte ich zu Henry, denn dies konnte unmöglich auf seine Anweisung geschehen sein, oder? Lady Catherine war groß und sehr dünn, hatte einen langen Schwanenhals, schimmerndes schwarzes Haar und makellos gebogene Brauen. Darunter leuchteten ihre großenblauen Augen wie Saphire in dem ovalen Gesicht. Der Inbegriff weiblicher Schönheit, wie ich sie vollkommener noch nie gesehen habe, dachte ich . Henry starrte sie ungläubig an.
    »Bindet sie los!«, befahl er mit finsterer Miene, als hätte er nie verfügt, dass sie gefesselt werden sollte. Ihm gefiel die dramatische Inszenierung, und ich wusste, dass sie genau geplant worden war, damit die Leute in den Tavernen hierüber sprachen.
    »Meine teure Lady«, sagte Henry, »fortan werden wir höchstselbst dafür sorgen, dass Sie der Würde Ihres Standes gemäß behandelt werden. Sie sollen Geld, Kleidung und

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