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Elizabeth - Tochter der Rosen

Elizabeth - Tochter der Rosen

Titel: Elizabeth - Tochter der Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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einer Vorliebe für Bücher. Wieder dachte ich an Richard, der sich gnadenlos antrieb und stets nach dem Besten für sein Volk strebte. Um seiner Pflichten willen hatte er auf so viele Freuden verzichtet! Ich wollte nicht, dass es Arthur genauso erging.
    »Müßiggang ist keine Sünde, Arthur«, sagte ich ihm, als wir mit der Familie und Freunden im Sonnenzimmer saßen. »Wir müssen das Leben genießen, mein lieber Sohn, denn die Zeit hat die Angewohnheit, uns davonzufliegen. Es ist gut, hin und wieder in Ruhe über Gottes Schöpfung zu sinnieren. Wer sich den ganzen Tag in die Arbeit vergräbt, dem bleibt keine Zeit für das, was seine Seele braucht.«
    Ich sah zu dem sechsjährigen Harry, der eine viereckige Scheibe drehte; sie gehörte zu einem »Alles oder Nichts«-Spiel, das er mit Maggie auf dem Fliesenboden spielte. Bei ihm besteht diese Sorge nicht, kam es mir in den Sinn. Harry geht es immer nur ums Vergnügen . Er liebte seine Laute, den Tanz und das Reiten und genoss es, seinen Bruder beim Wettkampf auszustechen. Er rang mit den Dienern auf dem Boden   – zur Begeisterung seiner Schwestern   –, ahnte indes nicht, dass sie gar nicht wagen würden zu gewinnen, weil er dann einen seiner berüchtigten Wutausbrüche bekommen würde.
    Auch um Maggie muss man sich nicht sorgen, dachte ich. Sie war für ihre acht Jahre schon recht groß, und abgesehen von der Liebe zum Glücksspiel, die sie von ihrem Vater geerbt hatte, tändelte sie gern mit Jungen.
    Während wir Forellen, gerösteten Fasan, Hammel in reichhaltiger Sauce und Aal in Aspik genossen, blickte ich zu Henrys neuem Haustier, einem Affen mit weißem Bart, den er an einem Lederhalsband und einer Leine umherführte. Der Affe beherrschte reichlich amüsante Kunststückchen und war zu Henrys ständigem Begleiter geworden, vor allem bei den Karten- und Würfelspielen, weil mein Gemahl glaubte, dass er ihm Glück brachte. Zu diesem Bankett war das Tier, das Henry »Prinz« genannt hatte, in einem dunkelroten Samtumhang erschienen. Jeder wusste, dass damit der vermeintliche Prinz Perkin verhöhnt werden sollte. Ich hielt es für einen besonders grausamen Scherz, und fühlte mit dem jungen Mann und Catherine Gordon, die beim Abendessen den Tränen nahe war.
    Am selben Abend, als wir in den königlichen Gemächern in Sheen bei der Komplet saßen, schrien Diener plötzlich: »Es brennt in des Königs Gemächern! Feuer! Feuer!«
    Wir ließen unsere Spiele und Bücher fallen, nahmen unsere Hunde auf und rannten auf den Korridor. Ich drehte mich zu Henrys Gemächern und stieß einen stummen Schrei aus. Flammen huschten zischend durch die Binsen am Boden und züngelten die Wandbehänge hinauf. Der Rauch war erstickend, weil die Teppiche und Gobelins Feuer gefangen hatten.
    »Die Kinder!«, rief ich außer mir vor Angst und lief mit Kate zu den Kinderzimmern. Atemlos erreichten wir die Räume. Waffenknechte holten Harry und Maggie aus ihren Betten, und Kate packte ihre Kinder, Edward und Henry, ehe wir alle in den Garten flohen. Dort standen wir in der Dunkelheit und beobachteten die Flammen, während Männer mit Wassereimern auf die Dächer kletterten.
    »Will uns jemand umbringen?«, wollte Harry schläfrig wissen.
    Ich strich ihm über das zerzauste Haar. »Nein, mein Junge, natürlich nicht«, sagte ich, auch wenn ich mich dasselbe fragte.
    Das Feuer wütete drei Stunden lang, und aus den Fenstern quollen schwarze Rauchwolken. Sheen wurde größtenteils zerstört.
    Henry war neben mir und beteuerte: »Ich werde einen noch weit prächtigeren Palast an seiner Stelle bauen. Und ich nenne ihn Richmond.«

KAPITEL 24
    Die weiße Rose · 1498
    I M JANUAR FEIERTEN wir Henrys einundvierzigsten Geburtstag und im Februar meinen zweiunddreißigsten. Zuvor, an Fastnacht, hielten wir ein Festmahl mit Pasteten, Gebäck und exotischen Delikatessen ab, die von den Dienern unter Fanfarenklängen aufgetragen wurden. Wie es seit Jahrhunderten üblich war, verbrachten die Jungen den Tag im königlichen Park und auf den Dorfwiesen mit Hahnenkämpfen und »Hahnenwerfen«. Bei Letzterem warfen sie aus einiger Entfernung mit Stöcken nach den Tieren, bis sie tot waren. Der siebenjährige Harry, dessen Arme und Brust für sein Alter ungewöhnlich stark waren, weil er so leidenschaftlich Sport trieb, erlegte mehr Vögel als irgendein anderes Kind und wurde stolzer Sieger.
    Auf den Aschermittwoch folgte Wochen später der Gründonnerstag, und ich verteilte die Schuhe, die ich über das

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