Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elizabeth - Tochter der Rosen

Elizabeth - Tochter der Rosen

Titel: Elizabeth - Tochter der Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
Vom Netzwerk:
Komplimenten unter Fanfarenklängen. Oben auf der Galerie nahmen die Musikanten ihre Instrumente auf; Diener, die jeweils von Trommelwirbeln angekündigt wurden, brachten einen Gang nach dem anderen. Es gab Hasensuppe, Perlhuhn in würziger Sauce und fette Kapaune in Pasteten mit salzigen Oliven. Ich beschränkte mich auf ein wenig Salat aus Blumen und Kräutern, eine Kostprobe der Sahne-Beignets und ein Stück gezuckertes Brot, weil ich kaum Appetit hatte.
    Zu den Fanfaren der Trompeten wurde ein ganzer Keiler auf einem Silbertablett hereingebracht, den vier grün und weiß gewandete Diener auf den Schultern trugen. Es folgte eine Prozession von Pfauen, die gekocht und anschließend wieder mit ihren bunten Federn geschmückt worden waren. Die Gäste stampften mit ihren Füßen auf, um ihre Begeisterung kundzutun. Am ersten Tisch gleich unter dem Podest rückte Doktor dePuebla auf seinem Stuhl beiseite, damit ihm ein Diener noch eine große Portion Fleisch auf den Teller legen konnte. Da er keine Antwort von seinen Herrschern erhalten hatte, hatte er mein Angebot eines Bischofsamtes schließlich dankend abgelehnt. Ich bot ihm stattdessen an, ihn mit einer reichen Frau zu vermählen, worauf seine Antwort dieselbe war. Aber er hatte erneut an seine Herrscher geschrieben, und ich hoffte inständig, dass sie diesmal nicht vergaßen, ihm zu antworten.
    Ein Stück weiter am Tisch biss Harry geräuschvoll in seinen Kapaun, schmatzte und leckte sich die Finger genüsslich ab. Ein Diener füllte seinen goldenen Kelch mit süßem Malvasierwein aus Portugal nach, den er so mochte und der für ihn mit Wasser verdünnt wurde. Er leerte den Kelch in einem Zug. Lächelnd schaute ich meinem glücklichen, Spaß liebenden und gänzlich unverwüstlichen Sohn zu. Er schätzte Gottes Gaben sehr, und das freute mich. Das Leben sollte genossen werden. Als er seinen Kelch abstellte, grinste er mir mit seinem saucenverschmierten Mund zu.
    »Was ist so amüsant?«, fragte Arthur.
    »Harry«, antwortete ich.
    Mein Ältester blickte zu seinem Bruder, und wir beide lachten. Als sich Arthur jedoch auf seinem Stuhl zurücklehnte und einen Arm um mich legte, verengten sich Harrys Augen. Ich konnte nicht weiter darüber nachdenken, denn in diesem Moment erklang ein Trommelwirbel, und Patch kam herein.
    »Hier ist unser Troubadour!«, scherzte jemand, weil Patchs Stimme hoch wie die einer Frau war, gar nicht wie die eines Troubadours. Alle johlten.
    »Meine Stimme ist zu zart für Eure haarigen Ohren!«, erwiderte Patch mit einer höflichen Verbeugung zu dem Rufer.
    Die Gesellschaft applaudierte, und Patch wartete, bis sich der Lärm gelegt hatte.
    »Ich bin hier, um eine einzigartige Darbietung anzukündigen! Prinz Harry, unser erlauchter und brillanter Duke of York, Freund des großen Erasmus«, hier verbeugte Patch sich zu dem Philosophen, »wird das neue Jahrhundert mit der Aufführung eines Tanzes begrüßen, den er mit seinen königlichen Schwestern, den Prinzessinnen Margaret und Mary, choreografierte. Anschließend singt Seine Durchlaucht ein Lied, das er selbst komponierte.«
    Patch zog sich mit einer Verbeugung zurück, und Harry stellte sich in der Mitte des Saales auf, seine Schwestern zu beiden Seiten. Die Musikanten stimmten eine heitere Melodie an, und die Kinder hüpften, drehten sich und wechselten die Partner auf ganz entzückende Weise. Dann gingen die Mädchen, sodass Harry ganz allein in der Mitte der Halle stand. Sämtliche Augen waren auf ihn gerichtet. Mich erstaunte, wie wenig eingeschüchtert er war; andererseits hatte er es schon immer sehr genossen, von der Menge bewundert zu werden. Man brachte ihm einen Hocker, auf den er sich setzte, und reichte ihm eine Laute. Er neigte den Kopf halb zur Seite, schlug die Noten einer komplizierten Melodie, die er sich ausgedacht hatte, und begann zu singen. Harry hatte eine bezaubernde Stimme, und als ich ihm zuschaute, fiel mir auf, wie groß seine Ähnlichkeit mit den goldenen Engeln in illustrierten Manuskripten war. Am Ende jubelte der ganze Saal. Ich wischte mir eine Träne aus dem Augenwinkel, so sehr hatte mich seine liebliche Musik berührt und so stolz war ich auf meinen Sohn.
    Der vergnügliche Abend ging mit Auftritten von Maskierten, Jongleuren, Akrobaten, Feuerschluckern und Männern, die auf hohen Stelzen schritten, weiter. Während draußen der Wind heulte und drinnen wärmende Feuer knisterten, saß ich umgeben von unseren Kindern und mit Arthur an meiner Seite,

Weitere Kostenlose Bücher