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Elizabeth - Tochter der Rosen

Elizabeth - Tochter der Rosen

Titel: Elizabeth - Tochter der Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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Honigsüße unseres ersten Kusses, erinnerte mich an die Hoffnungen und Träume meiner Jungmädchentage. Zum Glück waren meine Begleiterinnen hinter mir, sodass ich ihnen die Sicht auf Thomas versperrte, denn die herzzerreißende Zärtlichkeit in seinem Blick war nicht zu übersehen. Mir wurde das Herz schwer, und ich schluckte.
    »Wie ich sehe, täuschte ich mich«, sagte ich. »Ich kenne Sie nicht.«
    Stille.
    Seine Augen wanderten zu der Saphirbrosche. Wie immer steckte sie an jener Stelle auf meinem Mieder, die Thomas einst gewählt hatte.
    »Ich hörte von Eurem Kummer und kam, um Euch dies zugeben, meine Königin.« Er zog ein Brevier aus den Falten seiner Kutte und trat einen Schritt näher. Als er es mir reichte, beugte ich mich hinunter und griff danach, doch er ließ es nicht los, und ich behielt meine Hand mit seiner zusammen auf dem Büchlein. Derweil sahen wir einander in die Augen.
    Schließlich zog er die Hand zurück, und ich richtete mich mit dem Brevier in meiner wieder im Sattel auf. »Sie sind hier herzlich willkommen, guter Mönch. Und da sich unsere Wege nun trennen, würden Sie meinen Psalter annehmen?« Ich steckte sein Brevier ein und ließ mir von Lucy meinen Psalter geben, den ich ihm reichte.
    »Ich danke Euch, meine Königin«, antwortete er. »Ihr werdet stets in meinen Gebeten sein.«
    Ich nickte ihm zu, und er trat zurück. Nachdem ich an den Zügeln meines Zelters geruckt hatte, töltete das Tier weiter.
    ~
    Kurz nach Henrys Rückkehr aus London, wo er zu Mortons Beerdigung gewesen war, erreichten uns schlechte Neuigkeiten in Windsor. Morton war achtzig Jahre alt geworden und hatte damit fast jeden überlebt, den ich aus meiner Kindheit kannte. Welch seltsames Ding das Leben ist!, ging es mir durch den Sinn. Die Guten sterben jung, und den Bösen wird ein hohes Alter geschenkt. Ich sah, wie sich Henrys Miene veränderte, als er die Nachricht las, die man ihm ins Sonnenzimmer gebracht hatte.
    »Was ist?«, fragte ich.
    »Suffolk ist mit seinem Bruder, Richard de la Pole, nach Burgund geflohen. Tyrrell hat sie durch Calais passieren lassen«, sagte Henry mit zusammengebissenen Zähnen. Die Muskeln in seinen Wangen zuckten.
    Was hattest du denn erwartet?, wollte ich erwidern, doch ich schluckte die Frage herunter. Suffolk kam in der Erbfolge gleich hinter Edward of Warwick, und für ihn bedeutete es, dass er als Nächster hingerichtet werden würde.
    »Er hatte keinen Grund«, murrte Henry.
    Keinen Grund?, fragte ich ihn stumm. Nachdem du ihm ein solch hohes Bußgeld auferlegt hast, dass ihn die Bezahlung finanziell ruiniert hätte?
    Henry trieb eine Politik, wie sie für seine Zwecke die günstigste war. Indem er seine Adligen in permanenter Angst vor Armut und gesellschaftlichem Ruin hielt, was sie wiederum um die Zukunft ihrer Kinder bangen ließ, sicherte er sich ihren Gehorsam. Edmund, der Sohn eines Dukes, hatte seinen Familientitel zusammen mit dem Familienbesitz als Strafe dafür verloren, dass sein Bruder den Aufstand in Stoke unterstützt hatte. Mit dem Titel war auch die Ehre verloren, doch anders als mein Bruder Dorset war Edmund stolz auf seine Herkunft und konnte diese Erniedrigung schlicht nicht hinnehmen.
    Henry war versiert darin, Adlige zu erniedrigen. »Es ist unsere Absicht, unsere Untertanen kurzzuhalten; Reichtum macht sie bloß überheblich«, hatte ich ihn zu de Puebla sagen hören.
    Henrys Stimme unterbrach meine Gedanken. »Ich hörte, dass de la Pole am Abend vor der Abreise mit dem Earl of Devon und Kates Gemahl William speiste. Dorsets und Stanleys Söhne waren ebenfalls anwesend.«
    Mir wurde eiskalt. Kates Gemahl?
    »Du wirst doch gewiss nicht William oder seinen Vater verdächtigen? Sie haben geholfen, Perkin gefangen zu nehmen!«
    »Ich verdächtige jeden«, entgegnete Henry, dessen blassgraue Augen kalt wie Stahl waren.
    »Mit Verlaub, Mylord, ich werde ein wenig in den Garten gehen«, sagte ich.
    Er nickte gedankenversunken, und ich wusste, dass er mich bereits vergessen hatte. An der Tür blickte ich mich noch einmal um. Er schrieb in sein neues Erinnerungsbuch. Zweifellos setzte er Williams Namen auf die Liste derer, die besonders scharf beobachtet werden sollten. Mich fröstelte.
    Ich ging nicht in den Garten, sondern an den Fluss. Das Plätschern des Wassers und das Rufen der Flussvögel beruhigte mich immer wieder. Meine Diener bat ich, am Wassertor zu warten, und schlenderte am Ufer der Themse entlang, allein mit meinen Gedanken. Das Licht

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