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Elizabeth - Tochter der Rosen

Elizabeth - Tochter der Rosen

Titel: Elizabeth - Tochter der Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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schwand und verlieh den Wolken einen silbernen Schimmer. Gänse flatterten mir quakend aus dem Weg, und auf dem Fluss zogen einige Kähne und zernarbte Holzboote vorbei. Es war ein stiller, klarer Abend.
    Doch ich machte mir große Sorgen. Ich kannte Henry. Er würde nicht übereilt handeln; vielmehr würde er vorsichtig sein und sich Zeit lassen. Wie eine Katze mit einer Maus würde er zunächst mit seinen Opfern spielen, sie auf Gnade oder Flucht hoffen lassen, bevor er zum tödlichen Hieb ausholte. Ich entsann mich schaudernd eines Disputs zwischen ihm und einem Häretiker im April über den wahren Weg Gottes. Er hatte ihn zur Abkehr von seinem Irrglauben gebracht und ihm Almosen gegeben. Nachdem Henry fortgeritten war, wurde der Mann bei lebendigem Leibe verbrannt.
    Aber er wird doch William Courtenay nichts antun?, fragte ich mich bang.
    Ich begriff voller Entsetzen, dass Kates Söhne nach Suffolks Flucht die Nächsten in der Erbfolge waren. Mir war, als schlänge sich eine Hand um meinen Hals. »Jesus!«, hauchte ich. Abrupt trug mir der Wind Stimmen zu, die ich laut und deutlich hörte, obgleich sie von weiter weg kamen.
    »Er hatte eine tödliche Krankheit, der arme junge Bursche«, sagte jemand.
    »Welche?«, fragte ein anderer.
    »Königliches Blut«, lautete die Antwort.
    Ich stolperte vor Schreck. Sie sprechen von Edward of Warwick und ahnen nicht, dass dies für alle meine Verwandten gilt, dachte ich. Ich schaute mich um, konnte aber niemanden entdecken. Der Druck auf meinem Brustkorb wandelte sich in Panik, und mein Magen krampfte sich zusammen. Weil mir übel wurde, sank ich auf eine Bank in der Nähe. Henry hatte die natürliche Ordnung der Dinge umgekehrt. Was unten sein sollte, war nun oben, und all jene, die an der Spitze stehen müssten, waren gestorben, um den Platz der Niederen zu sichern, die aufgestiegen waren.
    Mir schwirrte der Kopf, sodass ich eine Hand an meine Stirn legte. Henry verfolgte meine Familie, weil er sie fürchtete, und er würde sich nicht sicher fühlen, ehe sie alle tot waren oder nichts mehr gegen ihn ausrichten konnten. Ich sah zum Himmel auf. Was kann ich tun? Sag mir, was ich tun kann!, flehte ich verzweifelt.
    Eine Wolke zog über den Himmel. Ich beobachtete, wie sie die Form veränderte und Schatten warf, und mir schien, als würde sie zu einer Krone. Von weit her vernahm ich ein Echo aus der Erinnerung   – »mein Bestes«   –, und ich sah Richards Gesicht, als er mich nach Sheriff Hutton schickte. »Ich habe mein Bestes für England getan. Nun ist es an Gott, über mich zu urteilen«, hatte er gesagt.
    Ich neigte den Kopf. Auch ich hatte mein Bestes getan. Ich hatte meinem Volk Arthur geschenkt. Der Rest lag in Gottes Hand. Mir blieb nichts anderes, als zu beten.
    ~
    Maximilian weigerte sich, die de la Poles auszuliefern. Henry ließ beide in St. Paul’s verfluchen und exkommunizieren, fürchtete jedoch, dass er nicht alle involvierten Verräter gefangen hatte, und wandte sich in seinem Misstrauen gegen Suffolks Freunde und seine sämtlichen Verwandten, gegen jeden von Yorkisten-Blut. Einer von ihnen war James Tyrrell, Gouverneur von Guisnes. Er wurde von Henrys Versprechen, sicheres Geleit zu bekommen, nach England zurückgelockt. Besagtes Geleit endete in dem Moment, in dem er an Bord des Schiffes stieg. Tyrrell wurde direkt in den Tower gebracht und zweifellos gefoltert, bis er gestand, was immer Henry wollte.
    Traurig dachte ich an den freundlichen Ritter, der stets für einen Spaß zu haben gewesen war. In dieser neuen Welt Henrys ist sogar das Versprechen eines Königs wertlos, ging es mir durch den Kopf.
    Im November kam Henry zu mir, als ich in Westminster über meiner Stickerei saß. Obgleich er begriffen hatte, dass er seit den Hinrichtungen in meinem Bett nicht mehr willkommen war, suchte er abends nach wie vor meine Gesellschaft. Und ich nahm es hin.
    An diesem Abend lächelte er und war heiterer Stimmung. »Weißt du, was de Puebla an Ferdinand und Isabella über Warwick und Warbeck geschrieben hat?«
    Ich bejahte stumm. De Puebla hatte mir den Brief gezeigt, bevor er ihn weggeschickt hatte, weil er glaubte, dass er mir gefiele. Nie würde ich seine Worte vergessen:
    Nachdem ich in Gedanken die königlichen Hände und Füße Euer Hoheiten geküsst habe, möchte ich Euch mitteilen, dass in diesem Königreich kein Tropfen königliches Blut mehr fließt, ausgenommen das einzig wahre des Königs und der Königin und, vor allem, das des Lords Prinz

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