Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elizabeth - Tochter der Rosen

Elizabeth - Tochter der Rosen

Titel: Elizabeth - Tochter der Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
Vom Netzwerk:
nahm sie, legte seinen Arm um seines Vaters Schultern, und so standen wir zusammen.
    ~
    Im Sonnenzimmer warteten wir, dass Arthur uns bei einem Wein vor dem Abendessen Gesellschaft leistete. Leise kicherte ich mit Kate über die Tollheiten von Henrys Affen, der nun zu seinen Füßen hockte und uns scheu beobachtete. Vor wenigen Tagen hatte er Henrys Erinnerungsbuch verschleppt. Als es schließlich hinter einer Truhe gefunden wurde, war es in Fetzen gerissen   – all die wertvollen Geheimnisse für immer ausgelöscht. Henry hatte die Nachricht mit Humor aufgenommen, und der ganze Hof amüsierte sich. Zweifelsohne ist der Affe für viele ein Held, dachte ich.
    »Ich habe Desiderius Erasmus von Rotterdam kennengelernt«, verkündete Harry, als er hereinkam, und unterbrach meine Plauderei mit Kate.
    Maggie und Mary rannten zu ihm, und Henry blickte von seinem Haushaltsbuch auf, in dem er die Ausgaben prüfte.
    »Hast du mit ihm gesprochen?«, fragte Maggie und hakte sich bei ihm ein.
    »Hast du mit ihm gesprochen?«, wiederholte Mary, die sich ebenfalls bei ihm unterhakte. Sie wiederholte stets alles, was ihre große Schwester sagte. Fröstelnd entsann ich mich, dass mein Bruder Dick Grey es bei Dorset genauso gemacht hatte.
    »Natürlich.« Harry strahlte.
    »Ich wüsste gar nicht, was ich sagen soll«, hauchte Maggie voller Ehrfurcht.
    »Ich auch nicht«, pflichtete Mary ihr bei.
    »Weil ihr Mädchen seid«, antwortete Harry, der seine stämmigen Beine leicht ausstellte.
    »Reden wir von dem Privatsekretär des Bischofs von Cambrai, dem holländischen Gelehrten und Priester?«, fragte Henry. Er gab seinem Affen eine Kastanie.
    »Ebendem«, bestätigte Harry.
    »Wie kam es dazu?«
    »Thomas Morus brachte ihn zu mir nach Eltham Palace. Du weißt schon, der gewitzte Rechtsgelehrte, der Mortons Protegé ist.« Harry warf sich auf einen Stuhl. Maggie und Mary holten sich jede einen Schemel, um zu seinen Füßen zu sitzen.
    Ich fand, dass er recht erwachsen schien für ein Kind, dessen Füße noch nicht den Boden berührten, wenn er auf einem Stuhl saß, und lächelte über meiner Stickarbeit.
    »Ach, Morus ist ein feiner junger Mann. Morton hält viel von seinen Talenten.« Henry legte den Bleistab beiseite, mit dem er die Zeilen in seinem Kontenbuch markiert hatte, und widmete Harry seine ganze Aufmerksamkeit.
    »Er ist ein Freund von mir«, sagte Harry stolz und griff sich einen Apfel aus der Schale auf dem Tisch schräg vor ihm. Er nahm einen Bissen und kaute laut. »Und Erasmus auch, nachdem wir uns jetzt kennengelernt haben. Wir haben den ganzen Nachmittag über viele ernste Angelegenheiten diskutiert.«
    Henry warf mir einen amüsierten Blick zu, weil Harry sich aufspielte, als wäre er ein weiser alter Mann.
    »Was hast du erfahren?«, fragte Henry.
    »Etwas, das für dich höchst interessant sein dürfte, Vater.«
    Henry lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und wartete.
    »Erasmus erzählte mir von seinem Freund in Italien. Der Mann ist ein Gelehrter der Politik und Philosophie und will eine Abhandlung darüber schreiben, wie ein Prinz seinen Staat regieren sollte.«
    Ich sah, dass Henrys Mundwinkel amüsiert zuckten, und ich neigte mich tiefer über meine Stickerei, weil ich fürchtete, lachen zu müssen.
    »Und welche Prinzipien empfiehlt er einem Prinzen?«
    »Er sagt, es ist schwieriger für einen neuen Prinzen zu herrschen, als für einen Erbprinzen. Denn er muss seine neu gewonnene Macht festigen und ein System aufbauen, das von Dauer ist. Und er könnte genötigt sein, zum Wohle des größeren Ganzen böse Dinge zu tun.«
    Ich wurde sofort ernst, und Henry rutschte auf seinem Stuhl weiter nach vorn. »Was sagt er noch?«
    »Dass der Zweck die Mittel heiligt.«
    Seine Worte waren wie Eiswasser, das über mir ausgegossen wurde, und ich erschauderte.
    »Der Zweck heiligt die Mittel«, wiederholte Henry nachdenklich. »Fürwahr, so ist es.« Er sah hinüber zu Harry. Unser Sohn drehte das Kerngehäuse des Apfels in seiner Hand und biss schließlich auch noch die letzten Reste Fruchtfleisch ab. »Wir müssen diesen Erasmus zu einem Bankett einladen.«
    Auf einmal wollte ich dringend das Zimmer verlassen. »Wo bleibt Arthur nur? Wenn du gestattest, Mylord, gehe ich und sehe nach ihm.«
    Alle guckten mich erstaunt an, und ich fragte mich, ob sie vergessen hatten, dass ich zugegen war. Ich bin die unsichtbare Königin, wie meine Mutter es prophezeite, dachte ich .
    ~
    In der großen Rufus-Halle empfing ich meine

Weitere Kostenlose Bücher