Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elizabeth - Tochter der Rosen

Elizabeth - Tochter der Rosen

Titel: Elizabeth - Tochter der Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
Vom Netzwerk:
war. Dabei hatte ich sein schönes Gesicht bewundert. Ich schloss die Augen und schleppte mich einen mühsamen Schritt nach dem anderen vorwärts, eine Stufe nach der anderen. Als ich meine Gemächer betrat, standen meinen Damen auf und redeten mir leise zu, doch ich hörte nicht, was sie sagten. Ich hätte ihnen ohnedies nicht geantwortet. Kate kam zu mir. Ich spürte, wie sie mich in die Arme nahm, und schüttelte den Kopf. Ich wollte allein sein. Papa war im April gestorben. Richards Sohn Ned ebenfalls. Warum starben die, die wir am meisten liebten, im April?
    Konnte Arthur wirklich tot sein? Warum forderte Gott einen solch brutalen Tribut? Als Ned mit zehn Jahren unerwartet gestorben war, hatten die Menschen es eine »göttliche Strafe für den Tod meines Bruders Edward« genannt.
    War dies ebenfalls eine göttliche Strafe?
    Henrys Worte hallten in meinem Kopf. »Entweder Edward oder Arthur. Einer muss sterben, damit der andere leben kann.« Nun waren beide tot.
    Ich schrie auf und griff nach dem Bettpfosten.
    Katharina von Aragon war an Richards Geburtstag in England angekommen!
    Richard hatte seinen Neffen Edward beinahe so sehr geliebt wie seinen Ned, und Edward war fälschlicherweise des Verrats beschuldigt und hingerichtet worden, weil er Arthurs Vermählung mit Katharina im Weg stand. Dann traf Katharina am zweiten Oktober ein, an Richards Geburtstag. Ich erinnerte mich wieder an den beängstigenden Traum von Richard, den ich unmittelbar vor Edwards Hinrichtung hatte. Ein Omen? Eine Warnung? Eine Drohung? Zu jener Zeit wusste ich es nicht.
    Ich konnte Henry nicht aufhalten!, schrie ich stumm. Mir war schwindlig, und ich kniff die Augen zusammen. Du weißt, dass ich es nicht konnte! Ich musste alles hinnehmen. Welche Wahl hatte ich denn? Ich dachte, es wäre Gottes Wille. Ich habe versucht, mein Bestes zu tun, habe mich bemüht, Abbitte für die Verbrechen zu leisten, die Henry für seinen Thron verübte   ...
    Für den Thron deines Sohnes Arthur, entgegnete eine grausame innere Stimme.
    »Arthur   ...«, rief ich mit einem langen, schluchzenden Heulen. Schmerz und Angst zerrissen mir das Herz. Ich konnte nicht atmen, und meine Beine gaben nach. Mit einem Schrei sank ich zu Boden.
    Die Tür wurde aufgestoßen. Im nächsten Moment waren meine Damen um mich. Ich konnte Catherine Gordon sehen, die mit Tränen in den Augen hinter den anderen stand. War ihr Gemahl wirklich Dickon gewesen?
    »O Gott   ... Gott   ...«, schluchzte ich. Mit jedem Atemzug zuckte mein Leib zusammen, als würde ich geschlagen. Ein Priester kam und wollte mich trösten, doch es gab keine Worte, die meine Trauer und meinen Schmerz lindern konnten.
    Mir war nicht gelungen, Humphrey Staffords Leben zu retten; ich hatte es nicht geschafft, eine Begnadigung für Edward, Earl of Warwick, zu erreichen; und ich hatte nichts dagegen unternehmen können, dass meine Mutter in einem Kloster eingesperrt worden war. Ich hatte Warbeck nicht geholfen, der Dickon gewesen sein könnte. Doch immerfort hatte mich der Gedanke aufrecht gehalten, dass ich einen noblen König für England aufzog, der sein Volk so lieben würde, wie mein Vater und Richard es geliebt hatten. Nun waren all meine Bemühungen umsonst, meine Träume zerstört. Ich hatte in allem versagt, was ich mir vorgenommen hatte. Meine Mutter hatte recht gehabt: Ich war nutzlos. Meine Tante hatte guten Grund, mich zu hassen. Das Einzige, was ich bisher erreicht hatte, war, die Tyrannei eines Unehelichen über das brave Volk meines Vaters zu festigen. Ich hatte angenommen, ich täte mein Bestes, würde alles um Englands willen ertragen, dem Land einen würdigen König schenken. Und Gott hatte mir Arthur genommen. Dies war ein Gottesurteil.
    »Warum?«, rief ich gen Himmel. »Warum?«
    Auf einmal fühlte ich Henrys Arme um mich und drehte mich zu ihm um. Weshalb war er hier? Hatte er nicht schon genug angerichtet?
    »Geh!«, hörte ich mich zu ihm sagen. »Geh!«, schrie ich.
    Röcke raschelten, und Schritte huschten hinaus, dann wurdeeine Tür zugeknallt, und alles war still. Henry hob mich in seine Arme und hielt mich. »Schhh, Elizabeth, ganz ruhig   ... Wenn wir Gutes aus Gottes Hand erhalten, müssen wir auch das Schlechte erdulden«, wiederholte er, was ich vorher zu ihm gesagt hatte. »Mein liebes Weib, wir haben vieles ertragen, und irgendwie werden wir diesen Tag überstehen. Wir sind noch jung und können weitere Kinder haben   ...« Weiter kam er nicht, weil er in heftiges

Weitere Kostenlose Bücher