Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elizabeth - Tochter der Rosen

Elizabeth - Tochter der Rosen

Titel: Elizabeth - Tochter der Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
Vom Netzwerk:
oder Strahlendes an sich, und er hegte keine großen Träume. Doch er besaß ein sanftes Gemüt, das er für immer behalten sollte, weil er mit der Unschuld eines Kindes gesegnet war.
    Ich bemerkte, dass Richard zu seinem Sohn blickte, und sah gleichfalls hin. Sein Kind der Liebe, Johnnie of Gloucester, würde im Mai fünfzehn. Er hatte das dunkle Haar und das kantige Kinn seines Vaters, allerdings grüne Augen. Und falls seine breiten Schultern und die langen muskulösen Beine nicht täuschten, würde er Richard einmal überragen und vielleicht so groß wie mein Vater werden.
    Nun sah König Richard für einen Moment zu mir, ehe er den Blick abwandte. Ich neigte den Kopf und strich über den grünen Stoff meines Kleides. Mir war schrecklich weh ums Herz.
    »Geht nach Sheriff Hutton, wo ihr sicher seid«, sagte der König hörbar angegriffen. Erschrocken blickte ich auf und öffnete den Mund. Konnte diese Warnung mir gelten? Genügte es denn nicht, die Heiratsgerüchte zu leugnen? Schickte er mich allen Ernstes fort? Ich brachte kein Wort heraus, was auch nicht nötig war, denn er schien meine Gedanken zu erraten. Leicht errötend fügte er hinzu: »Alle von euch.«
    Ich erstickte fast an dem Schrei, der mir entfahren wollte.
    Irgendwie gelang es mir, Edward ein wenig nach vorn zuschieben. Er rang unsicher die Hände. »Onkel, ich w-würde   ... dich gern um einen G-Gefallen bitten.«
    Richard schaute ihn freundlich an. »Mein lieber Neffe, was es auch ist, du weißt, dass ich ihn dir gewähre.«
    »Ich w-wünschte, ich k-könnte für dich kämpfen   ...« Edward holte Luft und ballte die Fäuste, um sein Stottern zu bändigen. Und er schaffte es, denn die nächsten Worte kamen ohne Stocken heraus. »Ich wünschte, ich könnte gegen den Unhold Tudor kämpfen, lieber Onkel, doch bin ich zu jung, ihn mit dir niederzuschlagen. Deshalb bitte ich dich, statt meiner dies mit in die Schlacht zu nehmen.« Er ließ den Kopf hängen, denn zum einen schämte er sich der Gefühle, die ihn überkamen, zum anderen hatte ihn dieser kurze Vortrag erschöpft.
    Ich legte einen Arm um seine schmalen Schultern und nickte einem Diener in der Zimmerecke zu. Der Mann brachte das gefaltete Banner zu König Richard, kniete sich vor ihn und breitete es aus. Goldene Tressen und Stickereien leuchteten auf der weißen Seide, in deren Mitte ein nussbraunes Hochlandrind prangte.
    König Richard blinzelte, als er das Wappenrind von Warwick ansah. Ich ahnte, was in ihm vorging. Das letzte Mal, dass er dieses Wappen gesehen hatte, war im Nebel von Barnet gewesen   – und er kämpfte auf der gegnerischen Seite.
    »Wir haben den ganzen Winter daran gearbeitet«, sagte ich leise. »Cousin Edward entwarf es mit. Er ist künstlerisch durchaus begabt.«
    König Richard kniete sich halb hin und ergriff die Hände des Kindes. »Ich werde dieses Banner an meiner Seite tragen und an dich denken, Edward, ebenso wie an deinen edlen Großvater, den Earl of Warwick, sowie all jene aus dem Hause Neville, die ich geliebt habe.«
    Ein lautes Schluchzen entfuhr Edward, der verlegen zuBoden sah. Richard umarmte den Jungen, bevor er sich wieder aufrichtete. »Nun geh, Edward! Sei gottesfürchtig, widme dich deinen Studien und vergiss nie, dich ritterlich zu betragen. Denn die Weisheit liegt im Gebet und im Studium, und der Allmächtige wünscht sich beides von uns.« Er übergab Edward dem Diener, und als der Mann ihn wegführte, rief Richard ihm nach: »Möge Gott bei dir sein, mein holder Neffe!«
    Edward schaute sich noch einmal traurig zu ihm um, dann war er fort.
    Nun wandte Richard sich an Johnnie. »Du hast nichts zu befürchten, mein Johnnie. Du besitzt kein Land, keinen Titel, nichts, mein Sohn. Folglich stellst du für niemanden eine Bedrohung dar. Niemand wird dir wehtun, ganz gleich, was mit mir geschieht.«
    »Vater!«, rief der Junge.
    Richard drückte ihn an sich. Nachdem er ihn wieder freigegeben hatte, sagte er: »Lebe wohl, mein lieber Sohn!« Seine Stimme zitterte. Johnnie drehte sich rasch weg und rannte hinaus.
    Die Countess trat vor. Einen Moment lang schauten sich beide stumm an. »Teure Lady, ich habe dich geliebt wie eine Mutter«, flüsterte Richard und nahm behutsam ihre Hand. »Ich danke dir für die Freundlichkeit und den Trost, die du mir schenktest.«
    Tränen schwammen in ihren Augen und kullerten über ihre Wangen. »Du warst der Sohn, den ich nie hatte, Richard«, sagte sie zittrig. »Ich bete für deinen Sieg.«
    Er verneigte sich

Weitere Kostenlose Bücher