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Elizabeth - Tochter der Rosen

Elizabeth - Tochter der Rosen

Titel: Elizabeth - Tochter der Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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und blieb so, während sie hinausging. Das Rascheln ihrer Röcke kam mir wie ein seufzender Wind in trockenem Herbstlaub vor.
    König Richard kniff die Lippen zusammen, bevor er mich ansah. An meinen roten, geschwollenen Augen erkannte erfraglos, dass ich geweint hatte. Mit einer Handbewegung bedeutete er den Dienern, uns allein zu lassen, und wartete, bis der letzte gegangen war und die Tür hinter sich geschlossen hatte.
    »Ich bedaure den Tod deines Onkels Anthony und deines Bruders, Richard Grey. Ich weiß, dass sie mir nichts Böses wollten und nur unfreiwillige Opfer einer Intrige wurden.«
    »Sind wir das nicht alle?«, flüsterte ich, obgleich es keine Frage war.
    »Kannst du   ... kannst du mir vergeben, Elizabeth?«
    Ich schluckte meine Tränen herunter. »Ich vergebe dir, Richard, weil ich dich liebe.«
    »Nein!«, erwiderte er schroff. »Nein, tu das nicht! Ich bin alt, am Ende. Gott hat mir alles genommen und mich allein und leer zurückgelassen. Aber du bist jung, hast dein Leben vor dir. Du wirst dich verändern. Und du wirst mich vergessen.«
    »Das kannst du unmöglich glauben!«, rief ich schluchzend. »Dies ist keine kindliche Schwärmerei. Ich bin eine erwachsene Frau, und ich liebe dich, Richard. Anne wollte, dass wir beieinander sind. Sie nahm mir das Versprechen ab   ...«
    Richard hielt eine Hand in die Höhe und wandte das Gesicht ab. »Du darfst solche Dinge nicht sagen. Ich will sie nicht hören.«
    »Schick mich nicht fort, Richard! Ohne dich bricht mir das Herz.«
    Er sah mich wieder an. »Es ist ausgeschlossen, Elizabeth«, raunte er heiser.
    Wir starrten einander an, bis wir uns auf einmal in den Armen lagen. Er hielt mich fest, meine Wange an seine gepresst, und ich konnte unsere salzigen Tränen schmecken. In mir herrschte ein Tumult aus überbordender Freude und tiefer Verzweiflung, und mein Kummer war wie ein Brennen in meinen Adern.
    Dann stieß er mich von sich.
    Ich werde ihn nie wiedersehen, dachte ich, und mir wurde schwindlig vor Angst. »Ich bitte um einen Gefallen, Mylord!«, rief ich in meiner Panik.
    Er wartete.
    »Ich wünsche mir ein Porträt von dir. Es wäre mir ein Trost.«
    Sein leidvoller Blick war mir unerträglich, und ich senkte die Lider. Als ich wieder sprach, bebte meine Stimme. »Und dein Buch, Tristan. «
    Zunächst hielt er sich kerzengerade und beinahe abweisend, dann nickte er. Lange Zeit schwiegen wir. Schließlich beugte ich mich vor und streifte seine Wange mit den Lippen. Dieses Gefühl prägte ich mir ein, auf dass ich es niemals vergessen mochte.
    »Ich werde mich nie verändern«, hauchte ich. »Bis zu meinem Todestage werde ich dich lieben, Richard.«
    Mit diesen Worten ging ich.
    ~
    Als ich ein letztes Mal zurück nach London schaute, verschwamm mir die Sicht. Genau dies hatte Anne befürchtet, dass Richard allein und verwundbar zurückblieb, ohne jeden Ansporn, um sein Leben und den Thron zu kämpfen. Ich sah wieder nach vorn und trieb meinen Zelter weiter.
    Unsere Reise nach Sheriff Hutton dauerte mehrere Tage; wie viele, erinnere ich nicht mehr, denn gleichförmig ging einer in den nächsten über. Wieder einmal kamen wir durch Dörfer, Weiler und kleine Städte, und wieder einmal sah ich den vergoldeten Maibaum weit hinten auf der Wiese. Bei seinem Anblick überkam mich ein elendes Gefühl, zumal die lauen Maitage allen Feierlichkeiten zum Trotz von einer verstörenden Lethargie getragen waren. Das gesamte Königreich schien in gespannterErwartung der Dinge zu harren, die da kamen. In den Klöstern und Gasthöfen begrüßten uns kaum lächelnde Gesichter. Kein Lachen drang aus den kleinen Cottages, in denen Mütter streng ihre Kinder schalten; kein Gesang wehte von den Feldern herbei, auf denen die Männer arbeiteten. Und die ohnedies gedämpften Unterhaltungen in den Tavernen verstummten, sowie die Leute uns und das königliche Wappen des weißen Keilers erblickten. Es hatte zu viele Könige in zu kurzer Zeit gegeben, zu viel Blutvergießen, zu viel entsetzlichen Verrat und zu viele Hinrichtungen. Im Geiste sah ich Tudor in Harfleur, der sich auf die Invasion vorbereitete, und Richard, der in Nottingham wartete, seine Verbündeten zu sich rief und jeden von ihnen musterte, als könnte er ihm in die Seele blicken.
    Ich sah ihn wartend in seiner Burg auf dem schwarzen Felsen, in der ihn die Nachricht von Neds Tod erreicht hatte und in die ihm nun die Nachricht von Tudors Invasion überbracht werden würde.
    Wartend an jenem Ort, den er seine

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