Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elizabeth - Tochter der Rosen

Elizabeth - Tochter der Rosen

Titel: Elizabeth - Tochter der Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
Vom Netzwerk:
um einen Schwindel handeln. Jeder wusste das. Nur, warum sollten Francis und Lincoln ihre Rebellion willentlich auf eine Lüge gründen? Henry war äußerst besorgt, konnte all dies für ihn doch nur eines bedeuten. Einer meiner Brüder lebt noch, vielleicht sogar beide. Da sie zu jung waren, als dass man sie vor einem erfolgreichen Thronsturz Henrys an die Öffentlichkeit bringen durfte, gaben Lovell und Lincoln ein anderes Kind als Edward aus. Ich war hin- und hergerissen zwischen diesem Wissen und meinen Hoffnungen und Träumen für Arthur. Und so betete ich inständig um die Kraft, Gottes Willen zu akzeptieren, wie auch immer er aussehen mochte. Ein Erfolg von Lovell und Lincoln würde meinen Sohn in große Gefahr bringen.
    »Was gibt es Neues?«, fragte ich, als Henry nach dem Fest zu seinem Geburtstag in mein Gemach kam.
    »Die Rebellen waren in Irland erfolgreich«, sagte er finster. »Der Junge, der behauptet, Edward of Warwick zu sein, wurdemit dem Diadem der Jungfrau-Maria-Statue in der Kathedrale Christ Church von Dublin gekrönt. Sie bejubeln ihn als König Edward VI .«
    Patch der Zwerg blickte hochmütig drein, sprang in einen Handstand und schwankte auf den Händen vorwärts. »König Edward VI .   – macht Platz für König Edward VI .!«, rief er zum Bimmeln seiner vielen Glöckchen.
    Es sah so lächerlich aus, dass wir beide lachten. Dann setzte Henry sich. »Sing für mich«, sagte er.
    Ich nahm meine Laute und stimmte eine hübsche Melodie an. Henry schloss die Augen.
    In der darauffolgenden Woche erfuhr ich die meisten Neuigkeiten von Patch, auch wenn ich mir gewünscht hätte, manche von ihnen nicht zu hören.
    »König Richards unehelicher Sohn, John of Gloucester, wurde in den Tower gebracht.« Patch warf die kurzen Arme in die Höhe und verzog das Gesicht, als litte er große Schmerzen   ... oder würde gefoltert.
    Mir war, als hätte mir ein kalter Windstoß den Atem geraubt. Johnnie, der nette junge Bursche, ein mittelloser Waise ohne jede Macht   – das Kind, das Richard außer Gefahr geglaubt hatte!
    »Was wirft man ihm vor?«, hauchte ich.
    »Verrat. Er erhielt einen Brief aus Irland.«
    Gütiger Gott, sie kerkern ihn ein, weil er einen Brief bekam?
    Meine Beine zitterten, sodass ich mich hinsetzen musste. Dies musste das Werk von Morton und Margaret Beaufort sein, denn Henry hatte zumindest einige Skrupel, sie hingegen gar keine. Seit der Geburt meines Kindes schlief ich nicht gut; ich wurde immer wieder von bösen Träumen geplagt. Johnnie sei für keinen eine Bedrohung, hatten wir gedacht, weil er ein uneheliches Kind war. Doch Henry war selbst ein illegitimes Kind, und mithin galten die alten Regeln nicht mehr. In dieser neuen Welt konnte selbst ein uneheliches Kind eine Gefahr sein, wenn auch nur für ein anderes uneheliches Kind. Und das bedeutete, dass niemand sicher war.
    Ein eisiger Schauer lief mir über den Rücken. Ich fürchtete, dass es für Johnnie kein Morgen geben sollte, denn Henry konnte nicht riskieren, ihn am Leben zu lassen. In seinen Adern floss mehr königliches Blut als in Henrys. Ich kniete mich auf meinen Betstuhl. Mir brach das Herz, als ich die Hände faltete und für den jungen Johnnie betete.
    ~
    Überall im Land wurde prophezeit, dass die weiße Rose wieder aufblühte und der Tudor-Drache sich blutig und geschlagen zurückziehen würde. Meine Tante Margaret of York hatte Henry angeblich »den bösartigsten Eindringling und Tyrannen« genannt. Und Henry antwortete ihr mithilfe seiner Mutter und deren teuflischem Gehilfen Morton.
    Ich hörte davon, als ich wegen einer monetären Angelegenheit zu Henry ging. Meine Hofdamen hatten mir berichtet, dass der Haushalt bei mehreren Kaufleuten wegen genähter Kleider und einer Reihe von Stoffen in der Schuld stand und sie uns nicht länger Kredit gewähren konnten, weil sie selbst in Not waren. Ich wählte einen Moment, in dem ich sicher war, dass Margaret Beaufort sich nicht in meiner Nähe aufhielt, damit ich sie nicht um Erlaubnis bitten musste und womöglich abgewiesen wurde.
    »Ich möchte zum König«, sagte ich zu meinem Kammerherrn, dem Earl of Ormond.
    »Dann begleite ich Euch mit Freuden zu ihm, Mylady.«
    Jeder Einwand wäre zwecklos gewesen, denn er führte bloß seine Befehle aus. Ich war kein besonders redseliger Mensch, deshalb schritten wir wortlos durch die Palastkorridore und über den Innenhof. Ein scharfer Wind blies mir die Kapuze vom Haar, und ich musste an meinen Spaziergang mit Richard an

Weitere Kostenlose Bücher