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Elizabeth - Tochter der Rosen

Elizabeth - Tochter der Rosen

Titel: Elizabeth - Tochter der Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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jene, die sich gegen Euch stellen, nach allen Regeln der Kirche bannt.«
    »Würde der Papst solch eine Bulle ausgeben?«, hatte Henry gefragt und drei Könige abgelegt.
    »Für den richtigen Preis gibt er heraus, was immer Ihrwünscht«, hatte Morton geantwortet und seinerseits drei Könige auf die von Henry gelegt. »Doch was es auch kosten mag, es ist das Geld wert. Nichts drückt Gottes Zustimmung glaubwürdiger aus als eine päpstliche Mahnung an jeden, der Euch bedroht, Euer Gnaden.«
    Henry nannte Morton oft »einen schlauen Teufel«, und diese Bezeichnung schien mir überaus treffend zu sein, als ich ihr Gespräch hörte. Mortons Ornat war eine Kostümierung des Leibhaftigen.
    ~
    Meine Mutter kam kurz darauf zu Besuch, und ich merkte sofort, dass etwas nicht stimmte. Sie trat ohne Fanfaren ein, setzte sich ans Fenster und versank in nachdenkliches Schweigen. Da ich von ihr Forderungen, Temperamentsausbrüche, Weinkrämpfe und wütende Vorhaltungen gewöhnt war, bereitete mir ihr Betragen Sorgen. Ich wartete eine Weile, dann ging ich zu ihr, kniete mich vor sie und ergriff ihre Hand. Sie sah mich an. »Mutter, was ist dir?«
    Sie nickte kaum merklich und schaute hinüber zu meinen Hofdamen, die plaudernd am Feuer saßen. Ich verstand, was sie meinte; wir wurden beobachtet. Die Damen mochten den Anschein erwecken, sich angeregt zu unterhalten, aber mit einem Ohr belauschten sie uns und würden hinterher brav an Margaret Beaufort, Henry oder Morton berichten. Tudor-Spione waren überall im Land und selbst darüber hinaus: in Spanien, Burgund, Schottland und Frankreich. Allerdings hatte meine Mutter sie früher nicht besonders gefürchtet. Ich hob ihre Hand an meine Lippen und küsste sie sanft, bevor ich mich dicht neben sie auf die Fensterbank setzte und einen Arm um sie legte. Meine Mutter lehnte den Kopf an meine Schulter, und ich bemerkte, dass Tränen an ihren Wimpern glänzten.
    Dann sah sie mich wieder an. »Ich wuchs in unsicheren Zeiten auf«, sagte sie, »und hatte nur die Familie, auf die ich mich verlassen konnte. Ich habe mich bemüht, das Beste für sie zu tun. Als du geboren wurdest, habe ich dir das Beste gesichert, das ich konnte   ... Königin   ... An der Spitze des Landes ist das Leben leichter, Elizabeth.«
    »Mutter, nicht jeder wünscht sich das Gleiche. Mir hätte ein anderes Leben gefallen, hätte ich die Wahl gehabt.«
    »Du bist jung und weißt nicht, was gut für dich ist«, seufzte sie. »Du weißt nicht, wie es ist, Hunger zu leiden und Geldsorgen zu haben.« Sie drückte meine Hand sehr fest und ergänzte noch leiser: »Doch eines musst du wissen. Alles, was ich tue, tue ich für dich und deine Schwestern und Br...«
    Ich spürte, wie ich blass wurde, weil sie sich beinahe gefährlich versprochen hatte. Meine Mutter verstummte und senkte den Kopf. Stille trat ein. Ich blickte auf, weil ich fürchtete, jemand hätte es gehört, und zu meinem Unglück schauten alle zu uns. Rasch nahmen die Hofdamen ihr Gespräch wieder auf, während mein Unbehagen beständig zunahm, bis ich es fast nicht mehr aushielt. Ängstlich starrte ich den teuren Haarschmuck meiner Mutter an. Intrigierte sie mal wieder? Gegen Henry? Falls ja, konnte es nur einen Grund geben. Ich erinnerte mich an eine Szene im Kloster, als meine Mutter und Dickon in der Ecke miteinander geflüstert hatten. Dickon hat das Losungswort geschickt!, durchfuhr es mich. Mir wurde schwindlig, und unwillkürlich hob ich eine Hand an meine Stirn. Mein Bruder lebt! Dickon hat ihr das Zeichen gesandt. Sie musste sich entscheiden, und das hat sie.
    Es war nicht nötig, sie zu fragen, für wen von uns sie sich entschieden hatte.
    Sie hob den Kopf wieder und sah mich direkt an. Sehr leise hauchte sie: »Egal, was geschieht, du und Arthur werdet sicher sein. Zweifle niemals daran! Jetzt muss ich gehen.«
    Ich stützte mich mit einer Hand im rauen Fensterrahmen ab, stand auf und blickte ihr nach.
    Mein Onkel Edward Woodville brachte mir die Nachricht zwei Wochen später, als er Henry besuchen kam. Er steckte sie mir zu, und ich verbrannte sie, sobald ich sie gelesen hatte. Im März, Stürme peitschten über das Land, und Regen goss aus schwarzen Wolken auf London nieder, wurde meine Mutter unversehens ihres gesamten Besitzes enteignet und in die Abtei Bermondsey geschickt. Mir schwirrte der Kopf, und ich sackte auf einen Stuhl. Dies war der Tag, vor dem ich meine Mutter gewarnt hatte: der Tag, an dem sie sich selbst zerstörte und ich darob

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