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Elizabeth - Tochter der Rosen

Elizabeth - Tochter der Rosen

Titel: Elizabeth - Tochter der Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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jubeln würde.
    Nur jubelte ich nicht. Trotz allem war sie meine Mutter, und ich konnte nicht anders, als sie zu lieben. Henry war nach wie vor fort, und zum ersten Mal bedauerte ich es. Nun müsste ich bis zu seiner Rückkehr warten, um mehr über den Bann zu erfahren, denn Margaret Beaufort würde mir gewiss nichts erzählen. Dennoch stellte ich sie am nächsten Morgen nach dem Frühstück zur Rede.
    »Wie ich höre, hat sich meine Mutter nach Bermondsey zurückgezogen. Ich möchte sie gern besuchen.«
    Margaret Beaufort blickte von dem Dokument auf, das sie in der Hand hielt, und antwortete zu meiner Verwunderung: »Ich arrangiere es.«
    Wir nahmen einen Kahn über den Fluss. Vor mir erstreckte sich schlammiges, Furcht einflößendes Wasser. In Bermondsey folgten wir der Äbtissin zur königlichen Residenz, in der meine Mutter untergebracht war. Das Zimmer war nicht ungefällig, obschon mich die Vorstellung, dass meine Pracht undVergnügen liebende Mutter den Rest ihres Lebens in dieser bedrückenden Eintönigkeit von Stille und Gebet fristen sollte, tieftraurig machte.
    Mutter saß regungslos am Fenster. Sie musste gesehen haben, wie wir von dem Kahn gestiegen waren, hatte sich aber nicht erhoben. Ich kniete mich neben sie, als sie sich langsam zu mir umdrehte. Da sie kein Wort sagen wollte, schickten uns die Nonnen wieder weg.
    Im Palast ging das Gerücht, dass sie dabei ertappt worden sei, wie sie die Rebellen unterstützte und dem Earl of Desmond in Irland geschrieben hatte, er solle auf Lincoln und Lovell vertrauen. Die beängstigenden Nachrichten und die schreckliche Leere, die der Verlust meiner Mutter in mir hinterließ, bewegten mich, noch inständiger zu beten. Leider wollte mir das Schicksal weiteres Unheil bescheren. Von meinem Narren Patch erfuhr ich, dass mein Bruder Dorset in den Tower gesperrt worden war.
    Gleich danach sandte Henry eine Botschaft an mich, die mir Margaret Beaufort auf ihre strenge Art vorlas: Er befahl mir, mit Arthur zu ihm nach Coventry zu kommen. Dort hielten wir Hof, wohnten den Feierlichkeiten zu unserer Begrüßung bei und verwöhnten unsere Untertanen mit Spektakeln und königlicher Präsenz, als könnten uns die Gerüchte oder die Rebellion nichts anhaben. Hinter dieser zur Schau gestellten Gelassenheit pochte mir das Herz jedoch Tag und Nacht vor Angst. Ich wusste, dass der vermeintliche junge Edward nicht der Earl of Warwick war; schließlich wurde der im Tower gefangen gehalten. Ich vermutete vielmehr, dass einer meiner Brüder als solcher ausgegeben wurde, der zu jung war, um ihn jetzt schon bekannt zu machen. Meine Mutter glaubte ja fest daran, dass zumindest einer von ihnen überlebt hatte. War es mein jüngerer Bruder Dickon? Sämtliche Gerüchte besagten, dass erlebte, doch keines behauptete, dass Edward gleichfalls noch am Leben war. Armer Edward. Gott schenke seiner Seele Frieden!
    Henry kam am ersten Abend nach meiner Ankunft in mein Gemach. Er wartete, bis alle gegangen waren   – seine Mutter als Letzte.
    »Ich gebe dir den Besitz, den ich von deiner Mutter konfiszierte«, sagte er. »Aber ich muss dich erinnern, dass es nun dir obliegt, für deine Schwestern zu sorgen.«
    Das verwunderte mich nicht. Henry gab nichts, ohne eine Gegenleistung zu fordern, und er richtete es stets so ein, dass er bei dem Tausch besser davonkam. Mir fielen die Worte meiner Mutter ein. In dieser Nacht bemühte ich mich, Henry im Bett zu erfreuen, obwohl sein Atem faulig wie der eines Drachen war und er ungewöhnlich lange brauchte, den Akt zu Ende zu bringen. Als er schließlich so weit war, raffte ich all meinen Mut zusammen.
    »Henry, meine Mutter   ...«
    Bevor ich aussprechen konnte, was mir so schwer auf der Seele lastete, schlug er die Decken zurück. »Misch dich nicht in meine Angelegenheiten, Mylady! Ich bin nicht wie dein Vater, der sich im Bett den Kopf verdrehen ließ.« Mit diesen Worten stürmte er aus dem Zimmer.
    Ich vergrub mein Gesicht im Kissen und schluchzte.

KAPITEL 15
    Kriegsfanfaren · 1487
    A LS DIE REBELLEN in Lancashire landeten, schickte Henry uns nach Greenwich, wo wir sicherer wären. Spärliche Nachrichten erreichten uns, und keine von ihnen war gut für die Yorkisten. Francis Lovell fand wenig Unterstützung bei den Leuten, denn sie hatten zu große Angst vor Henry. Die Tudor-Spione waren überall, und das Volk hatte nach dreißig Jahren Krieg schlicht genug.
    Das erleichterte Weinen Margaret Beauforts vor meinem Privatgemach schließlich verriet

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