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Elizabeth - Tochter der Rosen

Elizabeth - Tochter der Rosen

Titel: Elizabeth - Tochter der Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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in meinen Augen sehen konnte. Meine Mutter hätte sie fraglos herausgefordert, liebte sie doch jede Auseinandersetzung. Aber ich konnte Zank und Streit nicht leiden. Lieber beruhigte ich mich mit dem Trost, den Gott mir gewährte: meinem kleinen Arthur. Ich blickte wieder hinüber, wo meine Schwiegermutter ein junges Kindermädchen schalt, bis es in Tränen ausbrach. Lassen wir sie so viel Aufhebens um alles machen, sagte ich im Geiste zu meinem Sohn, als ich ihn in meinen Armen wiegte, eines Tages wirst du König sein und alles richten.
    Wahre Ruhe empfand ich einzig in den raren, kostbaren Momenten, in denen ich mit Arthur allein war. Wann immer meine Mutter uns besuchte, zankte sie sich mit Margaret Beaufort oder überhäufte mich mit Vorhaltungen.
    »Wie kannst du still sitzen und dich von ihnen beleidigen lassen?«, fragte sie mich eines Nachmittags, nachdem Margaret Beaufort das Zimmer verlassen hatte. Sie schloss die Tür, damit die Hofdamen im Vorzimmer uns nicht hörten. »Diese Tudors sind Niemande, und ihr Thronanspruch ist so fragwürdig, dass sie ihn gar nicht erheben dürften! Ohne dich sind sie Thronräuber, was im ganzen Land bekannt ist. Du bist von altem Geblüt. Du gibst ihnen die Legitimität   ...«
    Ich flickte meinen Unterrock und lächelte vor mich hin. Derselbe Vorwurf war ihr gemacht worden, als sie meinen Vatergeheiratet hatte, doch dank ihrer Entschlossenheit waren all jene von altem Adel, die sich gegen sie ausgesprochen hatten, nun tot.
    Gedankenverloren knotete ich den Faden und biss das Ende mit den Zähnen ab.
    »... du bist die wahre Königin«, fuhr meine Mutter fort. »Trotzdem wurdest du immer noch nicht gekrönt. Du musst eine Krönung verlangen! Ich begreife nicht, warum du dich nicht gegen diese erniedrigende Behandlung wehrst.«
    »Ich habe nicht die Macht, irgendetwas zu fordern, Mutter.«
    »Dann verschaffe sie dir!«, flüsterte sie mir zu.
    »Ich weiß nicht, wie«, sagte ich und fädelte einen neuen Faden ein.
    Meine Mutter sah mich abfällig an. »Ich habe dir gesagt, wie! Du kriegst sie, indem du Henry bezirzt, so gut du kannst. Du singst wie ein Engel, was selbst du wissen solltest. Das hilft. Und du besitzt große Schönheit. Die hast du von mir. Nutze sie zu deinem Vorteil   – im Bett!«
    Ich dachte an Henrys Atem auf meinem Gesicht, der von seinen fauligen Zähnen stank, an seinen Speichel und seine tropfende Nase, die mir die Wange nässten, wenn er sich atemlos vor Leidenschaft auf mir bewegte. Unwillkürlich schüttelte ich mich und wandte das Gesicht ab.
    »Ich kann nicht, Mutter.«
    »Was soll das heißen, du kannst nicht? Du tust es, um zu bekommen, was du willst   – was du brauchst!«
    »Henry ist nicht wie Vater. Es bedarf meiner gesamten Willenskraft, mich zu unterwerfen. Mehr ertrage ich nicht.«
    »Dich unterwerfen! Das ist das Einzige, was du kannst.«
    »Ich wünschte, du hättest es vor Jahren gekonnt, Mutter. Die Welt könnte heute eine andere sein. Du hast uns das Elend beschert, mit dem wir uns jetzt arrangieren müssen.«
    Purer Hass blitzte in ihren Augen auf. »Du bist eine solche Närrin! So verflucht unterwürfig, bar jeden Stolzes! Du tust nie etwas anderes, als zu beten!«
    »Mutter, ich habe mein Motto gewählt. Möchtest du wissen, wie es lautet? Demütig und ehrfürchtig. Ich will demütig leben, weil du arrogant bist, und ehrfürchtig, weil du es nicht bist«, erklärte ich trotzig und stand auf. In diesem Augenblick dürfte ich meine Mutter ebenso sehr verachtet haben wie sie mich. »Und sieh dir an, was uns deine Arroganz beschert hat! Wohin hat uns deine Dummheit gebracht? Du hast nie erahnt, welche Folgen dein Handeln haben würde, geschweige denn aus deinen Fehlern gelernt. Aber dafür wäre natürlich ein gewisses Maß an Klugheit vonnöten gewesen. Ich hingegen lernte aus deinen Fehlern, und ich bin beliebt, während du allerorten verhasst bist.«
    »Und was bringt dir deine Beliebtheit ein?«, höhnte meine Mutter. »Darf ich dich daran erinnern, dass dich dieselben Leute, die dich heute lieben, morgen vergessen werden? Bis dahin bist du eine Gefangene und musst sogar um Erlaubnis bitten, auf den Abort zu gehen!«
    »Begreifst du es nicht, Mutter?«, rief ich aus, senkte aber sogleich meine Stimme zu einem Flüstern. »Was ist dümmer, als Dickon an Margaret Beaufort zu übergeben, damit sie ihn ermorden kann wie Richards Sohn? Und du hättest es beinahe getan.«
    Entsetzt rang sie nach Luft. »Woher weißt du, dass sie Ned

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