Elke im Seewind
sollen ihre Sachen allein „retten“.
Und wie wird es nun mit der Nahrung der Familie Robinson und der Wilden? Es wird abgemacht, daß sie während des Spiels nichts essen dürfen, als was sie auf der „einsamen Insel“ wildwachsend finden. Aber was finden sie? Moosbeeren. Die langweiligen Moosbeeren sind das einzige, Schokolade und Bonbons dürfen nicht gekaut werden, das ist streng verboten. Die Wilden dürfen auch nicht ihre richtige Sprache sprechen. Sie müssen sich eine Art Räubersprache ausdenken, vielleicht so, daß sie hinter jedes Wort ein paar komische Silben anhängen, daß sie anstatt Messer zum Beispiel Messerupdiputz oder Messerkrappelija sagen. Die Hauptsache ist, daß Robinson und seine Familie nicht ohne weiteres verstehen können, was gemeint ist.
Vor allem Elke ist es, die auf all diese „Echtheiten“ großen Wert legt. Sie findet, es macht alles viel mehr Spaß, wenn es „natürlich“ ist.
Aber nun brechen allmählich von allen Burgen her die Badegäste zum Heimweg auf, und nach mehreren Teilnehmern der „Spielschar Robinson“, wie sie sich stolz nennen, wird gerufen. Der kleine Michael verabschiedet sich von seiner zukünftigen Robinsonmama mit einer begeisterten Umarmung.
Ein langer Zug von abendbrothungrigen Badegästen bewegt sich bald danach über den Kniepsand. Von den Robinson-Kindern sind die meisten zusammengeblieben und bereden eifrig die Anzugfrage. Piet Robinson soll sehen, daß er sich im Dort ein paar Kaninchenfelle zum Umhängen leihen kann. Fietje und ein paar Mädel kennen Robinsonbücher, wo auf dem Umschlagbild der Robinson mit Fellen behängen ist. Die „Wilden“ tuscheln auch schon heimlich über die neue Sprache, die sie sich ausdenken wollen. Häuptling Fietje ist überhaupt sehr dafür, daß alles, was die Schwarzen angeht, möglichst geheimnisvoll vor sich geht.
Als Elke und Katje sehr vergnügt ohne Lotti und Ruth in „Haus Halligblume’ ankommen, äußert Frau Petermann zunächst nur Erstaunen. Als dann aber herauskommt, daß Lotti und Ruth schon seit dem frühen Nachmittag allein unterwegs sind, folgen die Vorwürfe. Wie haben Katje und Elke die beiden allein in die Dünenwildnis hineingehen lassen dürfen! Das war doch ganz unverantwortlich von ihnen! Die Mädel versuchen sich zu rechtfertigen, aber Frau Petermann schenkt ihnen in ihrer Aufregung wenig Gehör. Es ist vor Jahren einmal vorgekommen, daß ein alleingehender Junge in dem nassen Triebsand des Kniephafens ertrunken ist.
„Lotti ertrinkt nicht“, erklärt Elke, ungerührt von Frau Petermanns Sorge. „Die geht nirgends hin, wo es gefährlich ist.“
Eine Dreiviertelstunde später kommen die beiden Nachzügler mit fliegendem Atem zu Hause an. Frau Petermann und ihre Mutter sind so froh, daß die Mädel heil und gesund wieder da sind, daß es nicht einmal zu der geplanten Strafe kommt: Entzug des eigentlichen Abendessens und dafür nur Sättigung durch dicken Haferflockenbrei.
Lotti hätte gern verheimlicht, daß sie auf einem ganz falschen Ende der Insel herausgekommen sind und vom Weststrand aber auch nicht ein Sandkorn gesehen haben, aber das läßt sich nicht machen. Frau Petermann verlangt genaue Rechenschaft über ihre Irrfahrt. Katje und Elke sind verärgert über die ungerechten Vorwürfe, die sie vorhin haben einstecken müssen, und sie machen sich deshalb gar nichts daraus, schadenfroh zu lachen,
Aber es wäre besser gewesen, wenn die beiden ihre Schadenfreude nicht gezeigt hätten, denn in Lotti keimt in diesem Augenblick ein Gefühl gegen Elke auf, das gar nichts mehr mit Freundschaft und Kameradschaft zu tun hat und das sie bald in eine ganz bitterböse Sache hineintreiben wird.
Fünftes Kapitel
DIE ARMBANDUHR
Am Strand ist eben ein regelrechter Auflauf entstanden. Drei Kinder kommen über den Kniepsand herangefegt, und sie laufen so, wie sie sind, vollständig angezogen und mit Rucksäcken auf dem Rücken in die schäumende See hinein. Dort spaddeln und schreien sie eine Weile herum, um anzudeuten, daß sie sich nur mühsam retten können, und stampfen dann triefend zurück zum Strand. Natürlich ist es die Familie Robinson, bestehend aus Piet, Elke und Michael, die dieses Schauspiel gibt.
Aber die Zuschauer kommen nicht sehr auf ihre Kosten, Denn nachdem die Robinsons sich, quatschnaß, wie sie sind, vor Glück umarmt haben, daß sie endlich wieder festen Boden unter den Füßen fühlen, jagen sie über den Kniepsand so geschwind zurück, wie sie gekommen sind.
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