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Elke im Seewind

Elke im Seewind

Titel: Elke im Seewind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Gündel
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Das eigentliche Spiel soll nämlich oben in den Dünen vor sich gehen. Da sind die hohen Sandberge und -schluchten und -täler und — abhänge. Da können Robinson und die Wilden sich herrliche, versteckte und gut zu verteidigende Burgen anlegen, sie können einander beschleichen und belauern und sind nie vor Überraschungen sicher. Herrlich! Unten im flachen Sand des Strandes kann keiner sich so verstecken, daß ihn der andere nicht sieht — nein, das ist nichts.
    Beim Überqueren des Kniepsandes nehmen Robinsons schon allerlei Strandgut mit, das sie zum Bau einer festungsartigen Burg gut verwenden können, eine Kiste und verschiedene große Latten nämlich, die allerdings nicht zufällig hier lagen, sondern von Piet und Elke vorsorglich aufgestapelt wurden — sogar der lange Bambusstock mit dem Holzpantoffel fehlt nicht. Robinsons wollen auch diese Burg „Pantoffelburg“ nennen.
    Ein bißchen schwierig wird es sein, eine große Burg ohne richtige Schaufeln herzustellen, denn das einzige Werkzeug dieser Art, das „gerettet“ wurde, ist Michaels kleine Schaufel, aber Piet hat das nicht anders gewollt. Es war ihm zu „unnatürlich“, wenn Robinson mit einer großen Schaufel bewaffnet an Land kam. Außerdem kann man auch ganz gut mit Holzbrettern schaufeln, findet er.
    Die drei müssen sich sehr anstrengen, in ihren nassen Kleidern über den Kniepsand zu laufen, und warum sie sie nicht einfach ausziehen, ist nicht recht erfindlich. Aber sie tun es nicht, meinen allerdings später, daß das dumm war, denn sie haben als praktische Unterwäsche ihre Strandhosen an. Mehrere Kinder, die den geretteten Robinsons fast über den ganzen Kniepsand hin folgen, bieten sich an, ihnen ihr Strandgut mit tragen zu helfen — Michael bricht fast zusammen unter der Last, die er durchaus mitschleppen will — aber jede Hilfe wird abgelehnt. Nein, auf ihrer „einsamen Insel“ gibt es keine Menschen, die ihnen helfen können! erklärt Piet bündig. In den hohen, weißen Dünen wird nachher schnell eine gute Stelle gefunden, wo die Robinsonburg gebaut werden kann. Eine Sandmulde, die fast kreisförmig von einem ziemlich hohen, mit stacheligem Strandhafer bewachsenen Wall umgeben ist, ist schon fast von Natur aus eine Burg. Von einer Anhöhe ganz in ihrer Nähe kann man hinüber zum Meer blicken und zu dem Teil des Dünengeländes, wo die Wilden sich wahrscheinlich niederlassen werden. Piet hat dort vorhin was Buntes durch die Dünen schleichen sehen. Anscheinend haben die Wilden sich schon ihren vollen Negerschmuck angelegt.
    Erstmal wird von Robinsons das nasse Zeug zum Trocknen ausgebreitet — es ist trotz des Windes ziemlich heiß heute, es wird alles schnell trocken werden. Selbstverständlich hat keiner von ihnen seine besten Sachen angehabt. Bei Piet wird es wahrscheinlich einen kleinen Kampf gekostet haben, daß er seinen ziemlich neuen Regenmantel mit zu dem abenteuerlichen Spiel nehmen durfte. Vielleicht hat er aber auch gar nicht erst gefragt, sondern ihn heimlich mitgenommen — er spricht sich nicht aus. Aber darauf hatten sie sich geeinigt: Regenmäntel m u ß t en mitgenommen werden. Es konnte Regenwetter kommen, und wollten sie dann wegen ein bißchen Regenwetter vielleicht ihr schönes Robinsonspiel aufgeben? Das kam doch gar nicht in Frage.
    Als zweites besichtigt Familie Robinson ihre geretteten Schätze. Alles wird auf einen Haufen gelegt, und die Kinder sind sehr zufrieden. Messer, Schere, Bindgarn, Flasche, Becher, Topf, Schaufel, Decken, Nadel und Faden, Handtücher, Badezeug, ein Brennglas, falls mal Feuer gemacht werden muß — es ist alles da! Michael zieht zuguterletzt sogar noch eine Angelschnur aus der Hosentasche. Er hat gehört, daß die Einheimischen hier sich manchmal Makrelen angeln, und findet, daß sie das auch tun können. Wer mag denn immer bloß Moosbeeren essen!
    Elke hat gestern bei „Vater Nämlich-nicht“ Frau Brunkhorsts heil gemachten Teekessel wieder abgeholt und ihm bei der Gelegenheit von ihrem beabsichtigten Robinsonspiel erzählt. Aber der Alte hat nur mißbilligend den Mund vorgeschoben und gesagt: „Da könntet ihr was ganz Gescheites draus machen, aber das tut ihr nämlich ja doch nicht, ‘n bißchen alberner Kram, und das ist dann alles. Aber nachdenken darüber, was es bedeutet, wenn man sich zum Beispiel für ein paar Pfennige Nadel und Zwirn kaufen kann und seine Sachen heilmachen, anstatt wie die Eskimos das müssen: mühselig ein Stück dünn geschnittenes Leder in

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