Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elke und ihr Garten

Elke und ihr Garten

Titel: Elke und ihr Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Gündel
Vom Netzwerk:
sich ins Mittel. Da sie
bald als die Frau vom Kutscher Heinrich auf dem Sonnenhof wohnen würde, lag ihr
viel daran, Achim zufriedenzustellen. „Sie müssen das richtig verstehen,
Achim“, sagte sie. „Das neue Zimmer, in das Sie kommen, ist genau so hübsch wie
das andere, hat nur nicht die Aussicht auf den See. Und der Herr Doktor, der
kommt doch von einem See, vom Genfer See hat der Herr Ulf gesagt —.“
    „Nun hast du dich verraten!“ fiel Elke
Fränzi lachend ins Wort. „Wunderbar — nun weiß ich wenigstens ganz bestimmt,
daß der Herr Doktor Falkner kommt!“
    Und damit stürmte Elke davon, um von
ihren Beeten einige recht schöne Blumen abzuschneiden.
    Sie wußte lange nicht, welche Blumen
sie wählen sollte. Sie entschied sich schließlich für große, dunkelblaue
Glockenblumen und stellte einige wenige in ein Kelchglas, das in den Farben des
Regenbogens schimmerte. Ganz langsam und vorsichtig, wie eine Kostbarkeit trug
sie das Glas mit den Blumen die Treppe hinauf zu dem Zimmer, in dem Doktor
Falkner wohnen würde.

    Dann ging sie in ihr eigenes Zimmer,
um sich umzukleiden.
    Am liebsten hätte sie noch schnell ihr
Haar gewaschen, damit es möglichst hell war, aber dafür war wohl nicht mehr die
Zeit. Oder? Sie konnte einmal im Geschäft anrufen und Ulf fragen, wann er mit
seinem Gast in Hemmelwarde zu erwarten sei.
    Aber als sie dann ihren Bruder zu
sprechen wünschte, hieß es, er sei bereits auf dem Weg nach Hause.
    Elke jagte in ihr Zimmer zurück und
warf nur schnell das weiße Stilkleid mit dem engen Mieder und dem weiten Rock
über, das sie von allen ihren Kleidern am hübschesten fand.
    Da hörte man auch schon Motorengeräusch.
Aber nein, es war diesmal nur der Nachbar, Herr Both, der mit seinem Wagen nach
Hause gekommen war. Ulf ließ mit seinem Gast noch fast eine Stunde lang auf
sich warten.
    Und während dieser Zeit machte Achim
die Feststellung, daß Elke doch auch dafür geeignet war, still in einem Sessel
zu sitzen und ernste Gespräche zu führen.
    „Was ich dir noch sagen wollte, Elke —
—“, meinte der Junge jetzt. „Sei bitte nicht allzusehr enttäuscht, wenn du den
Doktor Falkner jetzt wiedersiehst. Wir haben in Partenkirchen eine ähnliche
Bekanntschaft gemacht. In kurzen Lederhosen, mit einem Gemsbart auf dem Hut und
in einer Bayernjoppe sah der Mensch sehr gut aus, aber als er uns nachher
besuchte und im Straßenanzug und mit Stehkragen und Krawatte ankam, — -verheerend,
sag ich dir!“
    In diesem Augenblick erklang abermals
näherkommendes Motorengeräusch, und diesmal war es wirklich Ulf. Und neben ihm
im Auto saß Doktor Peter Falkner.

6. Kapitel

LIEBER BESUCH
     
    „Grüß Gott, Elke!“
    Der junge Arzt sprang aus dem Wagen
und nahm des Mädels ausgestreckte Hand in seine beiden.
    „Dich braucht man nicht zu fragen, ob
es dir gut geht! Dich braucht man nur anzuschauen!“ Er lachte.
    Ja, man brauchte Elke wirklich nur
anzusehen, um zu wissen, daß es ihr herrlich ging. Sie strahlte. Ihr frisches
Gesicht war ein einziges frohes Leuchten, und auch ihre hohe, schmale Gestalt
im schneeweißen Kleid leuchtete mit.
    Elke hatte sich vorgenommen, den Gast
zu begrüßen: „Herzlich willkommen, Herr Doktor Falkner!” Aber jetzt sagte sie
nur: „Oh, ich freu’ mich so— — — —!”
    Auch Ali beteiligte sich sofort an der
Begrüßung, und während er vor zehn Tagen Achim gegenüber ein sehr schlechtes
Gedächtnis bewiesen hatte, zeigte er Falkner jetzt, daß er sich der Tiroler
Bekanntschaft von vor zwei Jahren noch sehr gut erinnerte. Er sprang um ihn
herum und bellte und jaulte, als wenn er den liebsten Freund seines Lebens
wiedergefunden hätte. Und was das Beste war: Elke kam das gar nicht sonderbar
vor. Um so unpassender fand aber Achim Alis stürmische
Begrüßung. Dieser dummerhaftige Ali, dachte er, ihn selbst hatte er mit Bellen
und Knurren begrüßt.
    Ulf machte jetzt den Jungen und
Falkner miteinander bekannt, und der Gast sah den Fünfzehnjährigen mit dem
ruhig abwägenden Blick an, den die meisten Ärzte an sich haben, und reichte ihm
dann freundlich die Hand. „Grüß Gott, mein Junge.“
    Achim machte eine tadellose Verbeugung
und ärgerte sich im übrigen darüber, daß er mit „mein
Junge“ angeredet worden war. Außerdem mußte er sich eingestehen, daß seine
Warnung von vorhin überflüssig gewesen war. Doktor Falkner trug einen
hellgrauen Sportanzug und ein rohseidenes Hemd — beides stand gut zu seinem
energischen, sonnengebräunten

Weitere Kostenlose Bücher