Elke und ihr Garten
solches dummes Zeug mit dem Jungen treibe. Sie sollte Gerd lieber die Bilder in seinem
Bilderbuch erklären, davon hätte er was, aber dieses sogenannte Lesen wäre doch
Unsinn.
Elke lachte dazu nur.
Endlich kam Kat je auch einmal wieder
nach Hemmelwarde heraus. Ihrer Mutter ging es in diesen Wochen viel besser, sie
ging dann und wann wieder aus zum Nähen, und Katje benutzte einen solchen Tag,
auch Elke einmal wieder zu besuchen.
Sie war genau so erstaunt, wie Elke es
gewesen war, daß Achim so „erwachsen“ geworden war.
Achim seinerseits stellte bei sich
fest, daß Katje geradezu eine Schönheit geworden sei. Ihre dicken,
dunkelbraunen Flechten, ihr blasses, sehr ebenmäßiges Gesicht, ihre großen,
dunklen Augen, das alles gefiel ihm sehr, und er sprach mit Elke darüber.
Elke mußte aus seinen Bemerkungen
schließen, daß er Katje hübscher fand als sie selbst, und das durchblicken zu
lassen, war auch tatsächlich Achims Absicht gewesen, aber auf Elke machte das
leider nicht den geringsten Eindruck. Im Gegenteil, sie gönnte ihrer Katje
herzlich, daß sie hübscher war. Sie war ja auch so klug und so ernst und hatte
schon so viel Trauriges erlebt. Onkel Bernhard hatte ganz recht ,
man sah ihrem Gesicht an, daß sie innerlich schon reifer war als andere junge
Mädchen ihres Alters.
Nein, Elke war nur froh darüber, daß
Achim Katje so gern mochte und daß die Freundin selbst auch mit Achim gut
auskam. Die beiden lagen lange nebeneinander im Liegestuhl und führten ernste
Gespräche. Achim las auch Gedichte vor.
Elke wünschte sich sehr, daß Katje
wieder einmal mehrere Tage nach Hemmelwarde herauskommen möchte, und zu ihrer
Freude konnte das auch geschehen; Frau Reimers selbst redete ihrer Tochter zu,
doch ruhig Frau Tadsens freundliche Einladung anzunehmen. So kam es, daß Katje
einmal vier Tage lang bei Elke blieb.
Achim war sehr aufgeräumt in diesen
Tagen, und Elke nahm fest an, daß er nun Katje seine „ewige Freundschaft”
anbieten würde, vielmehr anaeboten hatte, denn als Katje wieder zu Hause in
Hamburg war, schrieb sie gleich am nächsten Tag an Achim einen langen Brief.
Aber da trat ein Ereignis ein, das in
Achim doch wieder den Entschluß stärkte, auf jeden Fall an Elke festzuhalten.
Nein, er wollte mit Elke befreundet sein, es kam gar nicht in Frage, daß sich
ein anderer etwa mit Elke anfreundete, schon gar nicht dieser — dieser —.
Aber es sei alles hübsch der Reihe
nach erzählt.
Elkes Eltern mußten für einige Tage
verreisen. Ein alter Geschäftsfreund der Firma Tadsen war gestorben, und sie
fuhren zu seiner Bestattung nach Zürich. Ulf vertrat den Vater im Geschäft und
war auch zugleich das Oberhaupt des Hausstandes in Hemmelwarde während der
Abwesenheit der Eltern. Anke kam ja höchstens einmal für Stunden nach Hause,
und Gisela interessierte sich für nichts außer für ihre Bücher.
Da rief Ulf eines Nachmittags von
Hamburg aus an. Fränzi war es, die das Gespräch entgegennahm.
„Also schön, Fränzi“, sagte Ulf.
„Sorgen Sie dafür, daß heute abend was recht
Ordentliches auf den Tisch kommt, und lassen Sie Achim seine Siebensachen in
das kleinere Fremdenzimmer tragen. Das, in dem er jetzt wohnt, hat die bessere
Aussicht, und das möchte ich für meinen Freund haben. Sagen Sie Elke, daß sie
recht hübsche Blumen ins Zimmer stellen möchte. Na, das wird sie schon allein
tun, wenn sie hört, wer der zu erwartende Besuch ist. Oder nein, wir machen es
anders! Wir erzählen Elke nicht, wer zu Besuch kommt. Es soll eine Überraschung
für sie werden! Vielleicht erzählen Sie ihr am besten überhaupt nicht, daß ich
Besuch mitbringe!“
Der gute Ulf! Wie stellte er es sich
nur vor, daß Elke überrascht werden sollte! Er hatte das Ausräumen von Achims
Zimmer, die Vorbereitungen für ein besonders gutes Abendessen und vor allem
Fränzis Temperament nicht bedacht! Fränzi war noch immer die alte. Nichts fiel
ihr schwerer, als etwas verschweigen zu sollen.
So mußte sie auch jetzt wenigstens ein
paar Andeutungen machen.
Und diese Andeutungen genügten, um
Elke ganz zappelig vor Freude zu machen.
„Wie hast du dich bloß!“ meinte Achim
mißbilligend.
„Ach, laß mich doch!“ wehrte Elke
lachend ab. „Du weißt nicht, was für schöne Tage wir in Tirol mit Doktor
Falkner verlebt haben!”
„Ach so, das ist der Freund, den Ulf
mitbringen will!“ erwiderte Achim enttäuscht. „Und für den soll ich mein Zimmer
hergeben? Das ist unerhört!“
Fränzi legte
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