Elke versteht das
besser zu ihm passte als sein Freund Pfeifenberger. Aber es gab ja noch
ein anderes, ein schlagkräftigeres Argument: »Und seine Frau Carola ist deine beste Freundin.«
»Diese intrigante Zimtzicke?! Dann können wir ja gleich die Mainzer Funkenmariechen dazubitten. Im Übrigen hat eine Frau viele
beste Freundinnen.«
Jetzt erst begriff Schmalenbach, dass es besser gewesen wäre, den Tisch
Abendmahl
auf der Straße stehen zu lassen. »Gut, dann laden wir Manderscheid ein, der ist in allen Medien und kennt Gott und die Welt.«
»Der bringt dann seinen Lebensgefährten mit. Nicht mit mir!«
»Was hast du plötzlich gegen den Feuerschlucker aus Preungesheim?«
»Beim letzten Straßenfest habe ich gesehen, wie er in der Nase gepopelt hat.«
Deshalb gleich seinen Freund Manderscheid vom Essen auszuschließen, fand Schmalenbach etwas hart. Aber wenn Elke mal jemanden
gefressen hatte, blieb sie auf ewig dabei.
»Germersheimer! Er schreibt seit Jahrzehnten dickleibige Wälzer aus dem Dreißigjährigen Krieg. Keiner kann so angeregt über
Wallenstein plaudern wie mein Freund Germersheimer.«
Doch Elke schaute auch diesmal skeptisch. »Der Dreißigjährige Krieg ist nicht unbedingt das aktuelle Topthema in den Salons
der Metropolen.«
Damit war Schmalenbach mit seinem Latein am Ende. Und wenn er ehrlich war: Ein bisschen traurig fand er ein Abendessen schon,
an dem keiner seiner besten Freunde teilnehmen durfte.
Elke kritzelte einen Namen auf die Liste. Grönemeyer. »Ich möchte ihn unbedingt dabeihaben. Er ist der einzige deutsche Weltstar,
der sich selbst treu geblieben ist.«
»Grönemeyer?«
»Genau. Und was hältst du von Roger Willemsen?«
Schmalenbach hatte nichts gegen Roger Willemsen. Aber es war an der Zeit, dass er auch mal Einspruch erhob, schließlich war
es auch sein Tisch. »Roger Willemsen ist mir ehrlich gesagt für so eine intime Veranstaltung zu selbstverliebt.«
Eigenartigerweise akzeptierte Elke das. »Dann muss aber Iris Berben dabei sein.« Sie schrieb den Namen auf und betrachtete
dann stolz ihre Liste. »Sieht gut aus, was?«
Schmalenbach fand, dass sie noch zu wenig kontroverse Persönlichkeiten hatten. Das sollte ja kein Familienessen mit Grönemeyer
und Iris Berben werden, sondern ein Kulturevent. »Ich finde, so jemand wie Erika Steinbach gehört unbedingt dazu – auch wenn
wir politisch nicht mit ihr auf einer Linie liegen.«
»Wenn Erika Steinbach kommt, lade ich Michel Friedman ein.«
Ein interessanter Kontrast.
»Aber etwas Glamour gehört auch dazu«, fand Elke. Dabei war das doch der Grund, warum Schmalenbach Erika Steinbach ins Spiel
gebracht hatte. »Ich bin für Eros Ramazotti.«
»Wenn der kommt, kommt auch Sarah Wagenknecht«, forderte Schmalenbach kämpferisch.
»… dann darf Bushido nicht fehlen!«, entschied Elke und notierte alle Namen.
Zufrieden schauten sie sich ihre Liste an.
»Eigentlich sind das schon genug«, fand Schmalenbach, dem die Enge in ihrem Wohnzimmer etwas Sorgen bereitete.
»Ach, lass mich doch! Möglicherweise sagt jemand ab.«
Das glaubte Schmalenbach zwar nicht, aber er beließ es dabei.
Nun mussten sie nur noch die Menüfolge besprechen.
»Als Vorspeise Käsestangen«, verlangte Schmalenbach. Er liebte Käsestangen und nahm sich fest vor, sich nicht davon abbringen
zu lassen. Schließlich sollte der große Abend auch seine Handschrift tragen.
»Als Hauptgericht mache ich meine berühmten Nudeln mit Gorgonzolasoße«, beschloss Elke. »Und der Nachtisch?«
»Ich finde zu solchen intellektuellen Anlässen passt eine Käseplatte gut.«
Damit waren sie mit der Planung ihres Events fertig und konnten die Einladungen verschicken.
Eine angenehme Vorfreude kehrte ein. Schmalenbach spürte es deutlich, mit diesem Essen würden sie an einem Abend ihr Leben
ändern. Sie verließen ihre selbst gewählte Isolation und traten ins Licht der Öffentlichkeit. Dafür war er seiner Elke dankbar.
Schmalenbach trug an dem großen Abend sogar eine Krawatte. Das war er Elke einfach schuldig. Sie war extrazum Frisör gegangen und hatte sich in ihr langes Abendkleid gezwängt. Allerdings kam Schmalenbach mit dem Binden der Krawatte
nicht klar. Sein Knoten sah aus, als müsste damit ein Containertanker vertäut werden.
Elke schrie spitz auf.
Schmalenbach rannte ins Wohnzimmer.
»Ist was mit unserem neuen Tisch nicht in Ordnung?«, fragte Schmalenbach bang.
Elke war außer sich. »Mit dem Tisch schon. Aber du hast
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