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Elke versteht das

Titel: Elke versteht das Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Brenner
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Zigarette in ihrer Handfläche aus. »Und wer kümmert sich derweil um Kinder und Haushalt?«
    Schmalenbach breitete die Arme aus. »Na, wer wohl? Der arme Pfeifenberger. Er muss sogar zu Josie. Kartoffeln holen. Er sagt,
     die Hausfrauen tuscheln hinter seinem Rücken über ihn.«
    Elke schrie spitz auf. »Das kann ich mir vorstellen. Wird sich herumgesprochen haben, dass Madame Pfeifenberger jetzt segeln
     geht   …«
    Elke rannte zum Küchenschrank und trank einen großen Schluck aus ihrem Baldrianfläschchen. Dann atmete sie ruhiger. »Hör zu,
     Schmalenbach: Du wirst ab sofort keine Kartoffeln mehr bei Josie holen! Wir sind doch nicht die Pfeifenbergers. So weit kommt
     es noch, dass mein Mann zum Gespött der Marktweiber wird. Pfeifenberger hat es nicht anders verdient – du aber bist was Besseres:
    DU GEHÖRST ZU MIR!«
    Schmalenbach konnte es nicht lassen: »Mein Gott, was ist schon dabei? Warum sollte ein Mann sich für seineFrau nicht demütigen lassen? Zudem sollen Kartoffeln ja auch viel gesünder sein als Teigwaren   … Und wenn du auch den Segelschein machen willst, bin ich bereit, in den sauren Apfel zu beißen   …«
    »Ich und den Segelschein?!«, schrie Elke auf. »Das ist die Domäne geltungssüchtiger, neureicher Angeber. Würde mich nicht
     wundern, wenn Pfeifenberger seiner Gattin diese Marotte eingeblasen hätte   …«
    Schmalenbach aalte sich heimlich in seinem Erfolg. »Ehrlich gesagt, bin ich ganz glücklich, dass du nicht zu den Frauen gehörst,
     die die Spinnereien ihrer Männer mitmachen   …«
    »Hast du das anders erwartet?! Ich und den Segelschein? Niemals!«, beteuerte Elke. »Ich mache den Jagdschein.«
    Schmalenbach spürte, wie in ihm etwas Prächtiges zusammenkrachte wie ein morsches Holzhaus. »Den Jagdschein?«
    »Hast du was dagegen?«
    »Aber du isst doch gar kein Fleisch?«
    »Was für ein dummer Einwand!«, fuhr sie ihn an. »Darf ich mich deshalb nicht für das edle Waidwerk begeistern?«
    »Du weißt aber, dass man für den Jagdschein Tiere töten muss? Eigenhändig. Mit einem Gewehr.«
    »Ich bin doch kein Kind, Schmalenbach. Natürlich muss man schießen. Aber doch für eine gute Sache. Es ist wichtig, dominierende
     Populationen auszudünnen. Dafür sind wir Jäger ja da.«
    Schmalenbach wurde eigenartig zumute. »Ich weiß nicht. Wenn ich mir vorstelle, wie du im Lodenmantel mit der Flinte im Anschlag
     und einem Hund durchs Unterholz schleichst   …«
    »Buschieren!«
    »Was?«
    Elke rollte die Augen. »In der Jägersprache heißt das buschieren, Schmalenbach!«
    »…   wenn ich mir vorstelle, wie meine Frau buschiert – ich glaube, ich hätte damit erhebliche Probleme.«
    Das gab Elke zu denken. »Wenn das so ist, verzichte ich halt auf den Jagdschein.«
    Schmalenbach fiel ihr um den Hals. Aber Elke machte sich kühl los. »Aber den Segelschein lasse ich mir nicht auch noch von
     dir ausreden.«
    »Das tue ich nicht«, verkündete Schmalenbach erfreut. »Ich akzeptiere auch, dass meine Frau den Segelschein macht. Was Pfeifenbergers
     können, das können wir schon lange.«
    »Akzeptieren heißt: Bezahlen!«
    »Meinetwegen«, sagte Schmalenbach, schon etwas ernüchtert.
    »Und du gehst jeden Mittwoch zu Josie. Demütigung hin oder her. Jemand muss die Kartoffeln holen, klar?«
    Schmalenbach versprach auch das.
    Insgeheim triumphierte er. Wenn man es genau betrachtete, hatte er sich ja doch durchgesetzt, oder?

FRAUENSACHE
    Das größte Geheimnis der Frauen ist nicht ihre Irrationalität. Das größte Geheimnis der Frauen ist – die Gynäkologie.
    Die Gynäkologie bleibt eine Terra incognita. Trotz Erfindung der freien Sexualität, des Ultraschalls und der Sendung mit der
     Maus. Die Gynäkologie wird immer zwischen Männern und Frauen stehen. Für Männer ist alles Gynäkologische zutiefst unverständlich
     und lustfeindlich. Frauen hingegen benutzen die Gynäkologie als stärkstes Argument gegen Männer, die nerven oder die einfach
     zu viel wissen wollen. Die Gynäkologie bleibt in einer Zeit, der eigentlich nichts mehr wirklich unheimlich ist, der allerletzte
     mystische Bereich. Dort geschehen Dinge, die keiner versteht und die niemanden etwas angehen. Männer, die das nicht respektieren,
     werden mit Wahrheiten konfrontiert, die weit über ihre sowieso überschätzten Kräfte hinausgehen.
     
    Elke hatte seit Tagen Schmerzen im Unterleib. Sie klagte nicht. Sie ging auch nicht gekrümmt. Sie seufzte nur. Das war schlimmer
     als alles

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