Elke versteht das
Diskussionen.«
Elke biss in ihr Marmeladenbrötchen, schaute auf die Uhr, seufzte und fuhr mit dem Zeigefinger über die absteigende Dax-Kurve.
Schmalenbach lächelte still. »Es ging ausnahmsweise mal um euch. Um die Frauen. Das wird dich sicher interessieren.«
Elke machte ein gequältes Gesicht. »BASF auf dreiundvierzig Euro. Eine Schande ist das. Unser sauer erspartes Geld schmilzt
wie Himbeereis in der Sonne. Nur weil du Chemie kaufen musstest.«
Schmalenbach nahm einen neuen Anlauf. »Pfeifenberger hat da eine These vertreten, der man nur schwer widersprechen kann …«
Elke schaute durch ihn hindurch. »Vielleicht hättest du doch besser Deutsche Bank kaufen sollen. Aber die ist ja auch längst
nicht mehr auf einhundertzwanzig Euro …«
»Pfeifenberger behauptet nämlich, dass die Frauen …«
»Welcher Pfeifenberger?«, fragte Elke abwesend und machte sich eine Notiz.
Schmalenbach verschluckte sich am Kaffee. Er hustete und suchte vergebens nach einer Serviette. »Welcher Pfeifenberger? DER
PFEIFENBERGER. Es gibt nur einen. Was ist bloß mit dir los, Elke?!«
Elke sprang auf und ging zum Kalender. »Heute ist Mittwoch. Du weißt, was das heißt?«
Schmalenbach kam ins Trudeln. »Mittwoch? Vielleicht … unser Hochzeitstag? Nein, der war ja sonntags …« Elke wurde ungehalten. »Mittwochs kommt Josie!«
»Ach, ja, stimmt: Mittwochs kommt Josie. Hab ich völlig verschwitzt. Um auf das interessante Gespräch von gestern Abend zurückzukommen:
Behauptet Pfeifenberger doch wirklich, die Frauen hätten längst …«
Elke stemmte die Arme in die Hüften und legte den Kopf in den Nacken. »Du weißt nicht, wer Josie ist, stimmt’s?!«
Schmalenbach trank aus Verlegenheit seine Tasse Kaffee in einem Zug aus und begann sich ein weiteres Brötchen zu schmieren,
obwohl er längst satt war.
»Du quatschst mich morgens in aller Frühe mit irgendwelchen Suff-Gesprächen voll, aber du verschwendest keinen Gedanken auf
die wirklich wichtigen Dinge …«
Schmalenbach wehrte sich mit vollem Mund: »Aber ich sagte doch, diese These von Pfeifenberger …«
Elkes Augenbrauen zogen sich bedrohlich zusammen.
»Josie bringt uns die Kartoffeln – und du schwafelst vondiesem Pfeifenberger. Wie oft habe ich dich schon gebeten, mittwochs darauf zu achten? Mittwochs kommt Josie, habe ich immer
wieder gesagt. Du bist mittwochs früher zu Hause, und für dich wäre es ein Leichtes, mittwochs bei Josie die Kartoffeln zu
kaufen, die wir die Woche über brauchen …«
»Aber wir essen doch meistens Nudeln«, warf Schmalenbach zaghaft ein.
»Jeder Haushalt braucht Kartoffeln, du Simpel!«, fuhr Elke ihn an. »Auch die, die nur Nudeln essen.«
»Mir ist das unangenehm. An diesen Straßenverkaufswagen stehen doch immer alle Hausfrauen der Gegend. Als Mann fühlt man sich
da so – deplatziert. Und diese Marktfrauen machen geschmacklose Witze auf Kosten der Männer, um sich bei den Nachbarinnen
einzuschmeicheln …«
»Josie ist anders!«, behauptete Elke.
»Sie sind alle gleich. Warum holst du nicht die Kartoffeln – wie sonst auch?«
Elke zog ihren Lippenstift nach und schlüpfte in die Pumps. »Weil ich heute zum Kampfsporttraining gehe.«
»Muss das sein?«
»Es reicht jetzt, Schmalenbach! Du benimmst dich kindisch. Auf der Garderobe liegt das Geld: Drei Kilo Kartoffeln, ein Weißkohl
und ein Kilo Möhren, klar?«
Elke wartete Schmalenbachs Gegenrede gar nicht erst ab, sie schlug die Wohnungstür hinter sich zu, als er mit seinem ersten
wohlüberlegten Satz begann.
Natürlich dachte Schmalenbach nicht im Traum daran, zu dieser Josie zu gehen, um Kartoffeln zu kaufen. Er machte sich doch
nicht vor dem gesamten Nordend lächerlich.Das Geld, das auf der Garderobe lag, steckte er ein. Elke würde er schon etwas erzählen.
An diesem Tag ging er von der Arbeit aus gleich zum »Promi«. Pfeifenberger war auch schon da. Schmalenbach gab von dem Kartoffelgeld
einen aus.
»Elke erwartet von mir, dass ich an irgendeinem Kartoffelwagen einkaufe«, sagte er, als sie sich zuprosteten.
»Bei Josie?«, fragte Pfeifenberger.
»Genau. Diese Frauen werden immer dreister. Manchmal glaube ich, sie legen es darauf an, uns in peinliche Situationen zu bringen.«
Pfeifenberger setzte sein Glas ab und rieb sich den Schaum von den Lippen. »Carola bekniet mich seit Wochen, ich soll ihr
den Weg zu Josie abnehmen. Aber ich habe mich strikt geweigert. Wir essen jetzt
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