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Elke versteht das

Titel: Elke versteht das Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Brenner
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Weißbrot zur Soße.«
    »Brot und Fleisch sind gesünder als Kartoffeln und Fleisch – rein verdauungstechnisch.«
    »Von Fleisch habe ich gar nichts gesagt. Fleisch gibt es bei uns schon lange nicht mehr. Es gibt nur Soßen.«
    »Aber die Soßen kommen doch aus dem Fleisch.«
    »Unsere kommen von
Maggi
und
Knorr

    »Verstehe«, sagte Schmalenbach düster. Wenn er sich’s recht überlegte, hatte er es noch ganz gut mit Elke.
    Pfeifenberger seufzte. »Bitte, erzähle es keinem: Carola ist fast gar nicht mehr zu Hause. Meistens kochen die Kinder   …«
    »Hat sie einen   … Liebhaber?«, fragte Schmalenbach erschrocken.
    Pfeifenberger lachte böse. »Nein. So weit sind wir nochnicht. Trotz aller Verirrungen: Meine Carola weiß, dass es nur einen gibt, der ihr das gibt, was sie braucht   …«
    Schmalenbach wusste, dass es jetzt peinlich werden würde, wenn er nicht einschritt. »Was tut sie dann ständig außer Haus?«
    Pfeifenberger schaute sich erst vorsichtig um, dann flüsterte er: »Sie macht den Segelschein!«
    Schmalenbach warf sein Bierglas um. »Carola? Den Segelschein? Die kann doch nicht mal Auto fahren!«
    Pfeifenberger streckte sich. »Denk an meine These von gestern: Die Weiber sind dabei, alle die Bereiche zu übernehmen, die
     traditionellerweise von uns Männern beherrscht werden. Ich sage dir was: Neuerdings interessiert sie sich für Börsenkurse.
     Sie hat jetzt sogar eine Vollmacht für mein Konto   …«
    Schmalenbach war hell empört. »Irgendwo ist Schluss! Elke, sage ich immer, die Küche und die Mode – das ist alles gut und
     schön, aber von der Börse lässt du mir die Finger! Da kann einfach zu viel passieren.«
    Pfeifenberger schnaufte vor Wut. »Das Schlimmste ist: Unsereiner kann die Sache ausbaden. Wir müssen die Pflichten übernehmen,
     die die Damen vernachlässigen. Wir können Kartoffeln kaufen gehen – bei einer ordinären Matrone namens Josie. Nicht mit mir,
     Schmalenbach, eher ernähre ich mich nur noch von Tütensoßen!«
    Die Freunde schworen, sich niemals demütigen zu lassen. Von keiner Elke, von keiner Carola – und erst recht von keiner Josie.
     
    Spätabends gab es noch eine unschöne Szene. Elke saß im Nachthemd in der Küche, als Schmalenbach durch denFlur schlich. »Wo sind die Kartoffeln?«, fragte sie, ohne zu grüßen.
    »Die Kartoffelfrau war heute nicht da«, log Schmalenbach – vom vielen Bier mutig geworden.
    »Josie ist immer da, bei Wind und Wetter.«
    »Heute war sie nicht da. Vielleicht war sie beim Kampfsport oder hat dem Dax auf die Sprünge geholfen   …«
    Elke bebte vor Wut. »Spar dir diesen überheblichen Weizenbier-Ton! Ich merke doch, woher deine Courage kommt: Pfeifenberger
     hat dich geimpft.«
    In Schmalenbach wuchs die Empörung des Geknechteten gegen seinen ungnädigen Herrn. »Pfeifenberger denkt nicht im Traum daran,
     Kartoffeln bei irgendeiner Josie zu kaufen. Er sagt, wir dürfen uns nicht zu Hampelmännern machen lassen – nur weil ihr plötzlich
     die abgebrühten Weibsbilder spielen müsst!«
    Elkes Augen wurden klein und blitzten. »Ein feines Vorbild hast du dir da ausgesucht: Pfeifenberger! Macht seiner dummen Frau
     sechs Kinder und lässt sie dann allein zu Hause, während er im Wirtshaus über die Männerrolle schwadroniert. Bei Pfeifenbergers
     herrschen doch Verhältnisse wie im frühen 19.   Jahrhundert. Wahrscheinlich holt Carola ihrem Pascha die Hausschuhe, wenn er nachts besoffen nach Hause gewankt kommt   …«
    In diesem Moment packte ein böser Geist Schmalenbach und schüttelte ihn kräftig durch. Und der so wachgerüttelte Schmalenbach
     tat etwas, was er unter normalen Umständen niemals getan hätte – schon allein aus Achtung seiner Elke gegenüber nicht. »Du
     täuschst dich, Elke. Carola hat sich sehr verändert, sie macht jetzt den Segelschein   …«
    Elkes Mund öffnete sich, schloss sich aber sofort wieder, ohne dass er ein Wort hervorgebracht hätte. Sie rannte hinaus. Die
     Badezimmertür wurde geschlagen. Dann lief lange Wasser. Als sie zurückkam, waren ihre Haare klatschnass, ihre Pupillen waren
     geweitet. Sie nahm wieder Platz und steckte sich – innere Ruhe vortäuschend – eine Zigarette an. Aber die Glut zitterte wie
     bei einem Junkie, als sie tief inhalierte.
    »Soso, diese Gebärmaschine macht also den Segelschein. Auf welchem Baggersee denn?«
    »Keine Ahnung. Pfeifenberger sagt, im Herbst fährt sie in Kiel bei einer internationalen Regatta mit.«
    Elke drückte die

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