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Elkes Sommer im Sonnenhof

Elkes Sommer im Sonnenhof

Titel: Elkes Sommer im Sonnenhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Gündel
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noch
mitrechnen!“ lachte Emil.
    Aber Elke ließ sich nicht beirren. Je länger sie
sich die Sache überlegte, um so mehr wurde sie überzeugt, daß fünf Mark kein
ausreichendes Entgelt waren.
    „Wenn du deinem Vater schreibst, daß du mehr als
fünf Mark für das Huhn bezahlen willst, schilt er dich aus“, sagte Emil.
    „Ja, das glaube ich auch“, stimmte Katje bei.
    Elke fand einen Ausweg. Sie wollte Hinnerk bei
der nächsten Gelegenheit fünf Mark geben und außerdem nachsehen, ob sie nicht
Sachen hätte, die sie ihm schenken konnte. Von dem Paar wollener Socken, die
sie mithatte, konnte sie die Füße abschneiden und Pulswärmer daraus machen. Ja,
das ging. Pulswärmer konnte so ein alter Mann brauchen. Und sie konnte auch
nach Hause schreiben, ob ihr Vater oder Ulf nicht vielleicht einen abgelegten
Mantel für den Schäfer hatten; sie brauchte ja gar nicht dabei zu schreiben,
daß es deswegen war, weil Ali das schöne Huhn totgebissen hatte.
    Es war überhaupt das beste, wenn niemand erfuhr,
was Ali getan hatte. Auch Hinnerk nicht. Er mochte Ali sonst sicher nicht mehr
leiden. Nein, sie würde ihm das Fünfmarkstück nicht geben, sondern es in seiner
Küche heimlich auf den Fußboden legen. Dann konnte er denken, daß ihm unbemerkt
Geld aus seiner Tasche gefallen war.
    Was für Begriffe Elke von Geld hatte! Ein armer
alter Schäfer sollte denken, daß er „unbemerkt“ fünf Mark hatte fallen lassen!

     
    Der Besuch bei Hinnerk geriet in den folgenden
Tagen wieder etwas in Vergessenheit. Die Kinder hatten sich nämlich überlegt,
wann Emilies Brief beim Hamburger Rundfunk angekommen sein mußte, und sie
nahmen fest an, daß in spätestens drei Tagen die Antwort dasein würde.
Hoffentlich eine recht gute Antwort — aber eine Antwort bestimmt!
    Die Tage gingen hin, und es kam nichts.
    Vor allem für Elke war es einfach unfaßbar. Sie
begann nachzugrübeln, ob sie vielleicht Fehler gemacht oder unbescheiden
geschrieben hätten; aber Emilie hatte den Brief dreimal neu geschrieben, und es
war bestimmt alles richtig. Es war auch nichts darin gelogen.
    Die Kinder warteten weiter vergeblich.
    Da fiel Elke plötzlich etwas ein: Der Brief
konnte ja gar kein Glück bringen! Sie hatte ihn nicht mit der Glückslocke
bestrichen, mit der Locke von Alis erstem Fell, die so großartig genützt hatte,
als damals vor der Reise so schlechtes Wetter gewesen war!
    Emilie saß nun wieder jeden Nachmittag da und
stickte. Sie bedauerte, daß sie durch die dumme Geschichte mit dem Brief soviel
Zeit vertrödelt hatte. Sie wäre sonst schon bei der zweiten Decke. An die
Glückslocke glaubte sie nicht.
    „So was gibt es nicht!“ sagte sie, und Achim,
der inzwischen in das Geheimnis mit dem Brief eingeweiht worden war, pflichtete
ihr bei.
    „Blöd, an so was zu glauben!“ sagte er.
    Elke wollte auf ihre Glückslocke nichts kommen
lassen und verfocht die Meinung, daß der Brief ganz bestimmt Erfolg gehabt
hätte, wenn er vor der Absendung mit der Locke bestrichen worden wäre.
    Es entwickelte sich eine ziemlich aufgeregte
Auseinandersetzung, bei der Elke und Katje auf der einen und Emilie und Achim
auf der anderen Seite standen.
    Elke setzte sich noch am selben Nachmittag hin
und schrieb einen Brief an ihren Onkel Bernhard in Stuttgart mit der Anfrage,
was er zu der ganzen Sache sage.
    Postwendend erhielt sie folgende Antwort:
    „Meine liebe kleine Elke, ich bin ganz Deiner
Meinung. Euer Brief hätte sicher was genützt, wenn Ihr ihn mit der Glückslocke
bestrichen hättet. Aber jetzt ist es zu spät, und Deine Freundin Emilie muß ihr
Glück woanders versuchen. Sag ihr, daß sie jetzt an den Stuttgarter Rundfunk
schreiben soll, und zwar möglichst sofort, denn ich habe gehört, daß zum Herbst
das Orchester vergrößert werden soll. Vergeßt nicht, den Brief mit der
Glückslocke zu bestreichen! — Und dann noch eins: Denkt nicht, daß die Antwort
sehr schnell eintreffen wird. Ihr werdet unter Umständen Wochen warten müssen.“
    Elke war obenauf. Ihr geliebter Onkel Bernhard
glaubte auch daran, daß die Locke Wunder tun könnte, sonst hätte er ja nicht
geschrieben, daß Emil einen neuen Brief an den Stuttgarter Rundfunk schreiben
sollte.
    Dann war auch dieser Brief unterwegs, und die
Kinder fingen wieder an, auf eine Antwort zu warten. —
    In dieser Zeit gingen Elke und Katje wieder
einmal zum Schäfer Hinnerk. Elke hatte ihr Fünfmarkstück in der Tasche. Sie
wollte es auf den Küchenfußboden legen.
    Als sie vor

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