Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elkes Sommer im Sonnenhof

Elkes Sommer im Sonnenhof

Titel: Elkes Sommer im Sonnenhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Gündel
Vom Netzwerk:
Rechenstiel Blasen entstanden; aber dann dachten
sie daran, daß sie damals beim Anstreichen des Küchenfußbodens in der Wohnung
von Katjes Mutter auch Blasen bekommen hatten, und das war gar nicht so schlimm
gewesen. Sie gaben es auf, sich gegenseitig ihre Hände zu zeigen.
    Die Frühstücks- und die Mittagspause kamen. Da
es heiß geworden war, setzte man sich in den Schatten einer riesigen alten
Linde mitten auf der Wiese, die jetzt gemäht wurde. Trockenes Brot, ein Stück
Speck und dünner Kornkaffee schmeckten herrlich.
    Dann wurde das Heu gewendet, damit auch die
andere Seite, die noch grün aussah, von der Sonne gedörrt würde.
    „Was solch Heu für Mühe macht!“ sagte Elke, die
weite gemähte Wiese überblickend, die noch für viele Stunden Arbeit bot.
    „Ja, die Städter denken sich immer alles so
einfach“, gab eine ältere Frau, die neben Elke arbeitete, zur Antwort. „Jetzt
wird das Heu gewendet. Gegen Abend wird es in Haufen geschichtet, damit der
Nachttau nicht alles naß macht. Morgen wird es ausgebreitet und dann wieder
gewendet, solange, bis es trocken ist. Nachher wird es zu großen Haufen
zusammengeschichtet, und die werden dann aufgeladen und eingefahren.“
    „Und wenn es vorher anfängt zu regnen?“ fragte
Elke.
    „Ja, das ist dann Pech. Dann fängt die Arbeit
wieder ganz von vorn an. Nasses Heu darf nicht eingefahren werden; es wird dann
faulig, kann sich erhitzen und sogar anfangen zu brennen. Wir haben auch schon
Jahre gehabt, in denen das Gras auf den Wiesen liegengeblieben und verfault
ist, weil der Regen gar nicht wieder aufgehört hat. Dann ist alle Arbeit
umsonst gewesen.“
    „Das ist ja furchtbar!“ sagte Elke und blieb
eine Weile still. Sie fing an zu begreifen, wie schwer oft die Arbeit des
Bauern ist. —
    Drei volle Tage arbeiteten Elke und Kat je mit
im Heu, und oft genug bissen sie die Zähne aufeinander. Besonders am dritten
Tag fiel es ihnen schwer, ihrem Versprechen treu zu bleiben. Die ungewohnte
Anstrengung hatte ihre Kräfte mitgenommen, und Achims Mutter war besorgt, daß
die Feldarbeit ihnen zuviel werden könnte.
    Aber da hatte sie nicht mit Elkes Dickkopf
gerechnet.
    „Ausgeschlossen!“ erklärte Elke. „Heute wird
eingefahren, da machen wir auch noch mit. Wir haben Bröse versprochen,
durchzuhalten. Wir wollen uns doch nicht von ihm auslachen lassen!“
    Die Heuernte kam zu einem guten Ende. Es war
trocken geblieben, und schönes, duftendes Heu füllte den geräumigen Heuboden
bis fast unters Dach.
    Elke und Katje waren beide stolz auf das, was
sie geleistet hatten.
    Sie kamen nachmittags früher zurück, als Achim
erwartet hatte. Er saß da und las in einem dicken Buch, als sie das Zimmer
betraten, in dem er seine Schularbeiten zu machen pflegte.
    Elke war erhitzt und müde und fühlte sich
gereizt durch Achims Anblick. „Ich denke, du mußt soviel Schularbeiten machen?“
sagte sie spöttisch.
    „Muß ich auch“, erwiderte Achim, ohne
aufzusehen.
    „Das ist aber kein Schulbuch, in dem du liest.
Das ist Eberhard, der Zigeunerkönig!“
    „Was geht dich das an?“
    „Vor drei Tagen hast du das Buch angefangen, und
jetzt hast du es beinahe fertig gelesen!“
    „Halt deinen Schnabel!“
    „Fällt mir gar nicht ein! Du brauchst doch nicht
zu lügen!“
    „Wer hat gelogen?“ Achim sprang von seinem Stuhl
hoch und ging drohend auf Elke zu.
    Elke zog verächtlich die Mundwinkel herunter. „O
du — was willst du denn?“ sagte sie mit einem überlegenen Lachen.
    „Daß ich gelogen haben soll, das nimmst du
zurück!“ Achim trat bedrohlich näher an Elke heran. „Ich habe in den letzten
Tagen viel Rechnen und Latein gemacht; du kannst Herrn Berge fragen!“
    „Soll ich nicht auch noch deine Mama fragen, du
Muttersöhnchen?“ Elke ließ ihren Gefühlen jetzt freien Lauf.
    „Ein Wort noch, und ich haue zu!“ zischte Achim.
    Jetzt legte sich Katje ins Mittel. „Haut euch
bloß nicht!“ bat sie. „Elke, laß Achim doch zufrieden! Wir müssen sonst
womöglich abreisen!“
    „Es ist mir ganz gleich, wenn wir abreisen
müssen!“
    „Hoffentlich bald!“ sagte Achim giftig.
    „Wir werden dich nicht um Erlaubnis fragen!“
    „Ich hätte Lust, dich zu verhauen, aber ich
vergreife mich nicht an Mädchen.“
    „Weil du sogar vor Mädchen Angst hast!“
    Das wollte Achim nicht auf sich sitzen lassen.
Er stieß Elke vor die Brust. Elke gab den Hieb zurück, und im Nu war eine
Schlägerei im Gange.
    Katje lief aus dem Zimmer, und als Achims

Weitere Kostenlose Bücher