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Ella und die falschen Pusteln

Ella und die falschen Pusteln

Titel: Ella und die falschen Pusteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Lehrer.
    »Sie sind der Lehrer und weise Mann, der immer den Verkehr anhält und so schön über Kinder spricht.«
    »Gelegentlich«, sagte der Lehrer.
    »Hätten Sie einen Augenblick Zeit?«, fragte die Mutter. »Bitte! Ich brauche Ihre Hilfe. Wir brauchen Ihre Hilfe.«
    Der Lehrer warf einen Blick in Richtung Treppe. Man sah, dass er zögerte. Die Freiheit war schließlich nur zwei Stockwerke entfernt. Aber dann wandte er sich doch der Mutter mit dem Jungen zu.
    »Und wie kann ich Ihnen helfen?«, fragte er.
    Die Mutter schaute den Lehrer verwundert an.
    »Sie meinen, hier ? Haben Sie kein Sprechzimmer?«
    »Sprechzimmer? Äh … selbstverständlich. Es wird nur gerade … renoviert. Worum geht’s denn?«
    »Mein kleiner Paavo ist immer so müde.«
    »Aha.«
    »Er ist zu schwach, um in die Schule zu gehen, so müde ist er immer. Ich mache mir größte Sorgen, darum bin ich mit ihm hier.«
    Wir fanden auch, dass Paavo sehr müde aussah. Er stand gegen seine Mutter gelehnt und schnarchte so laut, dass man es bis hinter die Stationstür hören konnte.
    »Um welche Uhrzeit geht er denn schlafen?«, fragte der Lehrer.
    »Ich weiß nicht. Aber was hat das mit seiner Müdigkeit zu tun?«, fragte Paavos Mutter.
    »Vielleicht schläft er nicht genug«, sagte der Lehrer.
    »Das glaube ich nicht. Er ist ein guter Schläfer. Morgens bekomme ich ihn manchmal gar nicht wach.«
    »Hat er schon die Windpocken gehabt?«, fragte der Lehrer.
    »Was hat das denn mit seiner Müdigkeit zu tun?«, fragte Paavos Mutter.
    »Ja oder nein?«
    »Ja.«
    »Gut«, sagte der Lehrer. »Auf der Windpockenstation ist nämlich gerade ein Bett frei geworden. Ich verschreibe Paavo das Sandmännchen um sieben und eine Gutenachtgeschichte um acht. Wir beginnen die Kur hier im Krankenhaus und fahren damit für die nächsten sechs Jahre zu Hause fort.«
    Der Lehrer begleitete die beiden noch auf die Station, und Paavo kroch ins letzte leere Bett in unserem Zimmer. Er zog sich die Bettdecke über den Kopf und schlief auf der Stelle wieder ein.
    »Glauben Sie, er wird wieder gesund?«, fragte seine Mutter.
    »Hundertprozentig«, sagte der Lehrer. »Schlaf ist noch immer die beste Medizin.«
    »Und wie kann ich Ihnen danken?«, wollte Paavos Mutter wissen.
    »Das Leuchten in den Augen der Kinder ist mir Dank genug«, sagte der Lehrer und wollte zur Tür. Aber schon im Umdrehen stieß er mit Pekkas Mutter zusammen, die als Direktorin unserer Schule ja auch seine Chefin ist. Sie schaute verdutzt auf seinen weißen Kittel.
    »Ich wusste gar nicht, dass du auch im Krankenhaus arbeitest«, sagte sie.
    »Ich arbeite überall. Und immer. Ruhepausen kenne ich gar nicht. Mit der Arbeit und mir ist es wie mit den Zebras und den Streifen«, erklärte der Lehrer.
    »Seit wann arbeiten Zebras?«, wunderte sich die Direktorin.
    »Das war bildlich gesprochen«, erklärte der Lehrer.
    »Er spricht in so wunderbaren Bildern«, schwärmte Paavos Mutter.
    »Bist du wieder gesund?«, fragte die Direktorin.
    »Selbstverständlich. Ich war eigentlich auch nie krank – alles nur ein dummes Missverständnis.«
    »Deine Frau macht sich trotzdem Sorgen«, sagte die Direktorin.
    »Wieso? Ist was mit dem Auto?«, fragte der Lehrer entsetzt.
    »Nein, mit dir. Deine Frau hat sich Sorgen um dich gemacht. Du hast angeblich irgendwelchen Blödsinn über Zebras und Leoparden von dir gegeben, und dein Gesicht war voller roter Pusteln.«
    »Die sind verschwunden.«
    »Die Zebras und Leoparden?«
    »Die Pusteln.«
    Die Direktorin runzelte die Stirn und schaute den Lehrer lange an. Paavos Mutter schaute ihn auch an, aber sie strahlte dabei.
    »Dann kommst du morgen wieder zur Arbeit?«, fragte die Direktorin.
    »Selbstverständlich.«
    »Das hab ich befürchtet«, sagte die Direktorin.
    »Ich habe Ideen, große Ideen«, sagte der Lehrer.
    »Das hab ich auch befürchtet«, sagte die Direktorin.
    »Er ist ein Genie«, sagte Paavos Mutter. »Er hat Paavo das Sandmännchen verschrieben.«
    »Das stand zu befürchten«, sagte die Direktorin.
    »Wir dürfen alle bald nach Hause«, sagte Pekka.
    »Das stand auch zu befürchten«, sagte die Direktorin.

Ihr wundert euch bestimmt
    Wir mussten noch vier Tage im Krankenhaus bleiben, dann waren wir wieder gesund. Paavo wurde mit uns nach Hause entlassen. Er wirkte schon viel aufgeweckter, nachdem er ein paar Nächte ordentlich geschlafen hatte. Paavos Mutter wollte unbedingt noch mal den Arzt treffen, der gleichzeitig Lehrer und ein Weiser war und ihren

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