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Ella und die falschen Pusteln

Ella und die falschen Pusteln

Titel: Ella und die falschen Pusteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Sohn so wunderbar geheilt hatte, aber niemand im Krankenhaus wusste etwas von so einem Arzt. Alle wussten nur, dass ein Oberarztkittel auf geheimnisvolle Weise verschwunden war. Wir erzählten der Mutter dann, dass sie es am besten in der Schule versuchte, weil der Lehrer dort arbeitete, wenn er nicht gerade den Verkehr anhielt.
    Als ich zu Hause war, ging ich gleich nachsehen, ob unser Lieblingsfelsen noch da war. Ich hatte Angst, dass die Männer mit den gelben Helmen ihn vielleicht schon weggesprengt hatten und jetzt ein hässliches Hochhaus dort stand. Zum Glück war er noch da. Ich drückte mein Ohr an seine kalte Seite und horchte. Man hörte natürlich nichts, aber irgendwas war trotzdem komisch: Ich war mir sicher, dass der Felsen seufzte. Ich streichelte ihn ein bisschen, dann rannte ich nach Hause, damit ich nicht zu spät zum Abendessen kam.
    Als wir am nächsten Morgen in die Schule kamen, dachten wir erst, im Klassenzimmer wären Diebe gewesen. Unsere Tische und Stühle waren nämlich verschwunden. Überhaupt war fast alles aus dem Klassenzimmer verschwunden, sogar der Lehrertisch. Statt- dessen lag mitten im Klassenzimmer ein großer, dicker, bunter Teppich. In der Mitte des Teppichs lag ein kleines Kissen, und darauf saß mit seltsam verknoteten Beinen der Lehrer.
    »Wir müssen die Polizei rufen«, sagte Hanna.
    »Nein, die Geheimpolizei«, sagte Timo.
    »Nein, die Feuerwehr«, sagte Tiina.
    »Die Geheimfeuerwehr«, sagte ich.
    »Ich ruf meine Mutter«, schluchzte Mika.
    »Versuch’s, und du kannst deine rote Nase als Alarmknopf benutzen!«, drohte der Rambo.
    »Und wo sind unsere Kissen?«, fragte Pekka.
    »Willkommen!«, sagte der Lehrer. »Ich freue mich, dass ihr gekommen seid.«
    Er trug noch immer den weißen Arztkittel, aber sein Bart war länger geworden, und um den Hals trug er ein Band, an dem sein Autoschlüssel hing. Außerdem hatte er wieder rote Punkte im Gesicht.
    »Bitte setzt euch!«, sagte er.
    Wir setzten uns auf den Teppich, und als alle da waren, sagte der Lehrer: »Ihr wundert euch sicher über die kleinen Veränderungen.«
    Da hatte er natürlich recht. Wir wunderten uns wirklich, und ich überlegte, dass ja nur Pekka die Wurmkur für seine Füße gemacht hatte und der Lehrer nicht. Vielleicht kam der Lehrer deshalb auf komische Ideen, aber jetzt war es natürlich zu spät. Wir konnten nur abwarten, ob er sich von allein wieder erholte.
    »Ich habe nachgedacht«, sagte er, »und ich bin zu dem Schluss gekommen, dass wir uns mit viel zu viel unnützem Zeug umgeben. Wir sollten danach streben, einfacher zu leben. Und einfacher zu denken. In der Schule zum Beispiel ist es am einfachsten, wenn ich der Lehrer bin und ihr die Schüler seid. Alles andere ist überflüssig. – Versteht ihr, was ich meine?«
    »Ist die Direktorin dann auch überflüssig?«, fragte Timo.
    »Und der Hausmeister?«, wunderte ich mich.
    »Und die anderen Lehrer?«, wollte Hanna wissen.
    Die Frage fanden wir am spannendsten, weil die Frau des Lehrers ja auch Lehrerin an unserer Schule war. Wenn sie hörte, dass der Lehrer sie für überflüssig hielt, konnte er wahrscheinlich was erleben.
    »An der Schule geht es natürlich weiter wie früher«, erklärte uns der Lehrer. »Wir lassen nur alles Überflüssige weg.«
    »Und was ist mit den Schulbüchern?«, fragte Tiina.
    »Wir brauchen keine Schulbücher mehr. Eure Gehirne sind von jetzt an eure Bücher«, erklärte uns der Lehrer.
    »Aber wenn man sie dann zu Hause vergisst wie früher manchmal …« Pekka konnte vor Schreck die Frage gar nicht zu Ende stellen.
    »Und was ist mit den Rucksäcken? Wozu brauchen wir die noch, wenn wir keine Bücher mehr haben?«, fragte Hanna. Hanna ist von uns allen die Praktischste.
    »Ihr braucht sie eben nicht mehr. Die Fantasie ist von nun an euer Rucksack«, erklärte uns der Lehrer.
    »Und das Pausenbrot?«, fragte Pekka. »Wie packt man zum Beispiel ein Wurstbrötchen in Fantasie?«
    »Und die Hausaufgaben? Wie sollen wir Hausaufgaben machen, wenn wir keine Bücher und keine Rucksäcke mehr haben?«, fragte Timo, der gern Hausaufgaben macht, weil sie bei ihm so schnell gehen.
    »Das Leben ist von nun an eure Hausaufgabe«, erklärte uns der Lehrer.
    »Ich hab gewusst, dass an der Sache was faul ist«, sagte Mika mit weinerlicher Stimme. »Wenn man jetzt steinalt wird, sind das Hausaufgaben ohne Ende.«
    »Ich steck jeden in egal welchen Rucksack, wenn er mir ohne Ende Hausaufgaben aufgibt«, drohte der

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