Ellas geheime Traeume 1&2
leichte Kopfschmerzen nichts von der durchlebten Sinnestäuschung geblieben. Stöhnend setzte sie sich auf; Alan hatte offenbar den Vorhang geöffnet, als er – wie beim letzten Mal – aufgestanden und gegangen war. Nun strömte helles Tageslicht herein, das in Ellas Augen schmerzte und ihr mitteilte, dass es schon ziemlich spät sein musste. Die Uhr auf dem Nachttisch bestätigte dies. Dieses Mal war Ella ehrlich erleichtert darüber, dass Alan schon gegangen war, wusste sie doch nicht recht, was sich vergangene Nacht in diesem Bett zugetragen hatte. War noch jemand anderes hier gewesen – vielleicht die Frau von der Party? Prüfend führte Ella die Bettdecke zur Nase, roch jedoch nur Alans Parfum und irgendeinen Weichspüler-Duft. Ihre Augen glitten von der Decke hinauf zum Kopfkissen. Da lag ein Zettel. Natürlich.
Hallo Prinzessin,
danke für die heiße Nacht – ich hätte nicht gedacht, dass dir meine Spezialpillen so viel Freude bereiten würden!
Ich hoffe, du freust dich auf den nächsten Spielzug. Komm übermorgen Abend zum Heringssee. Ich erwarte dich voller Ungeduld um Acht am Bootssteg.
A.
Fassungslos starrte Ella die Worte an, die dort in Alans klarer Handschrift geschrieben standen. Sie ließen keinen Zweifel zu – und als Ella dies begriff, zerknüllte sie das Papier und warf es quer durch das Schlafzimmer
Er hat dich unter Drogen gesetzt, Ella.
Vor Ellas innerem Auge wuchsen diese Worte und wurden so groß, dass sie ihren Kopf zu sprengen drohten.
Alan Lancefield hat dich unter Drogen gesetzt – und denkt offenbar auch noch, das sei völlig in Ordnung! Wie kann er es wagen,… hier unterbrach sie ihren Gedankenfluss und gab ihm eine neue Richtung. Kein Wunder, dass er es wagt. Hast du ihn in den letzten Tagen nicht alles mit dir tun lassen, was er wollte? Du hast seinem Spiel zugestimmt und dich selbst zur Spielfigur degradiert. Mit Genuss! Woher soll er wissen, wo du die Grenze ziehst?
Und dennoch… Fassungslosigkeit und Wut trieben Ella die Tränen in die Augen, während sie hastig nach ihren Kleidungsstücken auf dem Sideboard griff. Rasch zog sie sich an, registrierte kaum das Frühstück, das für sie bereit stand, sondern öffnete schnurstracks die Haustür.
Zu Hause angekommen verfluchte Ella die Tatsache, dass Samstag war. Zum einen hätte sie sich gern mit Arbeit abgelenkt; zum anderen fand an diesem Abend die Familienfeier bei den Alessis statt. Sie setzte sich an ihren Schreibtisch, starrte die Wand an und überlegte. Seltsamerweise war ihr nicht zum Weinen zumute. Sie hatte Alan die ganze Zeit über nicht wirklich vertraut, so dass sie jetzt auch nicht wirklich enttäuscht von seinem Verhaltenwar. Vielmehr spürte sie eine große Wut auf sich selbst. Was hat mich nur dazu getrieben, mich auf seine Spielchen einzulassen?
Mein ödes, eintöniges Leben, kam die Antwort. Die Aussicht auf ein Abenteuer. Die Hoffnung, einen Ausweg zu finden. Und die Genugtuung, von einem Mann begehrt zu werden, der fast jede Frau haben könnte.
Ella stand auf und ging in die Küche. Dort stand noch immer Alans Rosenstrauß, perfekt und einfallslos. Ein Strauß, der jeder Frau gefallen würde – und der doch nichts mit ihr zu tun hatte. Ich sollte ihn wegwerfen, dachte sie, und konnte sich doch nicht dazu überwinden.
Sie stellte sich vor, wie Alan nach Hause zurückkehren und die zerknüllte Botschaft in seinem Schlafzimmer vorfinden würde. Möglicherweise wäre das unangetastete Frühstück dann bereits abgeräumt worden; dennoch würde er vermutlich davon erfahren.
Ella kehrte zu ihrem Schreibtisch zurück und beschloss, Alan eine E-Mail zu schreiben; seine Adresse kannte sie aus einer Nachricht von Federico, die mit dem ‚Sportpark‘-Logo zu tun gehabt hatte. Lange starrte sie auf das geöffnete E-Mail-Programm und überlegte. Wenn ich ihm jetzt schreibe, gibt es kein Zurück mehr, dachte sie, während sie im Geiste die Erlebnisse der letzten Tage noch einmal durchlebte. Die Stimme ihrer Vernunft sagte ihr schließlich, dass nichts davon es wert war, ihre Gesundheit oder gar ihr Leben zu riskieren.
Hallo Alan,
ich danke dir für die vergangenen Tage. Wenn für dich zu unserem ‚Spiel‘ gehört, mir heimlich Drogen ins Getränk zu schütten, so endet es an dieser Stelle für mich.
Ich werde dir in Zukunft aus dem Weg gehen; bitte respektier das.
Alles Gute,
Ella
Diese Worte waren das Ergebnis der widersprüchlichen Gefühle, die Ella empfand – und es waren diese Worte, die sie
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