Elli gibt den Loeffel ab
am Hafen von Capri und dem
Strom der Tagestouristen, die ihm auf dem Weg von der Fähre hinauf zur Stadt entgegenkamen. Sich einer Frau derart verpflichtet zu fühlen, obwohl er genau wusste, dass sie nicht an einem Leben an seiner Seite interessiert war, grenzte an Irrsinn. Dennoch musste er Elli vor Roberto de Andre warnen — ebenso wie ihre Schwester. Heinz war sich absolut sicher, dass der Hotelier versuchen würde, die beiden Frauen über den Tisch zu ziehen.
Warum nur spielte Oskar auf einmal verrückt? Schwanzwedelnd zog er an der Leine in Richtung der etwa einhundert Meter entfernten Anlegestelle für kleinere Boote. Elli? Was machte sie an Bord einer dort vor Anker hegenden Yacht? Dorothea war auch dabei, an der Seite eines ziemlich adretten Italieners. Das musste dieser Roberto de Andre sein. Wie galant er Elli die Hand reichte, als sie den kurzen Weg vom Steg zum befestigten Ufer hinunterging. Die beiden unterhielten sich angeregt, und Elli lachte. Dorothea hingegen sah sich um und deutete in Richtung der Shopping-Meile. Die drei trennten sich, und wie es aussah, ging der Italiener mit Elli auf eine Bar zu. Hatte er tatsächlich mit ihr angebandelt? Hatte es etwa zwischen Elli und dem Hotelier gefunkt?
Zur allgemeinen Rastlosigkeit und Unzufriedenheit gesellte sich nun auch noch Eifersucht, die ihm wie ein heißer Strom vom Bauch direkt in den Kopf schoss. Da half es auch nichts, wenn er sich sagte, dass es ziemlich albern war, schließlich glaubte er, sich bereits damit abgefunden zu haben, dass Elli nicht für in sein Leben passte. Sie nun auch noch eingehängt an der Seite eines Gauners zu sehen, rief noch ein anderes Gefühl in dem bereits existierenden Chaos hervor: Blanker Zorn stieg in Heinz auf
Robertos Vorschlag, den Ausflug in einer der schönen Bars direkt am Hafen ausklingen zu lassen, war ganz nach Ellis Geschmack.
»Gefällt es dir hier?«, fragte er sie und bot ihr gentlemanlike den besten Platz an. Damit gehörte der Blick auf die Marina ihr. »Heute Abend zeige ich dir, wie die Capreser feiern, vorausgesetzt du hast nichts gegen ausgelassene Feste, bei denen gesungen und auf den Tischen getanzt wird.«
»Nein, ganz und gar nicht«, gestand sie ihm.
»Ich habe noch einen Termin heute, aber wenn dir halb zehn nicht zu spät ist, hole ich dich ab.«
»Klingt doch gut«, sagte sie. Wenn das keine verlockende Einladung war.
Irgendwie war Elli erleichtert, dass Doro sich entschlossen hatte, allem auf Shopping-Tour zu gehen. Roberto hatte ihre schlechte Laune einfach nicht verdient. Niemand, der sich so viel Mühe mit seinen Gästen gab, hatte eine so pampige Art verdient. Sie konnten froh sein, jemanden gefunden zu haben, der ihnen die Casa Bella unkompliziert abkaufte. Sicherlich war ihr in den Sinn gekommen, sich bei den hiesigen Immobilienbüros nach dem Schätzwert der Pension zu erkundigen, aber was würde das bringen? Das Haus gehörte ihnen nicht, insofern war Robertos Angebot mehr als großzügig.
Er bot ihnen genug Geld, damit sie ihre Schulden zurückzahlen und noch ein bisschen was zur Seite legen konnte. Noch dazu ohne jeden Ärger oder großartigen Papierkram. Vielleicht war Doro ja doch ein bisschen eifersüchtig, obwohl sie ihr gesagt hatte, dass sie Roberto haben könne. Bestimmt ein verlockender Gedanke. Eigentlich fast ein ketzerischer Gedanke. Warum lächelte er sie jetzt schon wieder so charmant an? Hatte er etwa tatsächlich ernstere Absichten, als nur ein wenig mit einer Geschäftspartnerin zu flirten?
»Ich könnte das jeden Tag machen«, schwärmte er von dem heutigen Ausflug.
»Du hast ein tolles Boot und bestimmt oft genug Gelegenheit, mit Geschäftspartnern eine Spritztour zu unternehmen.« Elli musste sich Klarheit darüber verschaffen, ob Roberto an ihr ernsthaft interessiert war.
»Aber nicht in so angenehmer Begleitung. Ich vermisse das manchmal sehr.«
»Es gibt keine Frau in deinem Leben?«, fragte Elli ganz direkt.
»Es gab eine, aber vermutlich hat sie das Inselleben nicht mehr ausgehalten.«
Elli nickte nur. Aufgrund seiner spürbaren Zurückhaltung und des nachdenklichen Blicks beschloss sie, das Thema nicht weiter zu vertiefen.
Sein Handy klingelte.
»Entschuldige mich bitte... Barbara? Moment...« Ein Blick auf die Uhr, dann stand Roberto auf. »Geschäftlich«, fügte er erklärend hinzu. Vermutlich wollte er in Ruhe telefonieren. Warum sonst verzog er sich in die menschenleere Bar?
Das war die Gelegenheit für Heinz, um >rein
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