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Elli gibt den Loeffel ab

Elli gibt den Loeffel ab

Titel: Elli gibt den Loeffel ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Hennig
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Immerhin hatten sie beide mehrere Millionen-Deals an Land gezogen und dabei viel Zeit miteinander verbracht.
    »Irgendwann kommt der Punkt, an dem man sich entscheiden muss. Ich habe zu viele Fehler gemacht und dabei das Wesentliche aus den Augen verloren.«
    »Ich wünschte, ich hätte deinen Mut.«
    Die Tatsache, dass ein Hauch von Melancholie in Giuseppes Stimme lag, machte Heinz klar, dass es richtig gewesen war, sein Leben von Grund auf zu ändern.

    Unter normalen Umständen hätte Dorothea die Fahrt auf einer Luxusyacht entlang der Amalfiküste begeistert. Von Bucht zu Bucht, von Hafen zu Hafen, ein Postkartenmotiv nach dem anderen. Aber das Angebot für die Pension spukte in ihrem Kopf, und so sehr sich Dorothea auch bemühte, irgendeinen Haken daran zu finden, sie entdeckte keinen. Sie mussten das nehmen, was er ihnen gnädigerweise zugestand. Einen langwierigen Prozess mit ungewissem Ausgang konnten sie sich nun mal nicht leisten.
    Für Elli war die Angelegenheit anscheinend schon abgehakt. Sie fraß Roberto regelrecht aus der Hand. Immerhin nahm sie sich auf dem Rückweg wenigstens ein bisschen Zeit für ihre ältere Schwester. Dass Elli sich angesichts ihrer Obsession überhaupt zu ihr setzte, grenzte an ein Wunder.
    »Ist es nicht herrlich hier? Da möchte man doch am liebsten gar nicht mehr nach Hause«, schwärmte sie.
    Ach du Schande. Dachte sie jetzt etwa ernsthaft darüber nach, sich auf einen italienischen Hotelier einzulassen? Natürlich war es rein theoretisch möglich, dass sich Roberto für ihre Schwester interessierte. Das Leben schrieb in Sachen Liebe oft die merkwürdigsten Geschichten, aber viel wahrscheinlicher war es doch, dass er sich nur bei Elli einschleimte, um an die Casa Bella heranzukommen.
    »Sag mal, hast du dich jetzt in Roberto verknallt, oder was?« Direkte Fragen waren immer noch das beste Mittel, um sich Klarheit zu verschaffen.
    Elli zuckte nur mit den Schultern und seufzte unentschlossen.
    »Jetzt sag schon.«
    »Was heißt schon verknallt. Roberto ist ein toller Mann. Ich bin ungebunden, warum also sollte ich diese schönen Momente nicht genießen?«
    Dagegen war überhaupt nichts einzuwenden, aber diese Einstellung passte so gar nicht zu ihrer Schwester. Noch auf dem Limoncello-Fest hätte Dorothea geschworen, dass sich Elli mit ihr in Sachen Männer immer noch in einem Konkurrenzverhältnis befand, als ob dies genetisch einprogrammiert wäre. Elli versuchte sich offenbar damit aufzuwerten, überlegte sie vor dem Hintergrund dessen, was ihre Mutter über sie beide an Charlotte geschrieben hatte. Die kleine Schwester setzte sich gegen die große Schwester durch — tiefenpsychologisch betrachtet.
    Warum Elli immer noch flirtete, obwohl sie vorhin beteuert hatte, dass sie nichts von Roberto wollte, musste eher etwas mit ihrem Zustand des Erwachens zu tun haben. Ein zweiter Frühling? Kaum vorstellbar, aber anscheinend hatte sie, da Josef ihr ja nie an den Allerwertesten gefasst hatte, großen Nachholbedarf. War sie in ihrer Ehe mit Josef tatsächlich so unglücklich gewesen? Auf alle Fälle schien sie immer auf den gleichen Typ Mann hereinzufallen, sofern man überhaupt von Hereinfallen reden konnte.
    »Elli. Die See ist wieder ruhig. Möchtest du noch mal ans Steuer?«, fragte Roberto.
    »Ich komme!«, rief Elli lautstark gegen den Wind gen Steuerbord.
    Sobald das Herrchen rief, sprang das Hündchen auf und lief hechelnd zu ihm. Unfassbar!
    Egal, es war Ellis Leben, und dennoch war es nervig, die eigene Schwester mit Roberto flirten zu sehen. Der gleiche bewundernde Blick, den sie damals auch Josef zugeworfen hatte. Sie konnte es einfach nicht länger mit ansehen. Augen zu, die Sonne genießen und ein wenig auf dem Sonnendeck wegnicken, nahm sie sich vor, und kaum hatte sie den Gedanken zu Ende gedacht, überfiel sie eine bleierne Müdigkeit, der sie sich nur allzu gerne in dem bequemen Liegestuhl hingab.

    Diese Frau hatte sein ganzes Leben durcheinandergebracht. Heinz stellte sich bei der Ankunft der Fähre an der Marina Grande die Frage, warum er dies alles für Elli tat. An sich wäre er jetzt längst in Afrika. Er wäre glücklich mit sich und seinem Leben und natürlich mit Oskar. Er würde mit jedem Atemzug ein Stück Freiheit inhalieren und gedankenlos in den Tag hineinleben, sich nur vom Hier und Jetzt treiben lassen wie ein Blatt im Wind. Dies ging nun aber nicht mehr. Heinz fühlte sich rastlos. Wo war nur seine innere Ruhe geblieben?
    Das lag ganz gewiss nicht

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