Elli gibt den Loeffel ab
»Alles, was ich weiß, ist, dass ihr an einer schnellen Abwicklung interessiert seid. Zumindest hat mir Fabrizio dies zu verstehen gegeben.«
»Korrekt.« Hatte Fabrizio ihm etwa davon erzählt, dass sie einen Gentest durchführen lassen konnten? Auf alle Fälle musste er dem Hotelier gegenüber angedeutet haben, dass sie etwas in der Hand hatten.
»Was immer ihr da habt... Wenn ihr eure Ansprüche auf offiziellem Wege geltend machen wollt, verliert ihr wertvolle Zeit. Für euch und für mich. Daher bin ich bereit, euch eine angemessene Summe zu bezahlen, sofern ihr auf eventuelle Ansprüche verzichtet.«
»Wir sind uns der Situation durchaus bewusst«, erwiderte Dorothea.
Die Antwort richtete Roberto merkwürdigerweise an Elli, was nur heißen konnte, dass jetzt etwas kam, was ihnen Verständnis und Entgegenkommen abringen sollte. »Das Haus ist so gut wie nichts mehr wert. Ich weiß nicht, ob Fabrizio euch die problematischen Stellen schon gezeigt hat. Die Bausubstanz... Die Casa Bella ist einfach zu alt. Eine Sanierung wäre viel zu teuer.«
Elli nickte verständnisvoll.
Fatal. Damit schenkte sie ihm einen wertvollen Punkt.
»Das Grundstück hat durchaus einen gewissen Wert. Leider hegt die Casa Bella jedoch ein bisschen zu weit außerhalb. Ihr habt sicher selbst bemerkt, dass die Anreise etwas umständlich ist, aber ich schätze mal, dass es um die fünfhunderttausend Euro wert sein dürfte. Ich habe gute Kontakte zur Gemeinde... Wahrscheinlich müsste ich um die zweihundertfünfzigtausend dafür zahlen...«
»Das heißt zweihundertfünfzigtausend für uns. Bar?«, fragte Dorothea nach.
Roberto nickte zuversichtlich. Elli strahlte.
Dorothea setzte bewusst eine eher nachdenkliche Miene auf. »Wir müssen uns sicher nicht gleich entscheiden, aber danke für dein Angebot«, sagte sie.
»Es gibt da allerdings ein Problem: Die Gemeinde kann das Grundstück nicht länger zurückhalten. Ich habe eine Frist, bis morgen früh.«
»Heißt das, wir müssen morgen schon unterschreiben?« Dorothea ließ sich nicht gerne die Pistole auf die Brust setzen.
»Ich fürchte ja, sofern ihr an diesen Konditionen festhalten möchtet.«
Elli glaubte offenbar auch nicht, was sie da hörte, aber angesichts ihrer sorgenvollen Miene war es Roberto wohl gelungen, sie ordentlich einzuschüchtern. Wahrscheinlich hätte sie sogar auf der Stelle unterschrieben.
»Entschuldige mich bitte.« Dorothea stand mit einem Seitenblick auf Elli auf. »Kommst du bitte mal kurz mit?« Ihr Blick in Richtung der Toiletten war ja wohl eindeutig, und Gott sei Dank kapierte ihre Schwester sofort, dass sie mit ihr unter vier Augen sprechen wollte.
»Sag mal, hast du sie noch alle? Du kriechst dem Typen sowas von in den Hintern.«
Elli konnte gar nicht verstehen, warum sich ihre Schwester so aufregte. »Doro, ich muss schon bitten«, erwiderte sie, während sie sich vor dem Spiegel die Lippen nachzog.
»Der will uns doch nur über den Tisch ziehen.«
»Das glaube ich nicht.« Elli hatte allmählich von den Schwarzmalereien ihrer Schwester die Nase voll. »Er ist ein sehr netter Mann und wirkt auf mich grundsolide«, sagte sie ihr aus voller Überzeugung.
»Weißt du, wie du mir gerade vorkommst? Wie diese Rose aus Golden Girls. Sankt Olaf.«
Dass Doro sie mit Rose verglich, war ja wohl die Höhe. »Er hat uns zu einem großartigen Fest eingeladen, führt uns ins beste Restaurant an der Amalfiküste und bietet uns zweihundertfünfzigtausend Euro für ein Grundstück, das uns nicht mal gehört. Wer sagt denn, dass der Preis nicht realistisch ist?«
Die Art, wie Doro sie ansah, ging über Fassungslosigkeit weit hinaus. Elli regte es auf, dass ihre Schwester sie offenbar für komplett verblendet hielt.
»Falls ich dich daran erinnern dürfte. Wir haben nichts, aber auch rein gar nichts, außer einem Büschel Haare. Wer weiß, ob wir damit überhaupt durchkommen. Die Briefe waren ja wohl ein Flop.«
Doro biss sich nervös auf die Unterlippe, ein untrügliches Zeichen dafür, dass Elli mit ihrer Einschätzung recht hatte. »Ja, kann gut sein«, erwiderte Doro und wischte sich mit dem kleinen Finger die verschmierte Wimperntusche aus dem Augenwinkel.
»Wir sollten froh sein, dass sich alles so gut fügt. Roberto ist ein Glückstreffer.«
»Ja, ein richtiger Sechser im Lotto, und du kannst dich gerne weiter an ihn ranmachen. Ich habe nicht das geringste Interesse an ihm.« Damit stürmte sie hinaus.
Was sollte das denn? Von wegen »nicht das
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