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Elli gibt den Loeffel ab

Elli gibt den Loeffel ab

Titel: Elli gibt den Loeffel ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Hennig
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geringste Interesse«. Das hatte auf dem Limoncello-Fest aber ganz anders ausgesehen. Doro hatte ganz schön heftig mit Roberto geflirtet. Diese ewigen Rivalitäten und Sticheleien — hörte das denn nie auf?

    »Giuseppe!«, rief Heinz in Richtung eines parkenden Wagens, vor dem ein gut gekleideter Mann etwa in seinem Alter stand und sich im neapolitanischen Gewimmel der Passanten, die an ihm vorbeiströmten, suchend umsah. Heinz winkte ihm zu, doch auch dies reichte offenbar noch nicht, um ihn ausfindig zu machen. »Giuseppe!«, rief er noch einmal.
    Erst jetzt stutzte der Anzugträger mit dem graumelierten Haar, und langsam überzog ein Lächeln sein Gesicht. Immerhin waren gut zehn Jahre vergangen, seit sie sich das letzte Mal gesehen hatten.
    »Heinz?« Giuseppe erweckte den Eindruck, als ob er es immer noch nicht glauben konnte, seinen ehemaligen Teamkollegen aus dem Merger & Akquisition Department vor sich zu haben.
    »Setz dich doch.« Heinz deutete mit einer einladenden Geste auf den freien Stuhl, den er in der hoffnungslos überfüllten Kaffeebar bereits seit einer halben Stunde für ihn freihielt. Im Gegensatz zu ihm hatte sich sein Kollege kaum verändert, bis auf die grauen Haare.
    »Du hättest auch mal wieder einen Friseur nötig, altes Haus.« Nun war Giuseppes Lächeln so breit, wie er es von früher kannte, und schon tätschelte er ihm freundschaftlich die Schulter. »Ich fasse es nicht. Bist du unter die Aussteiger gegangen?«
    Giuseppe musste sich wohl erst noch an seine Transformation vom soliden Finanzexperten zum Weltenbummler gewöhnen. »Könnte man so sagen.«
    »Wen haben wir denn da?« Erst jetzt bemerkte sein ehemaliger Kollege den Hund, der sich unter einem Bistrotisch in der Sonne räkelte.
    »Das ist Oskar. Du darfst ihn ruhig streicheln, er beißt nicht.«
    Giuseppe lachte, hielt seine Hand vor Oskars Schnauze, und kaum wedelte der Hund freudig mit dem Schwanz, fuhr er ihm ein paar Mal übers Fell. »Wo hast du denn all die Jahre gesteckt?«
    »On the road. Mal hier, mal da«, erwiderte Heinz. Um Giuseppe von all seinen Reisen zu erzählen, war zu wenig Zeit.
    »Und jetzt willst du dir ein Haus auf Capri kaufen? Es gibt doch viel schönere Ecken... Ah verstehe, du hast eine Frau kennengelernt. Warum kauft ein Mann wie du sich sonst ein Haus? Einen Hund hast du ja schon.«
    »Ja und nein. Das ist alles viel zu kompliziert. Ich habe dich angerufen, weil eine Freundin von mir ein Haus auf Capri kaufen möchte.«
    »Verstehe.« Giuseppe nickte und winkte einen Ober herbei, um einen Espresso zu bestellen.
    »Hast du etwas herausfinden können?«, fragte Heinz ihn ohne Umschweife.
    Giuseppe hatte bereits am Telefon angedeutet, dass er eigentlich gar keine Zeit für ein Treffen hatte. Ihn um eine spontane Einschätzung der Casa Bella zu bitten, war bei Giuseppes Arbeitspensum schon hart an der Grenze. Er hatte sich für Heinz die Zeit also förmlich aus den Rippen geschnitten, und wenn jemand dies zu würdigen wusste, dann ein Mensch, der selbst einmal in der hektischen Finanzwelt tätig gewesen war.
    »War nicht schwer. Also, ich schätze, das Anwesen ist gut und gern eine Million Euro wert. Vielleicht sogar ein bisschen mehr.«
    »Das habe ich mir gedacht.«
    »Hat die Dame vielleicht einen Engpass hinsichtlich der Finanzierung?«, hakte Giuseppe nach.
    Heinz musste lachen. So konnte man jemanden, der vermutlich pleite war, natürlich auch bezeichnen.
    »Könnte man so sagen. Ich wollte nur sichergehen.«
    »Und dieser Hotelier... Roberto de Andre. Ich kenne ihn. Frag mich nicht, woher. Er war auf irgendeinem Empfang der Bank. Soviel ich weiß, kauft er alles auf, was ihm zwischen die Finger kommt.«
    »Ist er seriös?«, bohrte Heinz nach.
    »Schwer zu sagen. Manche bezeichnen ihn als Aasgeier. Er ist in den letzten Jahren mit den Pleiten anderer groß geworden und lebt von seinen guten Verbindungen.«
    »Danke!«
    Giuseppe schüttelte den Kopf. »Einfach so auszusteigen. Mensch, du hättest ganz nach oben kommen können. Was rede ich da, du hättest den Donald Trumps dieser Welt Konkurrenz machen können.«
    »Es war nicht mehr so wichtig für mich«, erwiderte Heinz mit ernster Stimme.
    Giuseppe nickte. »Du bist immer noch nicht darüber hinweg? Glaub mir, du bist nicht der Einzige... Ich bin jetzt auch schon zum dritten Mal verheiratet. Das bringt dieser Job nun mal so mit sich.«
    Dass er in der Vergangenheit herumstocherte, konnte Heinz seinem ehemaligen Kollegen nicht übelnehmen.

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