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Ellorans Traum

Ellorans Traum

Titel: Ellorans Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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mir auch druntergelaufen«, schimpfte sie und wollte die Manschette abnehmen.
    Quinn, die bis dahin alles schweigend und mit einem winzigen Lächeln beobachtet hatte, packte sie blitzschnell am Handgelenk und sagte warnend: »Ranan! Nicht hier, denk daran!« Die große Frau wurde rot und entschuldigte sich. Ich sah neugierig in die Runde, aber niemand äußerte sich zu dem Vorfall. Wie immer. Hufschlag ertönte, und Quinn erhob sich wachsam.
    »Ich bin es«, hörte ich die unverwechselbare Stimme des Botschafters. Kurz darauf bog er um die Kurve, zügelte sein Pferd und sprang aus dem Sattel. Er nahm Quinn beim Arm und zog sie einige Schritte beiseite. Sie sprachen leise miteinander. Ich sah, wie Quinns Miene sich bewölkte. »Gut«, sagte sie laut und wandte sich zu uns. »Macht alles startklar. Wir brechen sofort auf. Ran, du kümmerst dich um Elloran. Galen und ich versuchen, die Soldaten abzulenken. Wir treffen uns morgen mittag am Galgenhügel – Tom, du weißt, welche Stelle ich meine.«
    Sie ließ sich von Tom in den Sattel helfen und beugte sich noch einmal zu ihm hinunter, um ihm etwas zuzuflüstern. Rund um mich brach eilige Umtriebigkeit aus. Ranan zog mich aus dem Weg und begutachtete noch einmal das Ergebnis ihrer Färberei.
    »Ich denke, wir können es riskieren. Tut mir leid, zum Auswaschen muß ich diesmal kaltes Wasser nehmen.« Ich schüttelte mich. Sie wusch mir mehrmals den Kopf, bis die graubraune Brühe, die herunterlief, sich endlich klärte. Dann rubbelte sie mein Haar trocken und kämmte es durch. »Nicht schlecht«, stellte sie mit in die Seite gestemmten Armen fest. »Du siehst wirklich völlig verändert aus.«
    Tom kam heran; wie ich sah, war das Lager abgebrochen, der Wagen reisefertig. Er stellte sich neben Ranan und musterte mich aus zusammengekniffenen Augen. »Vorher hast du mir besser gefallen«, knurrte er. »Ich mag kein Grün. Maddoc, du hast die Wette gewonnen!«
    Ich kreischte und verlangte nach einem Spiegel. Akim brachte ihn grinsend, und ich blickte hinein. »Ach d-du meine Güte«, hauchte ich erschüttert und erleichtert zugleich. Die gründliche Ranan hatte es geschafft, sogar meine Augenbrauen zu färben, und so blickte mich aus dem Spiegel ein finsterer, schwarzhaariger Fremder an. Mein Gesicht erschien durch die harte, dunkle Farbe noch blasser als gewöhnlich, und die schwarzen Brauen waren mißmutig zusammengezogen. Schattenhaft tauchte hinter meiner Schulter eine rothaarige Gestalt auf. Erschreckt ließ ich den Spiegel sinken und blickte mich um. Natürlich war dort niemand.
    »So, jetzt aber los!« kommandierte Tom. »Elloran, bleib bitte im Wagen. Akim, du mußt auf den Bock. Ich reite voraus und zeige dir den Weg zum Galgenhügel. Ranan, du übernimmst die Nachhut.«
    Wir erreichten den Hügel zum verabredeten Zeitpunkt und verbargen uns im Gehölz. Dort verbrachten wir eine unbehagliche Stunde, in der wir es kaum wagten, miteinander zu sprechen. Endlich erklang ein klagender Vogelruf, und Tom entspannte sich. »Sie haben es geschafft«, flüsterte er und beantwortete den Ruf. Zweige knackten und raschelten. Galen und Quinn kämpften sich durch das Unterholz, ihre Pferde am Zügel mit sich führend.
    Die drahtige Frau sah zerrauft aus, der graue Zopf hatte sich aufgelöst, und ihre Wange zierte eine lange, blutige Schramme. Ihre Augen blitzten, und der wilde Mund war wütend zusammengepreßt. Galen wirkte wie immer: vollständig unbewegt und von gefühlloser Kälte wie ein fleischgewordener Dämon aus der WeltUnten. Er bewegte sich steif und hielt einen Arm seltsam angewinkelt an den Leib gepreßt. Erst, als Akim auf ihn zustürzte und ihn zwang, sich niederzusetzen, begriff ich, daß er verletzt sein mußte. Akim zog Galens graue Hand weg, und ich erhaschte einen flüchtigen Blick auf einen langen, klaffenden Schnitt in seiner Seite, der zwischen den zerfetzten Kleidern aufblitzte. Tom zog mich eilig fort, doch ich hatte genug gesehen. Was auch immer in den Adern des Botschafters fließen mochte – menschliches Blut war es nicht.
    »Was ist passiert?« fragte Tom leise.
    Quinn rieb heftig über ihren Armstumpf und fluchte gedämpft. Ranan kniete aufmerksam lauschend hinter ihr und flocht ihr den Zopf neu. »Wir sind einem kleinen Trupp von Veeloras Soldaten genau in die Arme gelaufen. Galen hatte die Hoffnung, sie würden uns nur anhalten, aber sie haben sofort zu den Waffen gegriffen. Ich bin sicher, daß Veelora Order gegeben hat, den Botschafter nicht

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