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Ellorans Traum

Ellorans Traum

Titel: Ellorans Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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du denkst nur an deine eigene Befriedigung. Dich vollfressen, saufen, schlafen, das kannst du. Und allen die Ohren volljammern, wenn es nicht nach deinem Kopf geht! Soll ich dir sagen, was du bist? Du bist ...« Ich hielt mir die Ohren zu. Sie zog meine Hände weg und zischte mich an: »Du hast dich gesehen! Ich habe es dir gezeigt, du weißt, wie du wirklich aussiehst. Aber selbst davor verschließt du deine Augen. Ich wollte, ich könnte mich von dir trennen, aber das ist unmöglich. Wir gehören zusammen, ob dir oder mir das paßt oder nicht. Aber ich verachte dich, Elloran. Ich verachte dich!«
    Wir ritten früh weiter. Schnee lag in der Luft, und Akim schimpfte pausenlos über das Wetter. Er sah schrecklich verfroren aus, seine Nasenspitze war blau vor Kälte, und er behauptete, er habe mindestens zwei seiner Zehen verloren. Es war eigentlich gar nicht so kalt, und je weiter wir nach Süden kamen, desto wärmer wurde die Luft. Aber Akim schwor Stein und Bein, er habe in seinem ganzen Leben noch nicht so gefroren und beabsichtige auch nicht, das jemals wieder zu tun. Schließlich wurde Tom diese Jammerei zu bunt. Er verfrachtete den Heiler in den Wagen und setzte sich selbst auf den Bock.
    »Du hast gut reden«, drang Akims Stimme dumpf unter dem Stapel Decken hervor, unter den er sich verkrochen hatte. »Du würdest ja noch nicht einmal frieren, wenn du nackt ins Nordmeer fielest!«
    Ungefähr zwei Tagesreisen vor Sturmhaven ging der erste Schneefall nieder. Akim ließ sich an diesem Tag überhaupt nicht mehr im Freien blicken. Sein dröhnendes Niesen ließ in regelmäßigen Abständen den Wagen erzittern. Das Biest scheute jedesmal und drohte, sich loszureißen. Ich löste Tom auf dem Bock ab, und er band seinen Fuchs vom Wagen los. Das Biest schnaubte erleichtert, und Tom galoppierte uns ein Stück voraus. Ich döste vor mich hin, während der Schimmel Frost gutmütig durch den pulvrigen Schnee stapfte.
    Hinter uns auf dem Weg erklang dumpfer Hufschlag. Ich fuhr hoch. Seit einigen Tagen hatten wir jede größere Ortschaft, die auf unserem Weg lag gemieden und versucht uns unsichtbar zu machen, so weit das mit diesem bunten Wagen überhaupt möglich war. Die Suche nach dem entsprungenen Gefangenen mußte inzwischen auch die südlichen Teile des Reiches erreicht haben, und das bereitete uns nicht gerade wenig Sorge.
    Ich zog die Decke, die ich über meinem Umhang trug, bis über meine Nasenspitze und hoffte das Beste. Um vom Weg zu verschwinden, war es nun schon zu spät, außerdem hätten die Spuren in der dünnen Schneedecke mich sofort verraten. Der Hufschlag kam näher, es mußten mehrere Reiter sein. Einer kam längsseits, und ich schnaufte erleichtert. Ranan grinste mich breit an und schrie: »Ho, Elloran! Wo hast du die anderen gelassen?«
    Ich deutete mit dem Daumen hinter mich und fügte hinzu: »Tom reitet gerade voraus.« Sie winkte, gab ihrem Pferd die Sporen – na ja, sie hieb ihm die nackten Fersen in die Flanken – und galoppierte an mir vorbei. Jetzt kamen auch die anderen Reiter heran. Blicke aus einem Paar kühler, grauer und einem zweiten Paar kalter, farbloser Augen trafen mich, und zwei Stimmen grüßten. Ich schauderte, und das nicht wegen der Kälte. Einer von Akims donnernden Niesern explodierte. Ich sah zum ersten Mal, wie Quinn lachte. Ihr Gesicht zersprang in tausend Falten, und plötzlich fand ich sie gar nicht mehr so unsympathisch.
    »Hallo, Akim«, rief sie, und der Heiler antwortete heiser von drinnen: »Da eddlich. Warum habt ihr so lagge gebraucht?« Ich hielt den Wagen an, um den beiden die Verständigung zu erleichtern, und Quinn kletterte ins Wageninnere. Ich bewegte mich unbehaglich auf dem Bock. Der Botschafter sah mich reglos an, während Schnee auf seinen kahlen Schädel fiel. Das Wetter paßte irgendwie zu ihm.
    »Wie geht es dir?« fragte er schließlich mit seiner geschlechtslosen Stimme. Ich brummelte etwas, und er nickte. Sein Gesicht war unbewegt und steinern wie immer. »Man sucht nach dir«, bemerkte er ohne jede Gemütsbewegung in der Stimme. »Nicht weit hinter uns war ein Trupp Soldaten. Wir müssen uns überlegen, wie wir sie von dir ablenken.« Ich schauderte.
    Ranan und Tom kehrten zu uns zurück. »Kriegsrat?« rief Tom fragend. Der Botschafter nickte. Tom sprang vom Biest und drückte Galen herzlich die Hand. »Schön, dich zu sehen«, sagte er warm, es klang ganz ehrlich. Ich schauderte wieder. Dann und wann kamen mir Zweifel an diesen seltsamen

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