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Ellorans Traum

Ellorans Traum

Titel: Ellorans Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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warten wird. Auf euch oder auf eine Botschaft von euch. Ran färbt dir die Haare, und wir trennen uns. Ich hoffe, du hast Glück.«
    »Ich auch«, erwiderte ich schwach. Die Versammlung löste sich auf, und alle streckten ihre steifen Glieder.
    »Einen Augenblick noch, Elloran«, erklang die flötende Stimme des Botschafters hinter mir. Ich stöhnte unterdrückt. Er hatte es nicht vergessen. Seine Hand griff wieder nach meinem Handgelenk. Er legte zwei Finger in meine Handfläche, und mit der anderen Hand faßte er an mein Kinn und unter mein Ohr. Es kribbelte unangenehm, ich hatte für einen flüchtigen Augenblick das irritierende Gefühl, dieselbe Situation schon einmal erlebt zu haben. Seltsamerweise erwartete ich eine fremde Stimme in meinem Inneren, aber das blieb aus. Galen sah mich nur eine Zeitlang prüfend an und ließ mich dann los. Seine Hand ruhte noch kurz auf meiner Schulter, dann ging er wortlos hinaus.
    Die Prozedur des Haarefärbens am nächsten Morgen wuchs sich zu einer erheiternden Darbietung für alle Anwesenden aus. Zuerst wurden mir trotz meines Protestes die Haare gewaschen, weil Ranan darauf bestand.
    »Du glaubst doch nicht, daß meine kostbare Farbe auf dem Dreck hält?« schimpfte sie. »Das fällt doch beim ersten Regenguß alles wieder runter!« Wenigstens war sie so rücksichtsvoll, das Wasser vorher über dem Feuer etwas anzuwärmen. Ich hockte also schnatternd und halbnackt im Schnee, feixende Gesichter vor mir – das Schauspiel hatte sogar Akim veranlaßt, den Wagen und seine warmen Decken für einige Minuten zu verlassen – und ließ mich von diesem Riesenweib einseifen. Gründlich, wie sie war, schrubbte sie gleich meinen Oberkörper mit ab und wäre sicherlich auch noch weiter gegangen, wenn ich mich nicht standhaft geweigert hätte, meine Hose auszuziehen. Blau vor Kälte blickte ich auf ihre bloßen Füße nieder, die in einer Pfütze von Seifenwasser und schmelzendem Schnee standen und dachte an heißen Tee, Felldecken, Kaminfeuer, die S'aavaranische Wüste – es half alles nichts.
    Jetzt folgte der eigentliche Akt: Ranan rührte eine dickflüssige, stinkende, braungraugrüne Pampe in einer Schüssel an. Ich starrte angewidert darauf und fragte mißtrauisch: »W-was für eine F-Farbe gibt das denn?«
    Ranan wischte sich die schmuddelig verfärbten Finger an einem Lappen ab und antwortete stirnrunzelnd: »Wenn ich mich in der Mischung nicht vertan habe, müßte es ein ganz dunkles Braun werden.« – »Und wenn du dich vertan hast?« Sie grinste fröhlich und klatschte mir eine ordentliche Handvoll auf den Kopf.
    »Keine Sorge, wenn's daneben geht, können wir dir immer noch den Kopf rasieren«, zog mich Tom auf.
    »Weißt du doch, wie sie Kolja dabals zugerichtet hat?« lachte Akim. »Grüd wie eide Gurke. Er hat vier Woched eiden Verbadd üb ded Kopf getraged udd behauptet, er wäre vob Pferd gefalled.«
    Ich zuckte heftig zusammen, aber Ranan hielt mich mit eisernem Griff fest. »Halt ruhig, Elloran. Oder willst du, daß ich dein Gesicht gleich mitfärbe?« Unbeirrt von den spitzen Kommentaren ihrer Freunde arbeitete sie sich durch meine Mähne. Kleine Bäche stinkender Brühe liefen über mein Gesicht und meinen Rücken. »So, das muß jetzt ein bißchen wirken.« Sie beendete ihre Matscharbeit, wickelte mir ein Tuch um den Kopf und half mir, die Farbe vom Rest meines Körpers abzuwaschen. Tom und Akim schlossen derweil Wetten über das Ergebnis ab. Tom tippte auf Dunkelviolett, und Akim blieb mit seiner Vorhersage bei Grün.
    »Das ist keine dauerhafte Färbung.« Ranan wischte ihre Finger sauber, was nur sehr mangelhaft glückte. »Glücklicherweise«, setzte sie leise hinzu und sah traurig auf den braunschwarzen Rand unter ihren Fingernägeln und den graubraunen Schimmer, der ihre sonst so weiße Haut überzog. »Die Farbe wäscht sich nach und nach heraus, aber ich denke, es müßte genügen, bis du Nikolai gefunden hast. Schlimmstenfalls muß ich es dir eben noch mal nachfärben. Einen Rest habe ich ja noch.« Sie lüpfte das Tuch um meinen Kopf und blickte unter seinen Rand.
    »Oje, oje«, murmelte Tom, der neben uns stand und neugierig zusah. Er weigerte sich, seinen Ausruf näher zu erklären. Ich schlang eine Decke um meine Schultern, hockte mich zu den anderen ans Feuer und bat um einen heißen Tee, der mir auch sofort serviert wurde. Ranan packte fröhlich pfeifend ihre Utensilien wieder zusammen und fuhr mit den Fingern unter eins ihrer Armbänder. »Da ist es

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