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Ellorans Traum

Ellorans Traum

Titel: Ellorans Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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die anderen sehen«, erläuterte er. »Für jeden, außer mir und dir selbst, besitzt du nun das Äußere, das ich dir gerade im Spiegel gezeigt habe. Du brauchst auch noch einen Namen, laß sehen«, er überlegte kurz. »›Ellis‹ wäre nicht schlecht. Du mußt schließlich auch darauf reagieren. Gut, Ellis, gehen wir.«
    Ich folgte ihm auf die Straße, wo Erman mit einem von Julians Leuten, Filip, bereits auf uns wartete. Julian stellte mich kurz als ›Ellis‹ vor, und ich erntete einen mißtrauischen Blick von Erman. Er schien mich wahrhaftig nicht zu erkennen. Filip, ein grobschlächtiger, beschränkt wirkender Klotz von Mann, nickte nur und brummte gleichmütig.
    Wir gingen zu Fuß durch den nieselnden Regen zum Blauen Viertel. Unser Ziel war eine Schenke in der Nähe des Hafens, die ich einmal mit Daron besucht hatte. Die Straße vor der Schenke war menschenleer und dunkel. Julian gab Filip und mir ein Zeichen zu warten und machte in Ermans Begleitung einen kurzen Rundgang über den finsteren Hinterhof und die Seitenstraße, an die die Außenwand des Gebäudes grenzte. Kurz darauf kehrten sie zurück. Erman knurrte: »Ein Ausgang auf den Hof hinaus. Wahrscheinlich führt er zum Hinterzimmer. Sollten wir im Auge behalten.« Filip nickte. Julian machte eine befehlende Kopfbewegung, und wir traten ein. Der Schankraum war schwach besucht und düster. Julian ging zum Tresen, wechselte einige Worte mit dem gedrungenen Wirt und winkte uns dann, ihm in den hinteren Teil des Gebäudes zu folgen.
    Das Hinterzimmer war dunkel und schmuddelig und führte, wie Erman vermutet hatte, zu dem engen Hinterhof hinaus. Julian wies uns stumm an, uns neben der Hoftür zu postieren und blickte dann in die Runde. Die Gruppe von Menschen, die sich hier um einen großen Tisch versammelt hatte, war bei unserem Eintreten verstummt und starrte uns feindselig an. Ich erkannte einige meiner früheren Kollegen, darunter den grimmig dreinschauenden Daron und Katarins Freundin Jannin. Katarin selbst war nicht anwesend, was mich zugleich erleichterte und beunruhigte. Ich sah Daron geradewegs ins Gesicht, weil er der Tür genau gegenübersaß, und er musterte mich gleichgültig und ein wenig verächtlich. Er erkannte mich wirklich nicht.
    Julian hatte am Tisch Platz genommen und faltete gelassen seine Hände. Die Gesichter der Versammelten wandten sich ihm zu, und ich las nichts Gutes in ihren Augen. Es herrschte unheilvolles Schweigen, das der Magier schließlich brach.
    »Nun, ihr habt mich hierhergebeten, um mit mir etwas zu besprechen? Ich höre.«
    Jannin räusperte sich und kam gleich zur Sache. »Ruud, das Blaue Viertel ist nicht länger gewillt, Abgaben an dich zu entrichten. Zudem sind wir der Meinung, daß der Krone über dein verbrecherisches Tun berichtet werden muß. Ein Bote mit unserem Bericht ist bereits zur Kronstadt unterwegs. Du kannst es dir also sparen, uns weiter zu bedrohen oder einzuschüchtern. Dein Spiel ist vorbei.«
    Die anderen tuschelten beifällig und sahen Julian haßerfüllt an. Der lächelte verhalten und hob in einer fragenden Geste die Hände. »Das ist ja recht interessant«, sagte er mild. »Aber warum erzählt ihr mir das überhaupt, statt in aller Ruhe abzuwarten, bis die Garde der Krone kommt und mich verhaftet?«
    Jetzt ergriff Daron mit zornbebender Stimme das Wort: »Um dir zu zeigen, daß es keinen Sinn mehr hat, wenn du uns weiter deine Mörder auf den Hals schickst! Und um dir eine Chance zu geben, wenigstens eine deiner Untaten wiedergutzumachen. Wo ist Katarin, was hast du mit ihr getan?«
    Julian zog die Brauen hoch und zuckte mit den Schultern. »Woher soll ich wissen, wo sich euresgleichen so herumtreibt?« fragte er spöttisch. »Ich halte sie nicht bei mir zu Hause versteckt, wenn ihr das meint. Die kleine Hure ist ganz und gar nicht mein Typ. Vielleicht war sie unvorsichtig und ist ins Hafenbecken gefallen.« Daron sprang wutentbrannt auf und verfluchte Julian mit überschnappender Stimme. Seine Freunde riefen erregt durcheinander.
    Julian saß in dem Trubel und wirkte völlig gelassen. Ich bemerkte, daß Erman neben mir seine Haltung änderte. Er stand plötzlich sprungbereit da, mit wachsamem Blick auf den Tisch und halb zur Tür gewandt. Was dann geschah, passierte so schnell, daß weder Erman noch Filip rechtzeitig eingreifen konnten. Ein Messer blitzte auf und nagelte Julians rechte Hand auf den Tisch. Er schrie heiser und überrascht und richtete sich auf, um sich zu befreien. Im

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