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Ellorans Traum

Ellorans Traum

Titel: Ellorans Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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sich hinzublubbern und dicke Blasen aufzuwerfen. Gelblicher Rauch stieg auf, es roch scharf nach faulen Eiern und Fisch. Julian lehnte sich an die Tischkante und blätterte in einem kleinen Büchlein. Dann schrieb er etwas auf ein dünnes Pergament, flüsterte eine Beschwörung und stäubte grünes Pulver aus einem dünnen Röhrchen darüber. Er verbrannte das Blatt über der Flamme, die dem Brenner entsprang. Es gab einen leisen Knall und eine grüne Stichflamme. Der Magier murmelte etwas in einer Sprache, die ich nicht kannte und klopfte sich die Hände ab.
    »So, es kann losgehen«, rief er munter. Ich fuhr zusammen, so gespannt hatte ich auf sein Tun geachtet. Er griff nach einer Zange und hob den Glaskolben mit der brodelnden Flüssigkeit vom Feuer. Vorsichtig schüttete er den Inhalt in eine flache Porzellanschale und blies sachte darüber. Die Oberfläche der Flüssigkeit, die im Erkalten eine stahlgraue Färbung annahm, kräuselte sich sanft unter seinem Atem. Er steckte seinen kleinen Finger hinein und roch mißtrauisch daran. Dann verzog er das Gesicht und sagte: »Tut mir leid, Ell. Das wird ganz scheußlich schmecken, aber ich kann jetzt nichts mehr daran ändern. Halte dir die Nase zu und kippe es schnell runter.« Er drückte mir die Schale in die Hand und sah mich erwartungsvoll an.
    Ich blickte angeekelt auf die graue, dicke Flüssigkeit und dann auf Julian. »Alles?« fragte ich kläglich.
    »Alles. Und möglichst, ohne abzusetzen.«
    Ich holte tief Luft, schloß die Augen und setzte die Schale an. Beim ersten Schluck würgte ich schon, so widerlich schmeckte das Zeug. Es fühlte sich schleimig und auf schreckliche Weise lebendig an, als es meine Kehle hinunterglitt. Ich konnte spüren, wie es in meinen Magen kroch und ihn bis in den letzten Winkel auszufüllen begann. Mannhaft schluckte ich alles bis auf den letzten Tropfen hinunter und ließ die Schale sinken. Ein übermächtiger Brechreiz krampfte mir die Eingeweide zusammen, und ich mußte heftig schlucken, um die eklige Substanz im Magen zu behalten.
    Julian reichte mir einen Becher mit Wein und bedeutete mir, ihn auszutrinken. Ich lehnte mich in den Stuhl zurück und atmete tief und gleichmäßig, um den Brechreiz zu bekämpfen. Der Schweiß trat mir aus allen Poren. Grünlicher Nebel wallte vor meinen Augen. In meinen Ohren brauste und rauschte es wie von Meeresbrandung. Ich umklammerte die Lehnen meines Stuhles und fühlte, wie ein taubes Gefühl an meinen Beinen emporkroch, sich über meinen Unterleib zog, die Brust erreichte und dann mein Gesicht lähmte. Ich konnte meine Glieder nicht mehr spüren, ich war nicht mehr fähig, zu sprechen oder mich zu bewegen, und offenbar schlug auch mein Herz nicht mehr.
    Unnennbare Zeit schwebte ich in diesem toten Zustand und war zu nichts anderem in der Lage, als panische Angst zu empfinden. Die Schleier vor meinen Augen formten seltsame Gestalten, die mir zu winken schienen. In den Geräuschen, die meine Ohren füllten, erklangen Stimmen und Wortfetzen, die ich nicht deuten konnte. Ich wollte schreien, aber in meinen Lungen war keine Luft, und meine tauben Lippen, wenn es sie denn überhaupt noch gab, gehorchten mir nicht.
    »Elloran«, sagte eine geduldige Stimme. »Hörst du mich? Komm zurück. Elloran.« Ich zuckte schwächlich mit den Fingern. Große Göttin, ich konnte meine Hände wieder spüren!
    »Elloran. Kannst du mich hören? Elloran – ah, das ist gut!« Kräftige Finger massierten meine erstarrten Hände. Meine Lider flatterten, und ich begann schemenhaft, meine Umgebung wahrzunehmen. Zotteliges schwarzes Haar kam in mein Blickfeld. Als meine Augen langsam wieder klar wurden, erkannte ich Julian, der vor mir kniete und meine Finger und Unterarme rieb. Er sah mich mit großer Besorgnis an. Ich hustete und versuchte mich aufzurichten.
    »Bleib, wo du bist«, befahl er und legte mir seine Hand auf die Schulter. »Das war knapp, Neffe. Ich dachte, ich hätte dich verloren.« Er preßte die Lippen zusammen. »Das Gift hatte schon einen großen Teil deiner Eingeweide angegriffen und begonnen, sie zu zersetzen. Es ist wirklich erstaunlich, daß du das überlebt hast!«
    Er wandte sich ab und füllte einen Becher mit Wasser, den er mir an die Lippen hielt. Ich trank hastig wie ein Verdurstender, und das kühle Wasser rann wie ein Feuerstrom durch meinen Körper.
    Julian hantierte zwischen kleinen Behältern und Päckchen auf einem schmalen Bord herum. Dann faltete er sich wieder neben mir

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